Zedler:Weingeist, Popps

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Weingeist, (philosophischer) Lulls

Band: 54 (1747), Spalte: 766–774. (Scan)

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Weingeist, Popps, Spiritus Vini, Poppii. Nehmet den edelsten und besten Wein, so man haben kan, der an der Farbe und Geschmack am gefälligsten ist, thut ihn in ein Glas, und füllet den dritten Theil desselbigen damit an, hernach versiegelt es mit Leime, und setzet es acht Tage lang zur Fäulniß in ein Dunstfeuer. Nachdem dieses geschehen, setzet es im Winter, wenn es am kältesten ist, in die Lufft, die Vorlage aber, so man daran geklebet, soll in der Stube oder Wärme stehen, und das andere Glas mit dem Weine in der Kälte. Wenn nun die Kälte das Phlegma zu zwingen und Eiß daraus zu machen beginnet, alsdenn scheidet sich der subtile Geist des Weines von dem Phlegma, und tritt in das andere Glas. Was nun nicht gefroren, dasselbe ist der Weingeist mit seiner Substantz, solches soll man denn nehmen, in einen Pelican verschliessen, und vierzehen Tage in einem gelinden Bade circuliren lassen, hernach über den Helm destilliren, so hat man eine Scheidung aus dem Froste. Und dieser Geist ist gantz subtil, es giebet aber dessen sehr wenig, und nimmt viel Zeit und Arbeit weg, ehe man ihn zu rechte bringet; allein es ist ein künstlicher und philosophischer Proceß oder Zurichtung. Agricola macht seine Anmerckungen darüber, und saget: Wenn einer einen gar subtilen Weingeist machen will, kan er diesem Processe sicher folgen; es gehöret aber gleichwohl eine grosse Vorsichtigkeit darzu, und will den allerbesten Wein haben, der aus Candia oder andern hitzigen Landen gekommen, denn mit unserm Landweine gehet es nicht an, und obschon etwas daraus würde, so ist es doch so wenig, daß es der Mühe nicht werth, auch will das Instrument darzu recht gestellet seyn, sonst die Arbeit ebenfalls vergebens ist. Man muß eine grosse starcke Phiole nehmen, dieselbe mit dem besten Weine anfüllen, und acht Tage circuliren lassen: alsdenn setzet man einen Helm mit einen langen Schnabel auf die Phiole, schläget in dem Stubenfenster eine Scheibe aus, lässet den Schnabel hindurch gehen, und macht das Loch mit Papiere wieder zu, damit das Vorlage-Glas von der Kälte angestossen werde; alsdenn macht man die Vorlage vor, und heitzet fein warm ein, so gehet der Weinschwefel gantz subtil herüber; aber dieses Menstruum würde viel kosten, so man einen Extract damit machen wolte. Wer es aber für sich bisweilen zur Nothdurfft brauchen will, der kan davon ein kleines halbes Löfflein nehmen, es durchdringet gewaltig geschwinde, steiget in das Haupt, und verzehret die Flüsse, sonderlich wo dicke kalte Flüsse vorhanden seyn: auch stärcket es die Lebensgeister auf das kräfftigste. Zu solchem Ende hat der Schrifftsteller im Jahr 1625. für eine Herren-Standes-Person aus 10 Kannen Malvasier solchen Geist zugerichtet, aber nach seiner Rectification nicht viel über ein Nössel des guten Geistes oder Schwefels erlanget: er ist aber so subtil gewesen, daß er auch in der Lufft, ohne Niederfallen, verflogen, und sich an der Sonne angezündet. Von diesem Geiste haben sich viele sehr gewaltige Gedancken gemacht; als solte solcher das wahre Menstruum der Philosophen oder der schärffste Eßig seyn: daher sie auch viel Unkosten darauf gewendet. Und gedencket Agricola einer Fürstlichen Person, welche selbigen zu erlangen, viel Eymer Spanischen Wein destilliren lassen, und vermeynet, auf Angeben irrender Grillenfänger, das wahre Gold der Philosophen, oder das Trinckgold dadurch zu erlangen: als es aber auf den Goldkalck gegossen und in die Digestion gesetzet worden, hat sich dieser Geist mit dem Golde nicht vereinigen, noch bey selbigem bleiben wollen, sondern ist in die Höhe gestiegen, hat das Glas zerstossen, und ist in die Lufft verflogen, und in sein erstes Wesen, daraus er gebohren, wieder gegangen. Der Philosophengeist ist viel ein ander Ding, denn derjenige, welcher aus dem Weine bereitet wird; sintemahl ihr Geist bleibet und vermischet sich mit dem Golde wie Wasser mit Wasser, lässet sich auch nimmermehr von selbigem scheiden. Nun kan ein jeder hieraus sehen, wie falsch und irrig diejenigen seyn, welche mit dem Weine und Weinsteine umgehen: diese fischen alle in der Lufft. Solches führen wir darum an, damit sich niemand überreden lasse, einige Goldtinctur mit diesem Geiste zu erlangen; und obschon insgemein geglaubet wird, daß der Weingeist dem Goldkalcke eine Tinctur ausziehe, so ist es doch in der Wahrheit nichts, sondern der Weingeist, welcher ein lauterer Schwefel ist, färbet sich in der Digestion selbst, ob er gleich aus keinem Goldkalcke stünde, wie die Erfahrung ausweiset. Und obschon der Goldkalck bisweilen so subtil zugerichtet wird, daß er sich in dem Weingeiste ausschliesset, so folget darum hieraus nicht, daß der Weingeist das Universalmenstruum sey, oder daß das Gold dadurch so weit aufgeschlossen worden, daß es nicht mehr in seinen vorigen Cörper zu bringen wäre. Und wer diesem Unterrichte keinen Glauben zustellen will, der nehme das Bleysaltz oder Zucker, vermische solches mit dem Goldextracte; setze auf den Test Bley, nach Art der Probirer, und trage im Flusse diesen Extract darein, so wird er befinden, daß sein Extract ohne allen Abgang zu einem Cörper geworden, ausser was in dem Menstruo oder Glase bey der Auflösung geblieben. Doch ist solche Auflösung oder Ausziehung nicht gantz zu verwerffen, sintemahl gar wohl bekannt, daß sie in der Artzney viel gutes würcket, woferne der Kalck nur recht zuvor aufgeschlossen worden; denn daran ist das meiste gelegen, und sonst stünde der Weingeist wohl bis an den jüngsten Tag, und würde doch weniger als nichts ausziehen: wiewohl der einfache Geist für sich auch wenig ausziehet, wo er nicht auf eine andere Art zugerichtet wird, davon in folgendem mit mehrern soll berichtet werden. Und darff sich niemand an Popps Worte kehren, daß er diesen Proceß oder Zurichtung Philosophisch nennet, weil er es solchergestalt nicht verstanden, wie es die Sophisten auslegen wollen, oder ihre Gedancken darüber haben. Weil denn diese Zurichtung gar langweilig und verdrüßlich, auch wegen der Wenigkeit die Mühe nicht bezahlet, will Agricola eine andere Manier hieher setzen, dadurch man geschwinde und in der Menge einen guten Weingeist erlangen könne, selbigen zu Ausziehung der Essentzen von den Thieren und Erdgewächsen zu gebrauchen, und gehe es damit also zu: er nimmt einen Herrenkolben, füllet selbigen halb mit dem besten Weine, und destilliret den dritten Theil herüber, alsdenn höret er auf, und thut den destillirten Geist herunter, das Hinterstellige in den Kolben, schüttet er weg, weil es nur ein lauteres Phlegma ist, und nimmt andern Wein, destilliret von diesem auch zu dem vorigen Geiste den dritten Theil, und thut dieses so offte, bis er vermeynet des Geistes genung zu haben. Diesen Geist giesset er in einen langen Kolben und stecket oben in den Mund, so viel Krumen oder Brosamen von einer frischen Semmel, daß das Mundloch dichte wird: damit aber die Semmel nicht hinab falle, kan man ein zartes leinenes Tüchlein nehmen, die Semmel darein thun, und das Tüchlein, welches über den Mund des Kolbens gehen soll, mit einem Faden binden. Ueber, die Semmelkrumen leget Agricola ein weiß wollenes Tuch, welches in Baumöl geduncket, und machet alsdenn den Helm darüber, verklebet denselben wohl, und leget eine Vorlage vor, welche nicht gar zu groß seyn darf. Also fänget er an fein gelinde zu destilliren, so steiget der Geist ohn alles Phlegma auf einmahl so rein herüber, daß sich darüber zu verwundern: auch kan er ohne alle Rectification zu allen Extracten gebrauchet werden, und ist er eben so gut als derjenige, welchen Popp mit so grosser Mühe und Arbeit zu machen vorgeschrieben: Darzu kan man von diesem binnen acht Tagen eine ziemliche Menge verfertigen. Wer aber in grosser Eil einen guten Weingeist bedarf, und nicht Zeit hat, den Wein zu destilliren, der nehme einen guten Rheinischen Branntewein und deftillire ihn durch das Brod und benetzte Tuch, so wird er in einen Tage einen herrlichen Geist haben: denn das Brod und Oel lassen durchaus kein Phlegma durchdringen. Dieses ist ein feiner und geschwinder Handgriff, welchen Agricola lange heimlich gehalten, aber bey dieser Gelegenheit mit entdecken wollen. So man einen Malvasier oder Spanischen Wein nimmt, kan man durch dieses Mittel gar wohl auf einmahl und in einer Destillation einen ausziehenden Geist erlangen, der zur Extraction der Vegetabilien, ohne alle Rectification zu gebrauchen. Und wer im Fall der Noth auch keinen Rheinischen Branntewein haben kan, der nehme nur einen gemeinen, und verfahre wie jetzt gelehret, so bekommet er einen Geist, welcher zu gemeinen Sachen, gar wohl gebrauchet werden kan; denn zu vielen Sachen kan man nur einen gemeinen Geist nehmen, und ist der beste eben nicht vonnöthen. Auf solche Weise hat Agricola einsmahls einen Geist aus den Mayenblümlein destilliret, der ist so lieblich und wohlrüchend gewesen, daß er einen in einem Augenblicke erquicket, wie ein anderer Branntewein gebrannt, und in dem Schlage fast seines gleichen nicht gehabt. Noch eine feine Manier will der Schrifftsteller lehren, wie man nemlich den Weingeist aus einem gangen Fasse Wein, es sey auch so groß, als es wolle, in geschwinder Eyl heraus bringen möge; und dieses gehe also zu: Nehmet ein heisgebackenes Weitzen-Brod, wie es nur aus dem Ofen kommt, schneidet die Rinde ab, haltet es also warm über den Spund des Fasses, und drücket es allenthalben wohl in das Spundloch, damit keine Lufft hinein komme, so wird das Brod den Weingeist an sich ziehen wie ein Schwamm: alsdenn nimmt man das Brod hinweg und leget wieder ein anders darüber. Und dieses thut man so offte und viel, bis man des Geistes genung hat, hernach drucket man den Geist aus den Brodte, oder thut das Brod in ein Glas und destilliret mit gelindem Feuer, den Geist herüber, so bekommt man auch einen gar herrlichen Geist: wenn aber der Geist aus den Brode gedruckt, so rectificiret man ihn wie oben gesagt worden. Und auf solche Weise kan man in kurtzer Zeit aus einem gantzen Fasse den Geist ziehen, und das Ueberbleibsel wird zu einem lautern Phlegma, darüber sich billig zu verwundern. Wer nun Lust darzu hat, der kan es versuchen, es gehet gar gut an: und je besser der Wein ist, desto geschwinder wird das Brod angefeuchtet, und giebet desto mehr Geist, der eben so gut ist, als derjenige, so mit grosser Mühe und Arbeit zugerichtet worden: und je fleißiger man das Spundloch mit Brode verstopffet, je reiner wird der Geist. Man kan aber auch den Weingeist ohne einige Destillation vermehren, welches denn ein feines Kunststück ist, und ihn nicht allein nach der Viele, sondern auch nach seiner Eigeschafft verbessert: es erfordert aber einen guten Laboranten, der mit der Sache fein behutsam umgehet, sonst würde es nicht angehen, und soll man also damit verfahren: erstlich lasse man sich einen gläsernen Kolben in der Mitte mit einem Röhrlein machen, giesse darein einen guten Spanischen Wein, so voll, bis an das Zäpflein, und stopffe das Zäpflein mit Wachs oder anderer Materie wohl zu: darüber giesse man gantz gemach, durch ein gläsernes Trichterlein einen guten rectificirten Branntewein, bis das Glas fast voll wird, oder in gleichem Gewichte, daß eines so viel sey, als des andern, und lasse es also 24 Stunden stehen, so wird sich der Branntewein wie ein Gold färben. Darnach mache man das Röhrlein auf, und zapffe den Branntewein in ein ander Glas ab, so wird man in der Wahrheit erfahren, daß der Branntewein den Geist aus dem Weine gantz in sich gezogen habe, und wird der Wein einen solchen übeln Geschmack bekommen, daß man nicht wissen wird, ob es Wein oder etwas anders gewesen. Und solche Arbeit mit frischem Weine, kan man so offt wiederholen, bis man den Geist so starck hat, daß er mit seinem starcken und lieblichen Geruche, das gantze Gemach erfülle; denn er rücht über alle massen wohl, darüber man sich verwundern muß: Aber man hat auch zuzusehen, daß man im Aufgiessen des Brannteweins den Wein nicht trübe. Das Trichterlein, dadurch man den Branntewein eingiesset, soll unten gebogen seyn, und gleich auf den Wein gesetzet werden; so kan es gar füglich ohne eine Vermischung geschehen. Oder man kan es auch unten so spitzig zu machen lassen, daß das Löchlein nicht grösser sey, als eine Nadelspitze, so kan es sich auch nicht trüben. Dieser Geist ist eine gewaltige Stärckung der Lebensgeister, und ein treffliches Bewahrungsmittel in aller Fäulniß, sonderlich der Lungen; denn er verzehret solche wie ein Feuer, machet dabey ein gutes Gedächtniß, und verzehret die übrigen Flüsse: Besonders sollen selbigen alle Leute in der Woche dreymahl, auf einmahl ein kleines Löfflein voll einnehmen, daß macht ihnen einen reinen Geist, und vertreibet den Dampff damit sie gemeiniglich geplaget werden. Diejenigen, welche mit vielen Flüssen beladen, sollen bisweilen von diesem Geiste ein Träncklein thun, sie werden augenscheinlich befinden, wie es solche verehren wird, zumahl im Winter, da sich die Flüsse besonders ereignen, und den Menschen sehr zusetzen. Diejenigen, welche mit dem Lendensteine geplaget seyn, sollen diesen Geist auf Erdbeeren giessen, und eine Zeitlang an der Sonne stehen lassen, hernach bisweilen darvon einen Löffel voll des Abend einnehmen, sie werden augenscheinliche Hülffe empfinden. In allen faulen Fiebern, auch in den viertägigen, treibet er das Fieber bald hinweg, so man ihn über gequetschte Wacholderbeeren giesset, und eine Zeitlang daraufstehen lässet, alsdenn vor dem Anfalle zwey Löffel voll davon einnimmt: Doch sollen sich hitzige und Cholerische Personen vor denselben hüten, oder selbigen gar selten gebrauchen. Wenn ein Wein aufsteigen oder zähe werden will, soll man ein wenig darein giessen, er wird alsobald wieder lauter. Aus dem Weine wird auch eine sonderbare, und über alle Artzneyen gewaltige Hertzstärckung gemacht, welche in Ohnmachten, ja in Todesnöthen ihre Krafft mit Bewunderung beweiset, und solten solche vornehme Leute in ihren Hausapothecken als einen sonderlichen Schatz haben; denn in vielen Apothecken wird kein solche Cordial gefunden, welches diesem möchte verglichen werden. Und obschon viel Mühe und Arbeit darauf gehet, so erweiset es doch mit seiner Hülffe, daß solche nicht übel angeleget sey; denn wenn man davon nur wenige Tropffen auf die Zunge fallen lässet, durchgehen sie stracks den gantzen Leib, eilen zum Hertzen. und stärcken die abgematteten Geister, daß also der in Ohnmacht liegende Mensch wieder zu sich selber kommen muß. Das Medicament wird folgender Gestalt bereitet: Nehmet des besten spanischen Weins, thut ihn in einen grossen Kolben, und vermacht denselben wohl, setzet ihn zwey gantzer Monate in ein Dunstbad, und lasset es also faulen. Nach solcher Zeit machet den Kolben auf, setzet einen Helm darauf, verlutiret wohl, schlaget eine ziemlich grosse Vorlage vor, denn es giebt starcke Geister, und destilliret aus dem Sande, so steigert ein Weingeist und ein Oel herüber, auf dem Boden aber bleiben die Hefen liegen. Das Oel scheidet durch ein gläsernes Trichterlein von dem Geiste, den Geist aber rectificiret, wie im vorhergehenden Processe gelehret worden, so werdet ihr einen überaus schönen Geist erlangen, den verwahret fleißig, indem er sehr flüchtig ist: Das Glas aber soll nicht gar voll seyn, sonst zersprenget er es, und flieget davon. Das Oel thut wieder in einen Kolben, und setzet es nochmahls 6 Wochen in die Fäulniß, alsdenn destilliret es über eine Retorte aus der Asche gar gelinde, so werdet ihr ein herrliches und liebliches Weinöl erlangen, welches man wohl verwahret aufheben muß. Die ersten Hefen samt dem Phlegma nehmet aus dem Glase, so werdet ihr angeschossene Crystallen, wiewohl derer nicht gar viel, darinne finden, die nehmet heraus, darnach giesset das Phlegma weg und calciniret die Hefen, bis sie weiß werden; darüber giesset destillirtes Regenwasser und ziehet sein Saltz aus. Solches lasset wieder einkochen, zerschmeltzet es abermahls, und lasset es denn wieder einkochen, und diese Arbeit mit dem Auflösen und Einkochen müsset ihr so offt wiederholen, bis das Saltz gantz crystallisch und flüßig wie Wachs worden ist. Diesem setzet die ersten Crystallen zu, thut es in eine geraume Phiole, und giesset den rectificirten Geist darüber, so wird dieser in der Digestion seinen eigenen Cörper aufschliessen. Wenn nun alles aufgeschlossen, und ihr sehet, daß sich die Hefen gesetzet, so giesset es fein gemach aus dieser Phiole in eine andere, machet solche aufs beste zu, setzet sie in ein Dunstbad, und gebet ein stetig gelindes Feuer, so wird sich die Materie wie ein gelbes Pulver zu Boden setzen, aber gleich einer Dinte bald schwartz werden; denn nehmet sie aus dem Bade, und setzet sie in die Asche, so wird sie binnen zwey Monaten gantz schneeweiß, und gläntzend, wie ein Crystall oder Demant werden, gebet ihr alsdenn stärcker Feuer, so wird sie so roth als ein Rubin, und einer fixen Substantz, eröffnet das Glas, giesset ihr vorig rectificirtes Oel darüber, und lasset es wieder im Dunstbade digeriren, so wird ein blutrothes süsses Oel, oder das rechte Weinmagisterium und ein Lebensschatz daraus, von welchem man 2, 3, 4 bis 5. Tropffen entweder für stch oder in einem dienlichen Nasse eingiebet. Und so man erliche wenige Tropffen in einem Becher mit Wasser thut, wird das Wasser einen solchen lieblichen Geschmack davon bekommen, als wenn es der beste Wein wäre, darüber sich nicht wenig zu verwundern. Wer es aber in trockener Gestalt haben will, welches wegen der Gefahr sicherer mit sich zu führen, der lasse es im Sande gerinnen, bis ein blutrother durchsichtiger Stein daraus worden: so kan er fast in allen Kranckheiten damit Wunder thun, und ein einiger Gran davon färbet in einem Augenblicke den weissen Wein in die höchste Rubinfarbe. Von diesem Arcane ein mehreres zu schreiben ist unnöthig, ein Verständiger wird selber nachdencken, worinne das Vermögen dieser Tinetur bestehet: wem beliebet, der kan auch den Isaac Holland nachschlagen, allwo er gar wunderbarliche Sachen davon finden wird. Nun lehret Popp den Weingeist auf die gemeine Art und Weise zu verfertigen: Nehmet den besten Wein, der zu haben ist, destilliret ihn aus einem gläsernem Kolben mit gar gelindem Feuer, die Hefen oder das Phlegma schüttet in ein besonder Geschirr, denn nehmet abermahl frischen Wein, und destilliret gleichergestalt den Geist davon. Wenn ihr nun desselbigen 6 Maas beysammen habt, so destilliret solchen Geist noch einmahl herüber, das Phlegma aber, so im Kolben bleibet, schüttet zu den andern Hefen, und solch Destilliren wiederholet zum fünfften oder sechsten mahle, bis der Geist kein Phlegma hinter sich lässet, sondern gantz rein und feurig ist. Mit diesem Weingeiste kan man hernach die Essentzen der Erdgewächse ausziehen; sintemahl jeder Chymist, der zu arbeiten anfangen will, vor allen Dingen etliche Maaß dieses Geistes im Vorrath haben soll. Wenn man aber in mineralischen Sachen arbeiten will, soll man diesem Geiste das Weinsteinsaltz zuschlagen, und ein- oder dreymahl herüberziehen, so wird dieser Geist noch hitziger und schärffer. Will man aber den Weingeist in der Medicin allein gebrauchen, so soll man diesen vorgemeldeten Geist in ein Kolbenglas giessen, und, wenn dessen ein Maaß, ein Qventlein Zimmetöl, oder Zimmet- und Amberessentz jedes ein halbes Quentlein, Nägleinöl einen Scrupel, Anisöel anderthalbes Quentlein, und ein Quentlein Saffranessentz darein thun, alles untereinander mischen, und davon täglich einem Menschen ein halbes Löfflein voll einnehmen lassen, das behütet den Menschen vor dem Schlage und andern zustossenden Kranckheiten. Es pflegen auch etliche Agtstein- und Cardamomenöl damit zu vermischen; äusserlich aber zu den kalten Flüssen zu gebrauchen, soll es auf nachfolgende Weise zugerichtet werden: Nehmet 2 Pfund dieses Geistes, thut darein Wacholder- und Terpentinöl, jedes ein Loth, Wachsöl ein halb Loth, Kümmel- und Fenchelöl, jedes ein Quentgen, mischet alles unter einander und salbet die Glieder damit; es bringet dieselben in kurtzer Zeit wiederum zu rechte; und wider die lahmen Glieder, so durch den Schlag getroffen worden, ist es das beste Mittel, wenn man sie fleißig damit salbet. Wem ein Arm oder Schenckel zu schwinden anfänget, der soll sich täglich viermahl damit salben, er geneset innerhalb wenig Tagen. Welchem Menschen die Flüsse fallen, daß er sich weder wenden, noch regen kan, dem soll man alsbald den Nabel damit salben, so vertreibet es das Grimmen im Leibe: Wenn man aber die Hüfften und Seiten offtmahls damit salbet, vertreibet es das Seitenstechen. So man den Rückgrad damit bestreichet, hilfft es denen, welche mit langwierigen Fiebern behafftet sind. Wenn aber dieser Geist allein zur Stärckung des Hauptes gebrauchet werden soll, mag man ihn mit Majoran- und Krausemüntzenöl zurichten, und den Hauptwirbel damit bestreichen und salben; so man aber das Gedächtnis stärcken will, so man das Hintertheil des Hauptes damit schmieren. Agricola macht nun auch über diesen Proceß seine Anmerckung und saget: Popp stelle hierinne erstlich vor, wie man den einfachen Geist aus dem Weine zurichten solle, darnach wie solcher zu Ausziehung der Tincturen aus den Mineralien und Metallen zugerichtet werden könne, nemlich mit dem Weinsteinsaltze, davon droben auch schon Meldung geschehen: Und denn, wie er mit Specien zu allerley Kranckheiten solle vermischet werden. In dem vorhergehenden Processe habe Agricola in seiner Anmerckung angezeiget, daß man bald zu einem einfachen Geiste, der aus den Erdgewächsen, die Essentzen zöge, gelangen könne; daher sey nicht nöthig selbiges allhier zu wiederholen. Und sey diese Manier sehr gemein, wie man aber das vegetabilische Menstruum zurichten solle, die Metallen-Tincturen damit zu erlangen, darzu wolle etwas mehrerer Fleiß und Kunst angewendet werden; es sey zwar wahr, daß das Weinsteinsaltz ein feiner Schlüssel sey, die harten Bande der Metallen aufzuschliessen, und ihre Tincturen zu erlangen; aber der zehende Laborante könte nicht recht damit umgehen. Er wolle allhier noch eine rechte Manier verzeichnen, aus allen Metallen ihre Essentzen gar geschwinde zu ziehen, beydes mit dem vegetabilischen und dem thierischen Weinsteine; das vegetabilische Weinstein-Arcan werde also bereitet: Nehmet des besten Weinsteins ein Pfund des allerschönsten Salpeters ein halb Pfund, machet ein subtiles Pulver daraus, thut es in ein Kolbenglas, giesset des zuvor beschriebenen und neulich zugerichteten Weingeistes so viel darauf, daß er vier Queer-Finger darüber gehe, vermachet das Glas wohl, lasset es in einen Dunstbade vier Tage digeriren, alsdenn setzet auf das Glas einen Helm und destilliret den Geist bis auf die Trockene herab, giesset den Geist wieder darüber, lasset ihn nochmahls digeriren, und ziehet ihn wieder trocken herüber, bis das meiste alle über den Helm gestiegen, so wird der Weingeist eine gantz feurige Natur an sich nehmen, diesen mischet denn unter Töpfferthon, machet Kügelein daraus, und lasset diese an der Lufft trocken werden. Darnach destilliret, alles aus einer Retorte durchs Stuffenfeuer, so steiget der weinsteinisirte Weingeist in einer gantz feurigen Eigenschafft herüber, und damit kan man aus den calcinirten Metallen und Mineralien die Tincturen gar leicht ausziehen. Diese Manier ist leicht zu bewerckstelligen, und viel besser, als diejenige, welche von den gemeinen Laboranten erdacht ist. Der thierische Weinsteingeist ist bereits im XLIII Bande, p. 1397 abgehandelt worden. Nun kommt Agricola auf die Medicamente, welche Popp mit dem Weingeiste zu verfertigen lehret, und welche zu den meisten Haupt-Kranckheiten als zum Schlage, die Lähmung, das Gedächtnis zu stärcken, und zu dergleichen dienen sollen, die er denn in seinem Werthe lässet, bey dieser Gelegenheit aber etliche von seiner Composition, meldet, mit welchen er stattliche Curen nicht nur in allerley Hauptbeschwerungen, sondern auch bey andern Kranckheiten will gethan haben. Hieher gehören nun seine Schlagwasser, welche von uns bereits im XXXIV Bande, p. 1752 u. ff. abgehandelt worden; ingleichen sein äusserlicher Lähmungsgeist, der im XXXIX Bande, p. 208 nachzulesen. Endlich hat Popp noch eine Art, den Weingeist zu verfertigen, und selbigen innerlich und äusserlich zu gebrauchen, davon der Proceß dieser ist: Nehmet Weingeist, der zum fünfften mahle herüber destilliret, darein leget warmes Weitzenbrod, verschlieset das Glas, und lasset es vierzehen Tage in der Circulation über gelindem Feuer stehen: Denn destilliret den Geist wieder herüber, so habt ihr beyde Geister, aus dem Weine und aus dem Brode gantz subtil beysammen, diesen schlaget hernach zu ohngefehr auf jedes Maas Weingeist, ein Quentgen Zimmetessentz, Bisam und Amber, jedes ein halb Quentgen, desgleichen von der Corallen- und Perlenessentz, jedes ein Loth, mischet alles unter einander, und lasset davon gebrauchen; es stärcket, das Gehirne, das Hertz, und die Leber, vertreibet die Flüsse und bringet gute Dauung: Auch stärcket es die Lebensgeister des Menschen, giebt eine gute Nahrung, und erhält die schwache und blöde Natur in gutem Wesen. Dieser Proceß, schreibet Agricola, zeiget auch einen feinen stärckenden Geist an, der gar wohl zu gebrauchen, indem er die vornehmsten Hertzstärckungen in sich begreiffet, aber für die Weiber taugt er nicht, weil sie den Bisam und Amber nicht vertragen können: Wenn aber diese beyde Stücke aussen gelassen würden, so können sie ihn mit Nutzen gebrauchen, sonderlich, wenn sie mit schweren Fusse gehen: Denn er stärcket die Mutter und Frucht, und lässet ihnen nicht leicht, einen Zufall zukommen; es muß aber dieses Elexir wohl zugerichtet seyn, sonderlich die Perllen- und Corallenessentz, als woran das meiste gelegen.