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Zedler:Wein, (Szent-Gyorgier-)

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Wein, (Tamarisken-)

Band: 54 (1747), Spalte: 622. (Scan)

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Wein, (Szent-Gyorgier-) Lat. Vinum Szent-Györgyense, ein Wein, der um die Gegend von Szent-Gyorgia, einen Ort in der Ungarischen Grafschafft Presburg, wächßt. Es ist dieser Wein auch noch jetzo sehr beliebt; und dieses zwar nicht ohne Ursache: denn er ist sowohl starck an Geruch, als auch angenehm an der Farbe und lieblich an Geschmack, welche 3 Stücke, wie allen denenjenigen, die gerne Wein trincken, bekannt ist, zu der Güte desselben gehören. Daher haben auch die Einwohner dieses Orts einen starcken, und vortheilhafften Handel mit Weine getrieben. Die Pohlen und Schlesier kamen dahin und holeten nicht selten eine so grosse Menge Weins ab, als wohl kaum in einen Jahre daselbst wächst, und liessen ein ansehnlich Stück Geld davor zurück. Es hat diese Glückseeligkeit der Szent-Györgyenser über ein anderthalb Jahrhundert gedauert, nemlich von dem Wladislao, der 1516 zu regieren aufgehört, bis auf die Zeiten Kaysers Leopolds. Man erzehlt, daß als Wladislaus seinen Bruder Sigismundum, König von Pohlen, nach Presburg geruffet hätte um daselbst mit dem Kayser Maximiliano ein Bündniß zu schliessen, und die Heyrath Ludwigs, seines Printzens, mit der Maria von Oesterreich zu veranstalten: so hätte dem König von Pohlen dieser Wein so sonderlich wohlgefallen, daß er von dieser Zeit an grosse Last-Wägen mit dergleichen Wein sich habe in sein Königreich schaffen lassen. Diesem Beyspiel ihres Königs ahmeten die Magnaten in Pohlen nach, daß fast alle Keller dieser Grossen mit dergleichen Weine zu dieser Zeit, und auch nachdem angefüllet waren. Es hat diese Hochachtung bis auf Johannem III gedauret, von welchem man erzehlt, daß er nachdem glücklichen Entsatz und der Befreyung der Stadt Wien, wie die Christliche Armee nicht weit von Presburg ihr Stand-Quartier genommen hatte, sich an diesen Ort, der ihn vorher durch den guten Wein schon war bekannt worden, begeben habe. Doch wenn man es offenhertzig gestehen soll, so sind die Szent Györgienser selber Schuld daran, daß er nicht mehr in den vorigen Ansehn steht. Nemlich weil ihr Wein es dem Tockayer gleich thun solte, so verfertigten sie aus getrockneten Trauben einen Safft; welches nicht anders als schädlich diesem Wein seyn konnte, denn da dem übrigen die süssesten Trauben entwand waren worden; so muste er nothwendig vermöge seiner Stärcke einen herben Geschmack bekommen. Unterdessen muß man dennoch diesem Weine Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß wenn er ordentlich gelassen wird, noch jetzo ein köstlicher Tranck ist, und welcher nicht nur auf geringe Tische sondern auf Fürstliche Tafeln sich gehört. Belii Notit. Hung. T. I p. 31.