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Zedler:Wein, (Bayer-)

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wein, (Beer-)

Band: 54 (1747), Spalte: 482–483. (Scan)

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Wein, (Bayer-) Der Bayerwein habe das Lob, so schreibe: D. Göritz aus Regenspurg in den Breßlauer Naturgeschichten, Vers. XXX. p. 414. daß er guten Eßig mache, dessen auch in Regenspurg jährlich eine grosse Menge verfertiget, und hin und wieder verführet werde. Nichtsdestoweniger komme auch aus etlichen Beeren guter Wein, den mancher für Rhein- oder Franckenwein getruncken. Das Hauptwerck komme darauf an, daß der Weinberg 1) ein rechtes Lager und gnung Sonne habe; 2) das Erdreich dienlich sey, und recht gehalten werde; 3) die Weinstöcke von guter Art wären, deswegen viel Muscateller daselbst gezielet werde, und zu Regeldorff bey der gnädigen Herrschafft noch eine andere Art Trauben, so ungemein süß, ob sie gleichg gantz grün und schlecht aussähen; 4) hätten sich einige die Mühe genommen, und die Trauben vor der Presse abgekämmet, die Rampffen weggeworffen, und die Beeren alleine pressen lassen, davon dann nicht nur süsser Most geflossen, sondern auch guter Wein daraus geworden. Um Wörth herum, vier Stunden von Regenspurg, wachse rother Wein von solcher Gute, daß er schon mehr als einmahl für Ofner getruncken worden. Er sey angenehm und mollicht, berausche aber mehr, als Oesterreicher. Was Göritz am Bayerweine bemercket, und bewundert, sey dieses, daß der meiste wenig Weinstein gebe, davon hernach einige übel geschlossen, er könne auch keinen Stein und Podagra machen. Göritz hätte selbst Gelegenheit gehabt, einstmahls ein achtzig-eymeriches Faß inwendig zu besehen, so zehen Jahr mit neuem Bayerweine gefüllt gewesen, und hernach abgezogen worden; allein es habe sich kaum drey Loth Weinstein darinne gefunden. Doch es wäre etwan besser, wenn er seinen Weinstein fallen ließ, vielleicht würde der Wein geschlachter. In dem menschlichen Leibe müsse er sich schon besser ausbreiten, weil er Stein mache. Nur ein Exempel anzugeben, so falle ihm ein achzig-jähriger Mann bey, der sonst von starcker Natur gewesen, und von einem so guten Gesichte, daß er auch niemahls eine Brille nöthig gehabt. Dessen gantze Klage sey der Nierenstein gewesen, so ihm viel zu schaffen gemacht, daß er auch öffters, nach gemachter Bewegung mit Reuten oder Fahren, Blut geharnet. Die letzten vier Jahre vor seinem Tode sey auch der Blasenstein dazu gekommen, so ihm nicht allein ein beschwerliches Drängen verursachet, sondern es wäre auch endlich erfolget, daß er das Wasser nicht halten können, und elendiglich sterben müssen. Wie Göritz nun bey Uebernehmung solcher Patienten allezeit darauf dringe, die wahre Gelegenheit gebende äusserliche Ursache zu erfragen; so habe es geheissen, daß er sein Lebtage im Salatessen unersättlich gewesen, und sein Labsal im Bayerweine gesuchet, weil er solchen selbst gebauet, und von andern vernommen, er mache keinen Stein, weil er keinen im Fasse anlege. Allein Göritz habe ihm erkläret, daß sein Zustand gar wohl davon hergeleitet werden könne, und ihm deswegen gerathen, davon abzustehen, seinen Wein lieber zu verkauffen, und halb so viel andern anständigern zu trincken: Denn er wäre vielmehr besorget, daß der Bayerwein seine sauern Erdtheilgen im menschlichen Leibe anlege, die Blutmasse damit anstecke, die Gefässe zusammen ziehe, und so dann in den Nieren zu Anhäuffungen und Erzeugung des Steines Anlaß gebe. Wer es also zu bezahlen habe, der solle für den Stein keinen Bayerwein, sondern einen guten Hinninger Bleicher bey einem Glas Wasser trincken, und dabey das Bier vermeiden, so werde er finden, daß ihm was Gutes gerathen worden.