Zedler:Wein (trüber)

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Wein, (Tropf-)

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Wein, (Trunckene ohne)

Band: 54 (1747), Spalte: 625. (Scan)

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Wein (trüber) Vinum turbidum Dergleichen Weinen durch verschiedene Handgriffe zu helffen, lehret der Wohlerfahrne und Curiöse Kellermeister, im Isten Theile seines Kunst-Buchs, p. 308. u f. folgendermassen, und zwar 1) Einen Wein, der seiger, trübe, oder ohne Farbe ist, wieder zu rechte zu bringen: Man nimmt zu einem halben Fuder, einen Kübel voll blauen Letten oder Leimen, und klopftet ihn klein in einem kleinen Züberlein, giesset daran ein frisches Wasser, lässet es zwey Stunden darauf stehen, seihet das Wasser ab, und rühret mit einem Holtze den Letten gar wohl, und giesset wieder ein frisches Wasser dran, lässet es stehen wie zuvor, seihet denn das Wasser wieder ab, thut solches des Tages dreymahl, auf die Nacht giest man wieder frisch Wasser dran, lasset es die Nacht darauf stehen, zu Morgens seihet man das Wasser wieder ab, und trägt den Letten für das Faß, und rühret ihn mit Weine an, daß er dünn werde. Nimmt dessen ungefehr 15 Maas, und acht Maas süsse wohlabgeraumte Milch, thut drey Maas Milch in den Letten, und etwas weniges Branntwein, rühret es unter einander, und nimmt ein Pfund Krafftmehl, zerreibet es mit zwey Maas Milch, und lässet acht Maas Wein aus dem Fasse, ehe man besagte Mixtur darein thut, giesset dann das Krafftmehl vor erst darein darnach den Letten auf das halbe Theil, rühret es alles in dem Fasse wohl unter einander, und giesset ein wenig Branntwein in das Faß, und füllet das Faß mit Weine auf ein Maas, giesset ein Maas Wasser drein, rühret es nicht mehr, macht den einen Zapfen in das Faß, und läßt ein halbes Maas heraus, denselben Wein schüttet man in ein ander Faß, thut es des Tages einmahl, und giesset allwege frisch Wasser darein, lässet den Wein acht Tage lang liegen, und am neunten Tage ein sauber Faß zurichten, einen gantzen Spahn darein brennen, und den Wein ablauffen, so ist er gerecht, denn wird man Wunder erfahren. Es ist bewährt. 2) Trüben Wein zu läutern. Man nimmt ohngefehr auf ein Fuder solches Weins, 6o oder mehr Eyer, thut den Dotter davon, und schlägt das Weiße von den Eyern in einen Kübel, zerklopft es denn mit frischen Rüthlein, so lange, bis es gantz dünne worden, wie ein Wasser, nimmt denn ein Pfund Alaune, stösset solche klein, und subtil wie ein Mehl, nimmt darzu ein Viertel Milch, rühret die Alaune in die Milch, so wird es als ein Mus, zerreibet die Alaune wohl in der Milch mit einem Löffel, und giesset es denn mit einander durch ein Sieb, Durchschlag, oder leinen Sack oder Tuch, und treibet es fast durch. Darnach giesset man das Weisse von den Eyern darein, und lässt aus dem Fasse des Weins ziemlich viel darunter, rühret alles durch einander, und hinter dem Spunde, recht bey den Reiffen, bohret man ein Loch mit einem Zapffenneber, und stösset einen Trichter in das Loch, giesset darnach das Eyerklar, Alaune und Milch mit dem Weine oben durch den Trichter in das Faß, und rühret dieweile den Wein zu dem Bitt- oder Spunde mit einem kurtzen Rührscheide, daß die Materie sich gleich in dem Weine theile vermacht alsdenn das Faß gar wohl, innerhalb 14 Tagen nun, wird der Wein gantz lauter und frisch, will man nun den Wein gelinder machen, so nimmt man auch ein Pfund Zucker darzu. Oder man nimmt eine Handvoll Weinstein, stösset den klein in einem Mörser, thut solchen in ein leinen Säcklein, sehr wohl mit gebrannten Leimen verwahret, legt es in ein Feuer, daß der Weinstein wohl gebrannt werde, und bricht den gebrannten Leimen daran, so wird der gebrannte Weinstein seyn, wie ein weisses Mehl, darnach zerstößet man ihn in einem Mörser, macht solchen in einen leinen Sack, der oben weit und unten enge sey hänget den Sack mit dem engen Theile zu dcm Spunde in den Wein, daß der Sack in dem Weine hange, irgend zweyer Finger tieff, so zeucht der Wein den Weinstein an sich aus dem Sacke, als ob es Saltz wäre, und damit läutert sich der Wein gar schön. Ist bewährt. Oder man nimmt einen reinen alten Filtz, der einer Hand breit, und einer Spannen lang sey, machet solchen an dem einen Ort gar spitzig, nimmt darnach ein sauber Becken, giesset es voll frisches Wasser, legt den Filtz mit dem breiten Orte in das Wasser, lässet das spitzige Ort herausser hangen, so zeucht der Filtz das Wasser an sich und treuffet an dem spitzigen Orte herab, und weil der Filtz an dem breiten Orte Wasser hat, so träufft es an dem spitzigen Orte, solchen Ort nun muß man in des Fasses Spund hängen, so treufft das frische Wasser in den Wein, mit dem Weinsteine, von diesen zwey Stücken nun, wird der Wein schön lauter, frisch und natürlich, Ist bewährt. 3) Trüben und molckenfarbenen Wein schön zu machen. Man muß allezeit auf einen Eymer Wein ein Maas Milch nehmen, die wohl abgenommen, und recht blau sey, alsdenn muß man ein Loch neben den Spund machen, einen Trichter darein stecken, die Milch durchgiessen, das Spundloch aber darbey offen lassen, und mit einem Rührscheide den Wein so lange unter einander rühren, so lange man mit Hineingiessen der Milch umgehet, so durchkriechet die Milch den Wein desto besser, und ziehet sich so zugleich auch die Trübe mit auf den Boden, darnach muß man solchen bald ablassen. Es ist bewährt. 4) Auf andere Art, trüben Wein schön zu läutern. Man nimmt Rockenteig so viel man bedarff, und giesset solchen durch den Spund in den Wein, rühret ihn wohl durch einander mit einem Spadel, lässet ihn etliche, als vier, fünff, oder sechs Tage ruhen, nachdem das Faß groß oder klein ist. 5) Auf andere Art, trüben Wein schön zu läutern. Man nimmt ein Pfund weisse Alaune, stösset sie und thut solche in das Faß, rühret es wohl unter einander, füllet das Faß und spündet es zu, lässet es 3 oder 4 Tage liegen, so hat man wieder schönen klaren Wein. Es ist bewährt. Oder, man nimmt eine Handvoll Benedicten-Wurtzel, und hänget sie in den Wein, er wird schön und lauter davon. 6) Einen trüben ungeschmacken Wein, klar und wohlgeschmack zu machen. Wenn der Wein, nebst dem bösen Geschmacke, auch trübe wäre, so nimmt man nur Nespelnsteine, auch etwas Rinden von solchen Stauden, stösset es mit einander ziemlich klein, und hänget es in das Faß, oder wirfft es gar darein, und rühret den Wein wohl unter einander, er wird wiederum klar und gut. 7) Firnen Wein, so trübe worden, wiederum lauter zu machen. Wenn der firne Wein trübe worden, so nimmt man anderthalb Quint. schwehr gantzen Saffran, zwey Quint. gesotten, und wohl verschaumten Honig, und eine Handvoll reines Weitzen-Mehl, menget dieses alles wohl unter einander, schüttet es in das Faß, schläget es zu, und lässet es also drey Tage stehen, so wird der Wein lauter. 8) Weissen trüben Wein wiederum klar und lauter zu machen. So muß man zu einer ieden Ohmen Wein einen Becher voll Milch nehmen, und eine Untze Bergalaun, rein und klar gestossen, hernach den Wein in dem Fasse mit einem Stecken wohl aufrühren, bemeldete Dinge hinein giessen, und sie mit dem Rührscheide wohl unter einander rühren, und also bis an den andern Tag stehen lassen, denn kan man unten den Zapffen aufmachen, so wird man befinden, daß diese Medicin alsobald heraus lauffet, benebens aller Trübe, so darinne gewesen, denn bleibet der Wein schön, hell, und klar, als wenn er nie keinen Mangel gehabt hatte. Es ist bewährt. 9) Aufgestossenen trüben Wein wieder lauter und klar zu machen. Wenn ein Wein aufgestossen und trübe worden ist, so nimmt man nur Bergalaun, stösset ihn klein, und thut ihn in das Faß und rühret ihn wohl mit dem Weine unter einander, lässet den Wein sich wieder setzen, so führet er alles Trübe mit sich hinunter auf den Boden, und ist auch unschädlich zu trincken. 10) Ein herrlich Stück trüben Wein wieder hell und klar zn machen. Wenn der Wein aufgestossen, oder sonst trübe worden, und ihr ihn wieder klar machen wollet, so nehmet zu ieder Ohmen, acht oder neun Eyer, vier Untzen gestossen Glas, und auch so viel gestossenen Marmorstein, vier Untzen schöner Alaun, menget diese Dinge wohl unter einander, in einer Schüssel, bis sie sich wohl einverleibet, zerreibet es hernach mit ein wenig Wasser, und schüttet es also in das Faß, welches aber nicht zu voll seyn muß, und rühret mit einem Stecken den Wein wohl auf, lasset ihn hernach wieder setzen, so werdet ihr mit Verwunderung befinden, daß sich alle Trübe auch mit gesetzt hat. Es ist bewährt. Oder, man nimmt die so genannten sauern Kirschen oder Weichseln, wirft sie also gantz, wie sie von dem Baume kommen, in das Faß, der Wein muß aber zuvor abgelassen seyn, so wird er wiederum anfahen zu gähren, und bald darauf schön, helle und klar werden. Alsdenn muß man ihn ablassen, und in ein ander zugerichtetes Faß thun. Es ist bewährt. 11) Einen Wein, der nicht recht schön ist, zu erfrischen. Man nimmt zu einem Fuder Wein, ein Pfund Alaun, klar gestossen, rädet es durch ein Sieb, und nimmt das Weisse von ohngefehr 28 Eyern, zerschlägt sie gar wohl mit einer Hand voll Saltz, und seihet sie durch ein Tuch, vermischet es mit einem Viertel desselben Weins, lässet das Faß einer Spannen tieff leer, und rühret es mit einer Kluppen in einen Schaff, giesset ihn damit in das Faß, er wird innerhalb acht Tagen, wieder schön und lauter. Es ist bewährt. 12) Daß ein Wein schön lauter werde. Wenn der Wein im Herbste vergohren, so giesset man in ein Fuder ein Quart guten Weingeist, so wird er lauter, und wird nicht saiger, weil er währet. Ist bewährt. 13) Einen Wein frisch zu machen. Man nimmt frische Nesseln, mit den Wurtzeln, und ein halbes Maas Senffmehl, und hänget es in den Wein. Es ist bewährt. 14) Trüben und übelfärbigen Wein zu läutern. Man nimmt zu einem Fuder Wein, ein Pfund Mandelkerne, ziehet ihnen die äusserste Haut ab, stöffet sie in einem Mörsel, alsdenn giesset man Wasser daran, drücket es aus durch ein leinen Tuch. Darnach nimmt man ein Pfund Weinstein, dürret solchen in einem Backofen, stösset ihn im Mörser, und fähet ihn durch ein hären Sieblein, thut die Mandel-Milch und Weinstein unter einander, rühret den Wein mit einem Rührscheide, alsdenn giesset man die Milch durch einen Trichter, indem man den Wein rühret, und also läst man ihn ruhen. 15) Trüben und übelfärbigen Wein zu läutern. Man nimmt einen weissen Bachsand, wäscht ihn rein und trocken, und siebt ihn, ist des Weins ein Fuder, so nimmt man dieses Sandes ein klein Viertel. Hernach nimmt man das Weisse von 24. Eyern, zerklopfft es wohl, und gießt es auf den Sand, thut es in ein Schaff, und lässet einen Wein daran, geußt es darnach in den Wein, und rühret ihn so lange um, bis er gestehet, lässet ihn also vier Tage rasten. Darnach nimmt man weissen Ingwer, Zimmet, Nägelein, iedes ein Loth, stösset es gröblicht untereinander, thut es in ein Säcklein, hänget es in den Wein, vorhero aber lässet man alles in einem guten Brannteweine verbaitzen, läst es vier Tage darinnen, und deckt es wohl zu, gießt den Branntwein auch in das Faß, und das Säcklein nimmt man wieder heraus, wenn man vermeinet, daß der Wein Krafft genung darvon habe. 16) Auf eine andere Art trüben Wein zu läutern. Man nimmt ein Aechtring Kandel voll weisser Erbsen, thut solche in einen neuen Hafen, geußt daran zwey Aechtring Wasser, und lässet sie sieden, bis die Bälge wollen abgehen, nimmt sie denn, und seihet die Brühe sauber davon, in ein Geschirr, thut die Erbsen weg. Wenn nun die Brühe laulicht wird, so geust man sie oben bey dem Spunde hinein, und lässet den Wein fünff oder sechs Tage rühren.