Zedler:Weller, (Hieronymus) von Molsdorf
Weller, (Hieronymus) von Molsdorf, ein Lutherischer Doctor der Theologie, wurde den 5 Sept. 1499 zu Freyberg in Meissen gebohren. Er war aus dem Adlichen Geschlechte derer Weller [1547] von Molsdorf, von dem ein Artickel folget, und sein Vater Hanß Weller von Molsdorf, Bürgermeister zu Freyberg. Hieronymus wurde bald anfangs zur Stadt-Schule in Freyberg gehalten, nach seines Vaters Tode aber von den Vormündern, nebst seinem Bruder, Petern, nach Naumburg geschickt. Von dar kamen sie nach Wittenberg, woselbst er sich sonderlich in der Griechischen Sprache feste setzte, und in dem 19 Jahre seines Alters Magister wurde. Weil aber die Vormünder ihr väterliches Erbe um ein geringes verkauffet, und er seine Studien fortzusetzen wenig Mittel hatte, begab er sich 1523 nach Zwickau, nahm daselbst einen Schuldienst an, und lehrte die Griechische Sprache. Nach zwey Jahren wurde er zum Rector der Schulen nach Schneeberg beruffen, woselbst er nur ein Jahr lang gewesen. Denn weil seine Anverwandten an ihm spürten, daß er zu höhern Dingen zu gebrauchen, griffen ihm seiner Mutter Bruder Johann Bock, Domherr zu Freyberg, und seines Vaters Schwester Sohn, Caspar von Mergenthal, Hauptmann zu Freyberg, unter die Arme, und schickten ihn wieder nach Wittenberg, in der Meynung, daß er sich auf die Rechte legen, und darinnen Doctor werden solte. Als er aber einstens D. Luthern zu Wittenberg den Catechismum erklären, auch in einer Predigt die Gewohnheit der Welt-Kinder straffen hörte, wie sie ihre Absichten nur auf das Zeitliche richteten, und wenige darum studirten, daß sie GOtt und seiner Kirche dienen wolten, mit Beyfügung verschiedener Exempel, wie GOtt zu allen Zeiten die Verächter, Lucianische Spötter und ruchlose Leute so greulich gestrafft, nahm er solches, zumahl er sonsten den Lucianus fleißig zu lesen pflegen, und auch keinen guten Wandel auf der Academie geführet, sehr zu Hertzen, verließ das bereits angefangene Studium der Rechte, fieng die Bibel fleißig an zu lesen, und wurde zwey Jahr hernach von Luthern in sein Haus und an seinen Tisch genommen, welcher ihn allezeit als seinen Sohn geliebet, wie er denn auch acht gantze Jahr bey ihm gewesen, und während dieser Zeit nicht allein desselben, sondern auch Melanchtons, Jonas und Pomeranus Vorlesungen fleißig besucht, und deren Umgang gepflogen. Im Jahr 1535 den 14 Septembr. nahm er den Titul eines Doctors der Gottesgelahrheit an, und verheyrathete sich im folgenden Jahre mit einer von Luthers Verwandtin, Annen von Steigin, von welcher Zeit an er sich theils zu Wittenberg, theils bey dem Fürsten von Anhalt aufgehalten, bis ihn der Hertzog Heinrich 1539 zum ersten Theologischen Professor nach Freyberg beruffte, und zum Inspector der Schule machte. Nach Johann Rivius Abzuge wurde ihm das Rectorat zu Freyberg angetragen, welches er aber nur ein halb Jahr verwaltet, da denn Ad. Siber an diese Stelle kam. Er hatte zwar viele Beruffe, indem er von dem Kayser Maximilian II nach Wien, von dem Könige Christian II von Dännemarck nach Coppenhagen, ferner in das Churfürstliche Consistorium nach Meissen, auf die Academie zu Leipzig, und von dem Rathe zu Nürnberg beruffen wurde; allein er schlug dieselbe sämtlich aus, und wolte lieber sein Leben zu Freyberg zubringen. Er gab [1548] auch endlich sein Amt wegen Alters und Unvermögens auf, bekam darinnen Johann Schützen, Pfarrherrn zu St. Petri, zu seinem Nachfolger, und brachte sein Leben vollends in seiner Studier-Stube, welche er in seinem Garten gehabt, mit Gebet, Lesung der Bibel und schreiben zu. Er starb endlich den 20 Mertz 1572 an einem Schlagflusse, seines Alters 73 Jahr. An seinem Sterbens-Tage hat man zwey Sonnen gesehen, auch kurtz vorher, da er geschlaffen, hat ein grosses Licht rings um sein Bette geschienen, als ob die gantze Kammer voll Feuer wäre. Von seinen Kindern siehe den Geschlechts-Artickel: Weller von Molsdorf. Er hatte viele geistliche Anfechtungen, war auch nicht zum predigen zu bringen, und wandte vor, daß er die nöthige Gaben dazu nicht besitze, wie er denn auch nur einmahl zu Naumburg geprediget. An den Theologischen Zänckereyen fand er gantz kein Vergnügen, und straffte das Verderben seiner Zeiten mit aufrichtigen Hertzen. In seinem übrigen Wandel war eine reine Gottesfurcht und eine exemplarische Demuth gespüret. Seine vornehmste Schrifften sind:
- 1. Commentarii in libros Samuelis & Regum; Frf. 1555 in Fol.
- 2. Commentarius in Psalm. 36.
- 3. Consilium de studio theologico rite instituendo; Nürnberg 1552 in 8.
- 4. Commentarius in epist. Pauli ad Ephesios, Rostock 1609 in Fol.
- 5. Enarratio aliquot Psalm. Nürnb. 1563 in 8.
- 6. Commentarius in epist. Pauli ad Philippenses, Rostock 1609 in Fol.
- 7. Antidorum adversus tentationes, Nürnberg 1563 in 8. u. Rostock 1609 in 12.
- 8. Postilla, Leipzig 1560 in 8.
- 9. Auslegung des Buchs Hiob, Wittenb. 1592 in 4.
- 10. Analecta Welleriana.
- 11. De methodo concionandi, Nürnb. 1563 in 8.
- 12. Libellus de officio Ecclesiastico, Politico & Oeconomico, ebend. 1552 in 8.
- 13. Martyr-Buch, Halle 1700 in 8.
und viel kleinere Schrifften, welche zu Leipzig 1702 nebst seiner Lebens-Beschreibung in zwey Folianten zusammen gedruckt worden. Hempels Carmen de vita Welleri, Spangenb. Adelsp. P. I. L. V. ingl. Hist. vom Geschlechte derer von Molsdorf. Mollers theatr. Freyb. Lemmelius in Wellero redivivo. Ludovici Schul-Hist. P. V. p. 117. u. ff. Acta Erudit. Lips. 1720. Fechtins Supplem. hist. eccles. sec. 16. p. 106. Kurtze Fragen aus der Kirchen-Historie des N. Testaments, V Th. p. 237 u. ff. Pipping Memor. Theologor. Frehers Theatr. Erudit.