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Zedler:Weissenfels, Wissenfels

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Weissenfels, Praefectura Weissenfelsensis

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Weissenfels, (Grafen von)

Band: 54 (1747), Spalte: 1324–1332. (Scan)

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Weissenfels, Wissenfels, Lat. Leucopetra, Weissenfelsa, eine Chur-Sächsische, zwar nicht allzugrosse, aber wohlgebauete, und mit Mauern umgebene Stadt, sammt einem prächtigen Schlosse, die Augustus-Burg genannt, und vier Vorstädten, in dem Meißnischen Oster-Lande, dessen Grentz-Stadt sie von den Geschicht-Schreibern genennet wird, ob sie gleich, nebst ihrem Amte, zu dem Thüringischen Kreisse, geschlagen ist. Hübner schreibt: „Mit diesem Weissenfels haben die Geographi ihre liebe Noth: Denn erstlich wissen sie nicht, ob sie diesen Ort zu Thüringen, oder zu Meissen rechnen sollen? Und wenn er in Meissen liegt, ob er zum Leipzigischen, oder zum Voigtländischen Kreisse gehöret. Darnach findet sichs, daß Weissenfels vor Alters eine Grafschafft gewesen ist: Es ist aber dieser Titul abgekommen, und kein neuer davor eingeführet worden.“ Es liegt diese Stadt unter dem 32 Grade, 4 Minuten, Longitudinis, und 51 Grade, 13 Minuten, Latitudinis, zwischen Leipzig und Naumburg, an der Saale, rechter Hand, vier Meilen von Leipzig, und zwey Meilen von Merseburg, zwey von Zeitz, und zwey von Naumburg.

Benennung.

Den Nahmen der Stadt Weissenfels leitet man von der weissen Farbe des Felsen und Berges, darauf das Schloß erbauet ist, und von den sehr weissen Sand-Steinen, die da herum gefunden und gebrochen werden, her. Ehedem nennete man, wie Fabricius L. II. Orig. Sax. p. 118 meldet, diese Stadt Taugelitz, wodurch doch vielleicht das eine Meile von Weissenfels gelegene Dorf Taucha zu verstehen seyn dürffte.

[1325]

Ehemahlige Grafschafft.

In dem Jahr 805 soll Kayser Carl der Große eine Grafschafft allhier angeleget haben. Das Wappen dieser Grafschafft sind vier rothe Streiffe oder Balcken, die Länge in den weißen Schild gezogen. Siehe Albini Meißnische Land-Chronicke p. 19r. Ebendeß. Neu Stambuch und Beschreibung des uralten Geschlechts und Hauses zu Sachsen p. 248 u. ff.

Nachmahlige Herren.

Als aber 1180 der alte Stamm der Grafen von Weißenfels ausgestorben war, so ward der Marggraf Otto der Reiche von Meißen mit Weißenfels beliehen. Nach dessen Tode ward es 1189 dessen Sohne, dem appanagirten Herrn des Marggrafthums Meißen, und nachmahligen Marggrafen Dietrichen zu seiner Residentz eingeräumet, daher derselbe der Graf von Weißenfels genennet ward, gleichwie sein älterer Bruder, Albrecht, der Meißen behielt, den Nahmen des Marggrafens zu Meißen führte. Nachdem aber der ältere Bruder Albrecht, in dem Jahr 1195 ohne Erben mit Tode abgieng, bekam Dietrich auch Meißen dazu. Im Jahr 1411 kam Weißenfels an Landgraf Wilhelmen den Reichen; 1436 an den Hertzog Sigismunden zu Sachsen; 1445 an Hertzog Wilhelmen den Tapffern; 1487 an Hertzog Albrechten den Hertzhafften; und endlich 1680 an Hertzog Augusten, postulirten Administratorn des Ertz-Bißthums Magdeburg, bey dem und seinen männlichen Nachkommen die Stadt und Amt Weißenfels beständig geblieben, biß 1746 der letzte, Johann Adolph, mit Tode abgegangen, da es denn an das Chur-Hauß Sachsen zurück gefallen.

Gerichtsbarkeit.

In der Stadt gehören dem Rathe Ober- und Nieder-Gerichte; die Vorstädte aber stehen unter dem Amte.

Kriegs-Unruhen.

In der achtzehenjährigen Uneinigkeit zwischen Marggrafen Albrechten, dem Unartigen, und dessen zwey Söhnen hat Weißenfels grossen Schaden erlitten, und allerhand Unfälle und Raub, Mord und Brand ausgestanden. In den Jahren 1429 und 1449 ward die Stadt von den Hußiten und Böhmen in Brand gestecket, und das Schloß geschleiffet. Bey den Mißhelligkeiten zwischen Chur-Fürst Friedrichen dem II, und seinem Bruder, Hertzog Wilhelmen III muste dieser Ort gleichfalls vieles Ungemach erdulten; zumahl, da dieser letztere sein Hoflager hier hielte. In dem Deutschen Kriege, zumahl 1631 (da die Stadt den 29 August von dem Kayserlichen Generale Tilly geplündert worden) 1639, 1640, u. s. w. hat der Ort so wohl von Schwedischer, als Kayserlicher Seite, das seinige mit gelitten, und soll dazumahl auch das Schloß geschleiffet worden seyn. Loccenii Hist. Suec. p. 583.

Saal-Brücke.

Die zu Weißenfels vor dem Saal-Thore über die Saal gehende Brücke, welche in dem harten [1326] Winter und dreymahligen grossen Wassern 1731 gantz weggerissen worden war, hat Hertzog Christian zu Sachsen-Weißenfels mit grossen Kosten wiederum durch den Baumeister Gottfried Schrötern von Grund aus neu und maßiv erbauen lassen, und zwar dergestalt, daß füglich zwey Wagen neben einander hinfahren, und die Fußgänger auch unbeschadet gehen können: Worauf sie am 24 Februar 1733 früh Morgens eingeweyhet ward, indem gedachter Hertzog mit seiner Hofstatt zu erst über selbige und nach Freyburg fuhr, auch reichliches Allmosen unter die vielen sich alldort versammleten Armen austheilen ließ. Dabey ward eine schöne Rede von Nutzbarkeit derer Brücken, und von denen berühmtesten in der gantzen Welt gehalten. Vorher bey Hebung solcher Brücke hatte Michael Fröhling, der Polirer, eine Anrede in Deutschen Versen den 19 Febr. 1733 gehalten, die man in den Curiosis Saxonicis Febr. 1733 p. 21 u. ff. nachlesen kan.

Das Fürstliche Schloß, die Augustus-Burg genannt.

Gleich bey Weißenfels lieget auf einem Hügel oder nicht allzuhohen Berge gegen Morgen das prächtige Fürstl. Schloß, zu welchem Hertzog August, der Stiffter der Weißenfelßischen Linie, 1663 den 10 Julius den ersten Grundstein legte, und ließ er es vor seine Nachkommen bauen, weil Halle, da er sonst Hof hielt, nach seinem Tode an das Hauß Brandenburg fiel; daher es von ihm, als dem Erbauer, den Nahmen Augustusburg bekam. Es ist auch selbiges seit 1680 beständig die Hertzogliche Residentz gewesen. Es ist prächtig, nach Italienischer Manier gebauet, und man bemercket daran so viel Fenster, als Tage in dem Jahre sind. Die hierzu gehörige schöne Capelle aber hat Hertzog Johann Adolph, der sich 1680 den 18 August von Halle weg und nach Weißenfels begeben hatte, den 1 November 1682, einweyhen lassen. Man feyerte in derselben, gleich den übrigen Apostel-Tägen, den Geburts-Tag Luthers, wobey die Augspurgische Confeßion, so, auf Befehl Hertzog Christians, durch D. Johann David Schieferdeckern, in Deutsche Verse gebracht worden ist, zugleich mit abgesungen ward.

Orden de la Noble Paßion.

Diesen hat der Hertzog Johann George zu Sachsen-Weißenfels den 24 Junius 1704 auf dem nur gedachten Residentz-Schlosse Neu-Augustusburg zu Weißenfels aufgerichtet. Man sehe davon ausführlicher den Artickel: Noble Paßion (der Orden de la) im XXIV Bande, p. 1134 u. ff. und Ludovici im Schauplatz der Allgemeinen Welt-Geschichte des Achtzehenden Jahrhunderts III Theil p. 652. u. ff.

Pfarr-Kirche.

Die dasige Pfarr-Kirche ist in dem Jahr 1303, den XV Sonntag nach Trinitatis, als an dem nächsten Sonntage nach Creutz-Erhebung, durch Bruno den IV, Bischoff zu Zeitz und Naumburg, folgendermaßen eingeweyhet [1327] worden: Es kam der Bischoff, in Begleitung der gantzen Clerisey und alles Volcks, vor die annoch verschlossene Kirch-Thüre, fiel auf seine Knie nieder, und betete etliche Gebete. Hernach gieng er mit der Clerisey dreymahl um die Kirche herum, da man denn drey Responsoria sang; Die Mauern wurden so dann von dem Bischoffe mit einem Büschel Isopen in Weyh-Wasser getauchet, und dreymahl, unten, in der mitten, und oben, besprenget. Alsdenn kam er wieder vor die verschlossene Kirch-Thüre, kloffte mit seinem Bischoffs-Stabe an, und sagte auf Lateinisch: Machet die Thore weit, und die Thüren in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe. Darauf fragte ein in der Kirche, hinter der verschlossenen Thüre, stehender Diaconus: Wer ist derselbe König der Ehren? Der Bischoff antwortete: Es ist der HErr, mächtig im Streit. Nach dreymahliger Wiederholung solcher Worte, ward die Kirch-Thüre aufgethan. Hierauf trat der Bischoff in selbige, und rief mit lauter Stimme: Friede sey mit diesem Hause, und allen, so darinne wohnen. Aussen auf dem Kirchhofe sung das zurückgebliebene Volck die Litaney, mittler Zeit knyete der Bischoff vor den hohen Altar, und betete, schrieb darauf hin und wieder an die Wände, besprengte sie auch mit Weyh-Wasser, Saltz, Asche und Wein, tunckte mit dem Daumen in das Weyh-Wasser, machte damit verschiedene Creutze an den Altar, die Wände, und alle Winckel, und sprach: „Diese Kirche müsse geheiliget werden, im Nahmen GOttes des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes, Amen.“ Hierauf ward von dem Bischoff in der Kirche geprediget, gesungen und geopffert, diese Kirche auch der Jungfrau Marie gewiedmet. Ferner ward, bey Anzündung vieler geweyheten Kertzen und Lampen, Messe gehalten, auch alle darinnen befindliche Altäre, als der Haupt-Altar St. Annä, St. Andreä, St. Ursulä, St. Georgii, St. Johannis, St. Jacobi des Größern, St. Fabiani und St. Crucis, eingeweyhet, so wohl auch die Brüderschafften Corporis Christi, und andere, eingeführet. Nach diesen Ceremonien, tractirten die Vorsteher auf allhiesigem Rath-Hause den Bischoff, nebst der damahligen Aebtißin des Jungfrauen-Klosters St. Clara, zwey Tage nach einander. In dem Jahr 1465 ward sothane Kirche meistens gantz neu erbauet, und zum Theil erweitert, auch an den Mauern repariret. Der dißfalls von dem Bischoffe zu Freysingen, Johann, ertheilte Ablaß-Brief, ist in Schöttgens Diplomatischer Nachlese von Ober-Sachsen, VIII Theil p. 667, und ein anderer dergleichen p. 668, zu lesen. Die erste Evangelische Predigt in dieser Kirche geschah in dem Jahr 1539, Dienstags nach dem Feste der Heil. Dreyeinigkeit, durch den ersten dahin vocirten Prediger, und vormahligen Hof-Prediger zu Weimar, M. Wolfgang Stein. Das allerdenckwürdigste bey der Cantzel ist das Hertz Königs Gustav Adolphs in Schweden, welches, nachdem der Cörper den 6 No- [1328] vember 1632 aus Lützen, woselbst dieser Held geblieben, anhers gebracht, herausgenommen, 1 Pfund und 20 Loth schwehr befunden, und den 8 November unter diese Cantzel, das übrige Eingeweide aber in die Kloster-Kirche, unter Lösung der Stücken, wie auch Trompeten- und Paucken-Schall, begraben worden ist. Bey der in dem Jahr 1423 erfolgten Tauffe dasiger grossen in dem Kirch-Thurme befindlichen Glocke, welche den Nahmen Marie erhielt, ward unter andern der Rath zu Merseburg schrifftlich mit zu Gevattern gebeten. Siehe ein mehrers von dieser Kirche in D. Johann David Schieferdeckers erneuertem Gedächtniße des Weißenfelsischen Zions, oder eigentlicher Beschreibung der Pfarr-Kirche zu unser lieben Frauen in Weißenfels, was so wohl bey erster Einweihung derselben den XV p. Trin. A. MCCCIII, als auch nachgehends denckwürdiges sich begeben. Bey dem nach Verfliessung 400 Jahren angestellten solennen Danck-Feste Dom. XV p. Trin. A. MDCCIII entworffen. Einen weitläufftigen Auszug aus dieser Schrifft findet man in Schöttgens Diplomatischer Nachlese der Historie von Ober-Sachsen VIII Theil p. 650 u. ff.

Ehemahliges Kloster St. Clarä Ordens.

Es war vor diesem ein altes fürnehmes und weltberühmtes Fürstlich-Jungfrauen-Kloster St. Clarä-Ordens zu Weißenfels. Hornii Henricus Illustris p. 198.

GYMNASIUM ILLUSTRE.

Aus diesem Kloster ward im Jahr 1664 das berühmte Gymnasium Illustre von dem Hertzoge Augusten, postulirtem Administratore des Ertz-Stifftes Magdeburg, errichtet, und den 1 November gedachten Jahres eingeweyhet. Es erhielt auch von seinem Stiffter, der zu dessen Besorgung reichliche Einkünffte gewiedmet, zum ewigem Andencken, den Nahmen AUGUSTEUM, welches biß diesen Tag in erwünschtem Flore stehet. Es wurden in demselben alle Facultäten, wie auf Academien, eyfrigst eingepräget, auch continuirlich peroriret und disputiret. Allgemeine Chronicke XI Th. p. 166.

SEMINARIUM ILLUSTRE.

Von dem in dem Jahr 1716 allhier eröffneten Seminario illustri geschicht hernach in dem Artickel: Weissenfels (Christian, Hertzog zu Sachsen-) Meldung.

Gelehrte Gesellschafft.

Von der Wahrheit liebenden Gesellschafft, die vor einigen Jahren hier errichtet worden, siehe den Artickel: Wahrheit liebende Gesellschafft, im LII Bande, p. 947 u. ff. besonders p. 952 u. ff.

Zoll- und Gleits-Freyheit.

Sonst ist diese Stadt von Graf Ludwigen dem Springer, wegen ihrer besonders erwiesenen Treue, mit der Zoll-Freyheit ihrer Waaren begnadiget, welches Privilegium nachgehends, den 8 Jul. 1672. durch gantz Sachsen beyder Haupt-Linien, bestätiget worden ist, wovon Müller in Annal. Sa- [1329] xon. p. 499. also schreibet: „(Den 8 Jul. 1672.) hat Hertzog Johann Ernst zu Sachsen-Weimar vor sich und seine beyde Gebrüdere, Johann Georgen und Bernharden, dem Rath und Gemeinde zu Weissenfels, uff ihr unterthänigstes Bitten, die von einem in Verhafft gewesenen, und durch die Weissenfelßer wunderbarlicher Weise entledigten Grafen in Thüringen, gedachtem Rath und Bürgerschafft, zur Erkänntlichkeit ertheilte und nach der Zeit von Fällen zu Fällen renovirte Zoll- und Gleits-Freyheit von allen ihren Gütern und Kaufmanns-Waaren durch das gantze Chur- und Fürstliche Haus Sachsen, gleichfals erneuert, confirmirt und bestätiget. Welchen Confirmations-Brief der Autor dieses Wercks, als von seiner Fürstlichen Herrschafft er nacher Leiffzig uff obbesagten Kreiß-Tag, um dem Fürstlichen Gothaischen vom Hause Weimar bevollmächtigten Abgesandten, bey dessen Legations-Cantzelley an Hand zu gehen, abgefertiget worden, im Durchreissen zu Weissenfelß dem Rathe daselbst eingehändiget. Als Zeugen seynd bey dieser Confirmation benennet: 1) Rudolph Wilhelm Krause, Geheimder Rath und Cantzler, auch Präsident des Ober-Consistorii, 2) Hans Heinrich Ritesel, uff Neumarck, Hofrath und Assessor des Hofgerichts zu Jehna, 3) George Adam Struve, Hof- und Cammer-Rath, und 4) Volckmar Happe, Hof- und Consistorial-Rath, wie auch 5) Jacob Francke, Cammer-Secretarius, und andere mehr gnugsam Glaubwürdige. Von wem, wie und uff was für Art die Stadt Weissenfelß zu obenangeregtem Zoll- und Gleits-Privilegio gelanget, wird folgender Gestalt erzehlet, nemlich: Des ersten Grafens in Thüringen, Ludwigs mit dem Barte, Sohn, auch Ludwig, zugenahmt der Springer, und Pfaltzgraf Friedrich zu Sachsen, seynd Grentz-Nachbarn gewesen, indem dieser uff dem Schlosse Weissenburg, oberhalb Freyburg, jetzo Schiplitz genannt, gewohnet; Jener aber uff dem Hause zu nur besagtem Freyburg sich uffgehalten. Mit dieses Pfaltzgrafens Gemahlin, Adelheid, Marggraf Ottens zu Staden und Soldwedel Tochter, welche eine überaus schöne und wohlgebildete Fürstin soll gewesen seyn, hat gedachter Graf Ludwig ungebührlicher Liebe gepflogen, worzu ihn aber selbige uff einem Tantze nicht nur selbst veranlasset, sondern auch, damit ihr Gemahl, der Pfaltzgraf, so etwas alt gewesen, und keine Kinder mit derselbigen gezeuget, aus dem Wege möchte geräumet, und ihr hingegen der junge hurtige Graf in Thüringen zu Theil werden, demselben diesen verfluchten teuflischen Rath gegeben, nemlich: Er, der Graf, solte uff einem gewissen Tag, und zwar unbegrüsset, ihres Gemahls, des Pfaltzgrafens, bey Weissenburg in dem Holtze, die Reisen genannt, am Münchrödischen Felde, und also in ihres Herren Forst und Gebiethe ein Jagen anstellen, und es ihr vorhero wissen lassen, so wolte sie denselben dahin bewegen und anreitzen, daß er sich unbewehrt und mit wenig Leuten hinaus begeben solte, ihme das unbefugte Jagen zu verwehren, und mit harten Worten zu untersagen, da denn der Graf gar leichtlich seinen Vortheil absehen, [1330] und dem Pfaltzgrafen ein kaltes Eisen in den Leib stossen, und den Hals brechen könnte. Der Graf lässet sich den Teufel, und der Pfaltzgräfin Schönheit blenden, nimmt diesen bösen Vorschlag an, und saget ihr zu, demselben also nachzukommen, machet auch zu solcher schändlichen Mordthat ohnverlängte Anstalt, und stellet an dem bestimmten Ort, und uff einem mit einander abgeredeten Tag ein Jagen an. Als nun die Zeit herbey rücket, lässet die Pfaltzgräfin ihrem Gemahl ein Bad, dessen er sich sonsten öfters bedienet, anrichten, und seiner darinnen wohl pflegen und warten. Inzwischen kömmet Graf Ludwig angestochen, lässet sich mit den Jäger-Hörnern und dem Hundebellen tapffer hören, daß man es in Schiplitz gar eigentlich vernehmen können. Worauf die Pfaltzgräfin gantz entrüstet und eilig zu ihrem Herrn ins Bad gelauffen kömmet, und ihn mit diesen harten unfreundlichen Worten angeredet: Da sitzest du hier nach deiner guten Gelegenheit im Bade, und lässest dir die Haut krauen, bekümmerst dich aber nicht, wie du deine Jagd-Gerechtigkeit erhalten und beschützen wilst. Hörst du nicht, wie der Graf von Thüringen so muthwilliger Weise sich zu dir nöthiget, und dir da vor der Nasen jaget. Der Pfaltzgraf lässet sich durch diese, seiner Gemahlin ungestüme Worte bewegen, wird darüber ungedultig und hitzig, fähret aus dem Bade auf, wirfft in aller Eil über das nasse Bad-Hemde nur einen Mantel, setzet sich uf seinen Hengst, und rennet mit wenig Dienern nach dem Holtze zu. Da er nun den Grafen ansichtig wird, und ihn mit ziemlichen harten Worten anfället, nimmt nur gedachter Graf die Gelegenheit in Acht, und jaget dem Pfaltzgrafen, ehe er sich dessen versiehet, ein Schwein-Eisen dergestalt durch den Leib, daß er sobald vom Pferde herab gefallen, und gleich tod blieben. Die Pfaltzgräfin als sie vernimmet und siehet, daß ihr Gemahl entleibet und tod zurück gebracht wird, stellet sich gantz ungeberdig, heulet und schreyet, ringet die Hände, räuffet das Haar aus dem Kopffe, wünschet dem Mörder alles Unglück an den Hals, und will sich gar nicht trösten lassen, um dadurch allen bösen Verdacht von sich zu weltzen. Allein diese Trauer- und Wehe-Klage währte nicht gar lange, sondern nach Verfliessung einer kurtzen Zeit bekam sie diesen mörderischen Grafen zur Ehe, begaben sich uf das Schloß Schauenburg, und zeugten mit einander vier Söhne und drey Töchter, davon der älteste Sohn, auch Ludwig genannt, vom Kayser Lotharius II. zum ersten Landgrafen in Thüringen und Hessen gemacht worden. Nach verübter dieser Mordthat, regte sich des entleibten Pfaltzgrafens Bruder, Ertzbischoff Adelbert, zu Bremen, nebst seiner gantzen Freundschafft, brachten bey Kayser Heinrichen IV. die Sache klagbar an, und erhielten so viel, daß Graf Ludwig, als ein Ehebrecher und Mörder, in die Acht erkläret, auch, als er einstens nach Magdeburg reisen wolte, unter Weges gefangen, und uff das bey Halle an der Saal liegende hohe Schloß, Giebichenstein, geführt, und allda zwey Jahr verwahrt enthalten wurde, hätte ihm auch wohl endlich eine Lebens-Straffe angethan werden dörffen, wenn er nicht bey Zeiten entkommen, [1331] und sich mit der Flucht salviret hätte. Immassen er dann, uff gepflogene heimliche Communication mit seiner Gemahlin, welche sich inzwischen nach Sangerhausen begeben, durch einen seiner vertrauten Diener ein langes weites Kleid, so Wind fangen können, machen, und ihm dasselbe unvermerckt in die Custodie bringen lassen. Welches er des Nachts, da gleich die Wächter im Brete gespielet, angeleget, von oben herab in die Saale gesprungen (dahero er nachgehends der Springer genennet worden) woselbst er von denen allda zu solchem Ende aufwartenden Fischern, welche von Weissenfelß gewesen, und von dem Rath und Bürgerschafft daselbst zu solchem Ende beordert worden seyn sollen, so bald in das Kahn genommen, und an das Land sicher gebracht worden, worauf sich, nach abgelegten nassen, und angethanen trockenen Kleidern, auf sein in Bereitschafft gehaltenes Pferd, der weisse Schwan genennet, gesetzet, und nach Sangerhausen zu seiner Gemahlin begeben, von dar ist er gen Rom gereiset, um allda Busse zu thun, und vor sich und seine Gemahlin Ablaß zu holen, welchen er auch vom Pabste Alexandern II. in Erwegung des daselbst gestiffteten Klosters nicht nur erlanget, sondern auch bey dem Kayser, der beschehenen Acht halber, wiederum ausgesöhnet worden. Worauf er dem Rath und der Bürgerschafft zu Weissenfelß, zur Erkänntlichkeit, daß sie zu seiner Entledigung behülflich mit gewesen, oben angeregte Zoll- und Gleits-Freyheit ertheilet, und sie darmit uff ewig begnadiget hat.“ Siehe auch Hoenns Sachsen Coburgische Historie, Th. II. p. 227 u. f.

Juden.

Daß ehemahls viele Juden sich daselbst befunden haben, solches bezeuget die von ihnen benannte Juden-Gasse, nebst der ehemahligen Synagoge oder Schule bey dem Klingen-Thore. Schöttgens Diplomatische Nachlese der Historie von Ober-Sachsen, Th. VIII. p. 660 u. f. Horn in den Lebens- und Helden-Geschichten Friedrichs des Streitbaren, liefert p. 709. das Diploma, darinnen dieser Churfürst in dem Jahr 1402. die Juden mit einem Sedelhof beleihet, worauf ihre Schule und andere Gebäude aufgeführet waren, und selbigen von der Gewalt der Voigte, Burgemeister und Richter, ingleichen dem Stadt-Geschoß, Wache, und andern Dingen, eximiret.

Feuer-Schäden.

Im Jahr 1668 den 26 Oct. sind in und ausser der Stadt 62. Häusser abgebrannt. Den 22 May 1716. brannten hier in der Saal-Gasse 50. Häusser ab; und in dem Jahr 1718. giengen abermahls 46. Häusser, samt dem Kirch-Thurme, in dem Rauche auf.

Schrifften.

Von der gedritten Zahl, so in und bey der Stadt Weissenfelß zu bemercken ist, siehe Remarquabl. curieuse Briefe, XLIII. Couv. n. 91. p. 266. ad A. 1724. Es können auch von Weissenfelß nachgelesen werden: Johann Vulpii sonderbare nützliche Gedächtnisse der Residentz-Stadt Weissenfelß, Weissenfelß 1674. M. Samuel Erfurts, Archi Diac. Singularia Weissenfelsensia, Weissenf. 1673. in 4. Chron. mont. Sereni. Peckenst. Theatr. Sax. P. II. & [1332] III. p. 138. Zeillers Topogr. Sax. p. 189 u. f. Desselben Beschr. der X Kreise, p. 462. Knauts Prodr. Misn. p. 286 u. f. Schramms Reise-Lex. p. 2253 u. ff. Uhsens Geogr. Hist. Lex. Th. II. p. 531. Martini Anw. zur neuen Staats-Geogr. p. 422. Melissantes Geogr. Th. I. p. 1059 u. f. Cellarii neue Geogr. Th. II. p. 361. Müllers Sächs. Annal. p. 7. 19. 24. 51. 174. 345. 455. 462. 484. 499. u. f. 538. 545. Hübners Geogr. Th. III. p. 780 u. f. Europ. Fama, Th. CLXXXVIII. p. 662. Allgem. Chron. Th. XI. p. 166. und Th. XII. p. 449. Gregorii Geogr. p. 321. Schöttgens Diplom. Nachlese, Th. VIII. p. 650 u. ff. Th. XI. p. 22. 26 und 131. Uhsens Kirchen-Hist. p. 501. Wabsts Churfürstenth. Sachsen, Beyl. p. 152. Ludwigs Reliqu. MST. T. IV. p. 432. u. 458. T. IX. in Praef. p. 33. Glafeys Kern der Geschichte des Hauses zu Sachsen, p. 50 u. f. und p. 891 u. f. Falckensteins Thüringische Chronicke, Th. I. p. 148. Birckens Sächsischer Helden-Saal, Th. I. p. 220. 221. 222. u. 228.