Zedler:Weinsberg, Weinsperg, Winesberg

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Weinsberg oder Weinsperg

Band: 54 (1747), Spalte: 911–913. (Scan)

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Weinsberg, Weinsperg, Winesberg, Lat. Vinimontium, eine Stadt, Schloß und Amt in dem Hertzogthum Würtemberg, an den Grentzen von der Unter-Pfaltz, nicht weit von der Reichs-Stadt Heilbrunn gelegen. Sie gehöret dem Hertzoge von Würtemberg, und auf gewisse Masse zur Neustädtischen Apanage. Es hat Weinsberg ehedem dem Hertzoge Welphen in Bayern gehöret. Im Jahr 1140 aber belagerte der Kayser Conrad III solche Stadt hart, als er mit dem gedachten Hertzoge Krieg führete. Als nun die Leute darinnen sahen, daß sie der Gewalt und dem Hunger nicht mehr zu widerstehen vermochten, und sich bald würden ergeben müssen; entschloß sich des Hertzogs Welphens Gemahlin Utha, den Kayser aufs beweglichste zu ersuchen, daß er ihr nebst andern Frauenzimmer bey ihrem Abzuge erlauben möchte, dasjenige, was sie ertragen könnten, mit sich zu nehmen, und ihnen deswegen Sicherheit zu versprechen. Der Kayser, der da vermeynete, sie würden etwan ihr Geschmeide und Silberwerck retten wollen, willigte daher in ihr Begehren. Alsobald soll eine jede ihren Mann auf den Rücken genommen haben, und wären nebst der Herzogin Utha mit ihrem Gemahl aufgezogen gekommen, welche sie auf den Rücken zur Stadt hinaus, und vor des Kaysers Augen vorbey getragen. Viele und sonderlich Hertzog Friedrich, des Kaysers Bruder, hätten zwar vermeynet, es wäre dieses wider den Accord: Allein der Kayser habe sich diesen Anblick so wohl gefallen lassen, daß er sie insgesammt pardonniret, und ihnen nicht nur ihre Männer geschencket, sondern noch darzu erlaubet, alles hinterlassene Vermögen sicher nachzuholen, und dabey diese ruhmwürdige Antwort gegeben: Non debere verbum regium immutari, das ist: Ein Kayser müsse sein Wort halten. Diese Historie soll den Laurentinum Medices so sehr gefallen haben, daß er von deren Erzehlung einst seine Gesundheit wieder erlanget. Ob nun wohl diese Geschichte fast von allen Historien-Schreibern angemercket wird, so will doch Abel in seinen Deutschen und Sächsischen Alterthüm. im II Th. p. 236 solche nicht vor wahr halten, sondern meynet, sie wäre nach Eccardo nur von Nauclero erdichtet worden, auch um so vielweniger wahrscheinlich, weil der Hertzog Welph mit seiner Gemahlin gar übel gelebet, und viel andere mehr, als sie, geliebet hätte. Nichts destoweniger kan der Accord, so viel die belagerten Weinsbergischen Weiber betrifft, wohl wahr gewesen seyn, weil ein altes Chron. Coloniens. MST. lange vor Trithemio, welcher einer mit von den ersten gewesen, welcher diese Historie in seinem Chronico Hirsaugiensi auf die Bahn gebracht, desselben im Jahr 1140 ausdrückliche Erwehnung gethan. Als nun Kayser Conrad III diese Stadt dem Hertzoge Welphen abgenommen hatte, schenckete er sie den Spoletanischen Flüchtlingen, und insbesondere einem Geschlechte gleiches Nahmens, von welchem ein Artickel folget. Es müssen aber solche Freyherren von Weinsberg selbige Stadt schon 1370 zu Zeiten Kayser Friedrichs des III, wie auch Kayser Carls des IV, und Wentzels nicht mehr besessen haben, weil sie als eine freye Reichs-Stadt mit in dem Landfrieden gestanden. Nachgehends ist sie an die Herren von Urbach, und von denselben an Pfaltz gekommen, bis sie 1500 Hertzog Ulrich von Würtemberg in der damahls wider den geächteten Churfürsten von Pfaltz ausgetragenen Execution der Pfaltz wieder abgenommen, und in dem erfolgten Vergleiche behalten. Allein als 1635 die Kayserlichen über Würtemberg den Meister spielten, verschenkte der Kayser die Aemter Neustadt, Meckmül und Weinsberg an Graf Maximilian von Trautmannedorf, der es aber 1648 an Hertzog Eberharden, zurück geben muste. Bey der Theilung nun der Stuttgartischen und Neustädtischen Linie ist solches dieser zugeschlagen worden. Im Jahr 1522 erscholl zu Weinsberg die Evangelische Lehre durch Johann Brentium, und im Jahr 1707 ist diese Stadt bis auf 30 Häuser abgebrannt. Crusius L. X, P. II c. 3 an. Suev. Datt.. de pace publ. L. I c. 6. Historische Ephemer. von Würtemb. ad ann. 1504. 1635 u. 1646. Uhsens Geogr. Lex. Zeilers Beschreib. der X Kreisse p. 720. Kurtze Fragen aus der Kirchen-Historie des N. Testaments V Th. p. 439. Feuers Geneal. Histor. des Braunschweig. Lüneburg. Hauses p. 315. Ebend. Monum. inedit. p. 10. Lebens-Beschreibung Herrn Götzens von Berlichingen, zugenannt mit der Eisern Hand, p. 199 u. f. Ludwigs Universal-Historie I Th. p. 273. Müllers kleiner Atlas I Th. p. 348. Martini Staats-Geographie p. 313 u. f. Hübners vollst. Geogr. TTT Th. p. 288. Theatr. Pacis An. 1647 bis 1660 p. 93. Gulers von Weineck Raetia p. 129. Matthiä Theatr. Histor. p. 730.