Zum Inhalt springen

Zedler:Wein, (Agrimonien- oder Odermennig-)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
unkorrigiert
<<<Vorheriger

Wein, (Africanischer)

Nächster>>>

Wein, (Alant-)

Band: 54 (1747), Spalte: 462–464. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|54|Wein, (Agrimonien- oder Odermennig-)|462|464}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Wein, (Agrimonien- oder Odermennig-)|Wein, (Agrimonien- oder Odermennig-)|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1747)}}

Wein, (Agrimonien- oder Odermennig-) deren von dem Wohlerfahrnen und Curiösen Kellermeister, im II Theile seines Kunstbuchs, p. 397. u. f. dreye beschrieben werden: Als 1) Einen Agrimonien- oder Odermennigwein zu machen, von welchen es denn heißt: Die alten Medici gedencken des Agrimonienweins in ihren Schrifften gar nicht, dessen sich billig zu verwundern, sintemahl sie andrer Kräuter Weine beschrieben haben, die man besser als dieses edlen Krauts Wein entbehren kan. Zu unserer Zeit aber ist er bey etlichen im Gebrauch gekommen, und zweifelt man gar nicht, wenn man die herrliche Krafft, Tugend und Nutzbarkeit dieses Weins wüßte, und sie den gemeinen Practicanten, oder dem gemeinen Manne bekannt würden, es würde kein Hausvater nicht seyn, der nicht auch jährlich einen Agrimonienwein im Herbste würde zurichten, daß er denselben übers Jahr brauchen möchte, den Leib in guter Gesundheit zu erhalten. Es wird aber dieser Wein wie der Wermuthwein, und andre Kräuterweine zugerichtet: man nimmt des Agrimonienkrauts mit Wurtzeln, Kraut, Blumen und aller seiner Substantz, von der Erde wohl gereiniget, gewaschen, und im Schatten und Lufft wohl getrocknet, ein gut Theil, das zerschneidet man, und machet sie mit Häselnen ober Hahnbuchenen Spähnen in ein Fäßlein ein, füllet dasselbe hernach mit einem guten Moste zu, und lässet den Most darüber vergähren, wenn das geschehen, lässet man ihn nach einigen Monaten ab, und verwahret ihn, daß man übers Jahr davon trincken kan, allerdings wie einen andern Wermuthwein. Dieser Agrimonien-, oder Odermennigwein ist ein edler und heilsamer Wein, die Leber vor allen andern Kräuterweinen zu verwahren, deren Verstopffungen zu öffnen, den Magen zu stärcken, die Dauung zu befördern, die Leber und alle innerliche Glieder in Gesundheit zu erhalten, den Menschen vor allen Fiebern, der Gelbsucht, den grünen Siechtagen, der Wassersucht, Grieß und Stein zu verwahren, die böse bleiche Farbe zu vertreiben, das Geblüte zu reinigen, alle Fäulniß zu verhüten, und den Menschen in beständiger Gesundheit zu erhalten. Und ist solcher Wein ein sonderlich heilsamer Tranck in Heilung der Wunden, alter bösen flüßigen Schäden, Fisteln, Krebs, und Scharbocks, beständig zu einem Speisewein getruncken. 2) Oder man nimmt des ausgetrockneten Agrimonien Krautes fünf Untzen, Rhabarbarwurtzel 5 Loth, bittere Mandeln 3 Loth, rothe Rosinen 1½ Loth, Aniessaamen 1 Loth, Haselwurtze1, Färberrothwurtzel, Perersilgensaamen, jedes ein halb Loth, die Kräuter und Wurtzeln muß man klein schneiden und die bittern Mandeln klein stossen, darnach alle Stücke durch einander vermischen; und mit Häselnen und Hahnbuchenen Spähnen in ein zwölffmäßiges Fäßlein einmachen, folgends mit einem guten Moste zufüllen, und darüber vergähren lassen. Dieser Wein eröffnet die Verstopffung der Leber, und vertreibet die Geschwulst derselben, kömmt der Wassersucht zu Hülffe, bringet die verlohrne natürliche Farbe wieder zu recht und vertreibet die grünen Siechtage, 3) Ein Agrymonienwein, für Verstopffung der Miltz, stetiges Stechen der lincken Seite, und für die aufgeblähete und geschwollene Miltz. Man nimmt des ausgetrockneten Agrimonien-Krautes 16 Untzen, Spickanarden-Kraut oder groß Nesselfahren, Hirschzungen-Kraut, jedes 8 Loth. Diese Kräuter zerschneidet man klein, und machet solche mit eschenen Spähnen in ein sechzehmmäßiges Fäßlein, schüttet guten Most darüber, lässet ihn vergähren, und trincket das Jahr davon für obgemeldete Gebrechen.