Zedler:Weyhers, Weyers, Weihers

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Weyhers, (Uebergebung eines)

Band: 55 (1748), Spalte: 1201–1203. (Scan)

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Weyhers, Weyers, Weihers, eine alte Adeliche Familie in Francken, Hessen und selbiger Gegend, welche einerley Wappen, und darinne eine weisse Lilie führen, daher sie auch einerley Stammes seyn mögen. Sie hat von dem Stamm-Schlosse Weyhers, das an denen Fränckischen und Fuldischen Grentzen lieget, ihren Nahmen. Es schreibet sich insgemein von Ebersberg, welches gleichfals ein Schloß ist von Fulda aus gegen Würtzburg an der Rhöne her gelegen, so daß erst Weyhers, hernach Poppenhausen und endlich Ebersberg alle drey nach der Reihe nicht weit von Fulda ab liegen. Gauhen im Adels-Lexico scheinet die Familie derer von Weyhers abgestorben gewesen, und deren Stammsitz Weyhers an die von Ebersberg gekommen zu seyn, welche sich daher Ebersberg, genannt Weyhers benahmet. Im 13 Jahrhundert war Burchard von Ebersberg, Domherr zu Würtzburg, und gab 1240 einen Commissarium ab in der Affaire des Bischoffs mit dem Hause Henneberg, siehe Spangenbergs Hennebergische Chronicke, Lib. II. c. 26. f. 100. George von Weyhers befand sich 1337 auf dem Turnier zu Ingelheim. Im 15 Jahrhunderte ums Jahr 1410 florirten Thomas, Peter, Hanß, Hermann der ältere, Hermann der jüngere, Heintz allesammt Gebrüdere und Vettern von Weyhers, welche meistens auf dem Schlosse Weyhers ihren Sitz und Wohnung hatten, aber gar unglücklich waren. Denn weil ihnen der Bischoff zu Würtzburg, Johann I, einige rückständige Forderungen abzutragen hatte, und damit von einer Zeit zur andern verzog, liessen sie ihn wegen der Zahlung besprechen. Er erklärte sich nun zwar, mit ihnen entweder in Rechtlichen oder gütlichen Vertrag zu treten; weil sie aber wohl merckten, daß der Bischoff darauf umgehe, ihre Forderung zu Wasser zu machen, so suchten sie sich auf allerley Weise an ihm und seinen Leuten bezahlt zu machen. Der Bischoff, welchen solches sehr verdroß, rückte mit gewaffneter Hand vor das Schloß Weyhers, und belagerte dasselbe nach aller Strenge. Die Herren von Weyhers, die sich in solcher Noth verlassen sahen, krochen zu Creutz, und suchten mit dem Bischoff einen Vergleich zu treffen. [1202] Dieser aber wolte von keinem Vergleich hören, bis sie allen Forderungen absagten, ihr Schloß dem Stifft zu Lehn unterwurffen, und noch darzu das Jus Aperturae verschrieben. Dieses geschahe Sonntags vor Laurentii 1402. Es hat sich dieses Geschlecht auch in dem Coburgischen ausgebreitet, woselbst Erhard von Weyhers 1440 mit Marggraf Wilhelmen zu Meissen Streitigkeiten wegen einiger Höfe nd Güter im Coburgischen gehabt, welche Graf Friedrich zu Henneberg als erwählter Schieds-Richter abgethan. Im 16 Jahrhundert florirte sonderlich Christoph Weyhers von Ebersberg, Fürstl. Fuldaischer Amtmann zu Brückenau, welcher von seiner Gemahlin, Kunigunda, einer gebohrnen Schrimpfin, erzielte Herrn Otto Heinrichen; Erbherrn auf Gersfeld, Trappstadt etc. 1553 Freytags nach Quasimodogeniti. Dieser Otto Heinrich ist sehr merckwürdig, nicht nur weil er von seiner ersten Gemahlin, Magadalenen, gebohrner Truchsessin von Wetzhausen, Johann Conrad Weyhers von Ebersberg und Conrad Weyhers von Ebersberg hinterlassen; sondern auch darum, weil er der erste Evangelisch Lutherisch getauffte Herr von Weyhers gewesen, und die von seinem Vater zu Gersfeld und anderswo gepflanzte Evangelische Religion aufs klügste und sorgfältigste unterhalten. Er hat auch die Modestie so sehr geliebet, daß seine Diener allezeit in Mänteln vor der Tafel aufwarten, und jeder Anwesender die sonderbare Erbarkeit bewundern müssen. Er starb den 31 Mertz 1621 und erhielte von dem Schul-Collegen in Schleusingen, Jeremias Herbarten, folgendes schöne Epicedium:

Si genus & proavos & nobilitatis avitae
Stemma, repurgatae si relligionis amantem
Mentem, si falsos cultus & sacra Papatus
Impia detestans pectus, si laude clientem,
Vel patriae patrem, si paupertatis asylum,
Si defensorem recti Themidosque ministrum
Quaeris: in hunc tumulum mors omnia congerit unum,
Henrici Ottonis quo molliter ossa quiescunt
Corporis, aetherea sed spiritus arce triumphat,
Jam, Conrade, tuo cum Luca fratre superstes
Ebersbergiacaeque domus generosa columna,
Cum patrui ingenita virtute capessito feuda,
Et simili verbum Christi defendito zelo,
Justitiaeque pari subjectos laude guberna!
Hinc tibi cum proavis quoniam super aethera scandit
Forma, pari passu mansuram crescet in aevum.

Diese Familie wird heut zu Tage unter die unmittelbar Reichs-Freye von Adel in Francken gezehlet, allwo sie auch den Ort Gersfeld, welcher im Würtzburgischen nicht weit von der Röhne an der Fulda lieget, besitzen. Und das Wappen derer von Weyhers findet sich auf dem Rotenburgischen Ritter-Saal abgebildet, mit der Beyschrifft: [1203]

Album coeruleis Weyersi lilium in armis
Extat, in galea nobilis ala volat.

Im Jahr 1719 und 1729 florirten Johann Christoph und George Ludewig von Ebersberg, genannt Weyhers, jener als Kayserlicher würcklicher Rath und der Reichs-Ritterschafft in Francken Ausschuß; dieser aber als Hauptmann derselben, des Orts Rönnswerra. Ein Herr von Weyhers, Chur-Mayntzischer Cammer-Herr und Obrister, nahm nach dem 1732 erfolgten Ableben Johann Eberhards, Freyherrns von Leyen, dessen Familie mit ihm erloschen, weil er sein Schwieger-Sohn war, desselben Nahmen und Wappen an: So, daß er, nebst seinen Söhnen, sich Ebersberg, genannt von Weyhers und Leyen, nennete. Spangenbergs Adels-Spiegel, II Theil, L. V. c. 30. p. 217. und L. II, c. 46. p. 260. Wilhelm Wessels Heßisches Wapenbuch, im II Theil, p. 169. Münsters Cosmogr. Weinrichs Hennebergischer Kirchen- und Schulen-Staat, p. 538. u. ff. Döderleins Histor. Nachrichten von den Marschallen von Calatin und den Grafen von Pappenheim, p. 380. u. f. Hönns Coburg. Chron. P. II, p. 102. Gauhens Adels-Lexicon. Genealogisch-Historische Nachrichten, B. IV, p. 374. u. f. Siehe auch den Artickel: Woyers.