Zedler:Wein, (Italiänischer)
Wein, (Italiänischer). Die Italiänischen Weine, Lat. Vina Italica, sind wohl von den Delicatessen mit, die in der Welt gefunden werden, immassen fast keine Provintz in gantz Italien anzutreffen, die nicht etwas sonderbares von vortrefflichen Weinen hervor bringen solte. Wir wollen solche der Ordnung nach erzehlen, und zwar erstlich die, so von andern Orten überbracht werden, vorstellen: 1) Vinum Malvaticom, Malvasier; Dieser wächst auf der Insel Candia, die vormahls Creta hieß. Man machet dessen daselbst zweyerley Art, der eine ist Malvasia, oder Liatico, welcher von Farbe weißgelb, wie ein Rhein-Wein, und am Geschmack etwas herbe ist: Diesen sendet man weiter nicht, als nach Welschland. Den andern nennet man Malvasia dolce, selbiger wird in Kesseln gesotten, und weiter geschickt; Er ist süß, von Farbe Goldgelb, und ein fürtrefliches Geträncke. (Manna alla bocca & Balsamo al Cervello.) Er wird aber selten unverfälscht zu uns gebracht. Derjenige Malvasier, welcher in Deutschland kommet, ist mehrentheils Vinum passulatum, ein gekünstelter Rosinenwein. 2) Vibacum seu Reibolicum. Scheinfall, wächset in der Landschafft Istria, an dem Adriatischen Meerbusen, und zwar prope Fontem Timavum, auf einen felsichten Hügel, Prosec genannt; daher der Zunahme Prosecker Rheinfall entstanden. Man nennet ihn auch Vinum Pacinum, welchen allein, und keinen andern, die Kayserin Julia Augusta getruncken, und ihm nach dem Zeugniß Plinii Lib. XIV. c. 6. zugeschrieben, daß sie 82. Jahr alt worden. Die daselbst wohnende Bauern, welche den Rheinfall, als ihren gewöhnlichen Tranck trincken, sollen auch sehr alt, und selten kranck werden. 3) Rosacium, Rosatzer; Dieser wächset in der Landschafft Friul, und zwar in der Gegend Aquileja, nahe bey der Stadt Rosaccio. Sabellicus meynet, daß er dem Falerno nella Campania nachahmet. 4) Rhaticum oder Veltliner; Sein Vaterland ist die Grafschafft Vallis telina, oder Volturena, so den Rhätis, welche man Grisones oder Graubündter nennet, zuständig. Suetonius bezeuget, daß der Kayser Augustus diesen Wein sehr geliebet, und Plinius Lib. XIV. c. 6. giebt ihm nach dem Falerno die näheste Stelle. 5) Vernacium, Vernatzer; Dieser hat seinen Nahmen von dem rothen Berge Vulnetia, oder Vernatia, unter der Herrschafft der Genueser gelegen. Der Weinbau selbiger Orten ist werth anzusehen, weil die Berge im Genuesischen Gebiere, nicht allein sehr abschoßig und hoch, daß auch die überhinfliegenden Vögel ermüden, und darbey so felsig, daß dem Ansehn nach keine Feuchtigkeit darin vorhanden, sondern es seyn auch die darauf gepflantzten Stöcke so dürre und mager, daß sie mehr dem Epheu, als den Weinreben ähnlich seyn; Nichts destoweniger wird daraus ein Wein, welcher der Könige Tafel zieret, gepresset. 6) Lachryma, Thränenwein, wächset an der Wurtzel des Feuerspeyenden Berges Vesuvii, im Königreich Neapolis gelegen. Er hat seinen Nahmen daher, weil er zuerst aus der Kelter laufft, specie lachrymarum, in Gestalt der Thränen, ehe noch die Trauben geprest werden; ist röthlich, von Geschmack ziemlich Weinhafftig, süßlich, picquant, anmuthigen Geruchs, nähret mäßig, stärcket den Magen, erfreuet das Hertz, und thut dabey dem Haupte keinen Schaden. 7) Muscatellum Falsicorum, Vin de Montefiascon. Diesen bauet man bey der Stadt Montefiascon am Berge Alcino nella Campagna du Roma, aus eitel Aplanischen Trauben, welcher an sich blanck ist, der aber aus etwas gedruckneten Trauben gekeltert, siehet röthlich aus. Dieser Wein ist so delicat, daß sich jener Prälat darinne zu tode gestossen, dem sein Diener diese Grabschrifft gesetzt: Propter est, est, Dominus meus mortuus est. 8) Albanum; Wächst bey der Stadt Alba, im Päbstlichen Gebiete, und wird in Rom am meisten getruncken, jedoch mehr der weise als rothe. Vinum Marzeminum wächst um Vicentz und Padua, mehr rother, als weisser; ist auch ein fürtreflicher delicater Wein, der sonderlich beliebt wird.