Zedler:Wein, (Anis-)

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Wein, (anzicker und sauerer)

Band: 54 (1747), Spalte: 474–475. (Scan)

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Wein, (Anis-) wie selbigen der Wohlerfahrne und Curiöse Kellermeister, im II Theile seines Kunstbuchs, p. 400. u. f. zuzurichten lehret, und zwar 1) also: Man nimmt des besten gereinigten Aniessamens gestossen, durch ein Sieb geschlagen, und in ein leinen Tüchlein oder Säcklein gebunden 18 Loth, das hängt man in 80 Pfund, d. i. 15 Elsasser Maaß neues Mosts, und lässet solchen darüber vergähren, aber es ist besser, daß man das Säcklein, (wie bey andern Kräuterweinen gebräuchlich) mit dem gestossenen Saamen in ein Fäßlein, mit Häselnen, Hahnbuchenen oder eschenen Spähnen einschlage, darnach mit gutem Moste zufülle, und also vergähren lasse, so wird er bald lauter, da kan man über ein Jahr davon trincken, man muß ihn aber nach zwey ober drey Monaten ablassen, und ferner, wie mit andern Weinen, handeln. Dieser Aniswein wird absonderlich gelobt, für die Schmertzen der Gedärme und des Eingeweides; auch für die Aufblähung der Miltz, sonsten löset er auf alle innerliche Verstopfung, zertheilet die Winde, stillet das sauere Aufstossen des Magens, hilft der Dauung, mildert das Grimmen, und ist sonderlich den Säugammen dienlich und gut, indem er ihnen viel Milch machet, wenn sie solchen etliche Tage mit Zucker vermischt, trincken, er vertreibet den Nierenschmertz, und alle Gebrechen, so von Blästen verursachet werden, und führet den Gries aus. Es mag auch dieser Wein zu allen andern innerlichen Kranckheiten, dafür sonst der Anis gut ist, heilsamlich gebrauchet werden. Oder er wird 2) von mehr Stücken folgender Gestalt gemachet: Man nimmt Anissaamen 6 Loth, Zimmetrinde 4 Loth, Fenchelsaamen, Mattkümmel, Poley, Thymiankraut, Ammeysamen, jedes 2 Loth, Cardomomen, Cubeben, weissen Ingwer, indianische Spikenarde, Galgant, langen Pfeffer, Pfefferkörner, jedes 1 Loth, Jungfrauenhonig 2 Pfund, guten feinen Zucker ein Pfund. Alle diese Stücke klein geschnitten und gröblich zerstoßen, darnach mit dem Honige und Zucker vermischt, in ein Fäßlein mit Hahnbuchenen, oder Eschenen Spähnen eingeschlagen, und folgends 26. Maaß guten Most darüber gefüllet, und also vergähren lassen. Dieser Wein erwärmet und stärcket den Magen, und alle innerliche Glieder er dienet zu der Härtigkeit des Eingeweides, zertheilet die Winde, führet sie aus und nimmet die Aufblähung des gantzen Leibes hinweg. Wenn einer kalte Fische, Obst oder kalte Früchte, als Melonen, Gurcken, Pfersing und dergleichen gegessen, und Schaden davon genommen hätte, der trincke einen Becher voll dieses Weins, es wird ihm von Stund an geholfen. 3) Gesottener Aniswein, wird wie andere gesottene Weine bereitet, entweder, daß man den Anis mit dem Moste oder Weine, wie den Alantwein sieden lässet, oder daß man ihn nur darein thut, und eine Zeitlang darüber stehen lässet. Dieser Wein hat viel herrliche Tugenden: Er ist gut für alle Verstopffung und Anhäuffung, für alle Blähung des Leibes. Er ist gut den Weibern denen die Gänge und Adern der Mutter verstopft, bringet Milch und reiniget sie; wenn sie vielleicht böse wäre. Ist auch gut für das Lendenweh und den Stein, treibet ihn bald fort und ohne Schmertzen, und übertrifft hierinne alle andre Artzneyen.