Zedler:Wolfsgarten
Wolfsgarten, ist ein umschlossener und starck-verzäunter
Platz, dergleichen man in grossen
Wäldern, wo es viel Wölffe giebet, anzulegen
pfleget; solche Raub-Thiere darinnen zu fangen.
Er wird mit hohen Plancken, Stacketen oder
Pallisaden ringsherum eingefangen, und auf allen
vier Seiten eine Oeffnung gelassen, in welche eine
Fall-Pforte gebauet wird, davon ein Strick in
das mitten in dem Wolffsgarten gebaute Jager-Haus
gehet, aus welchem man die vier Stricke
oder Leinen gar leichtlich loß- und die Fall-Pforten
niederlassen, mithin also den Garten auf einmal
beschliessen kan. Wenn nun im Herbste oder
Winter die Zeit zu den Wolfs-Jagden vorhanden,
lässet man erstlich ausserhalb des Gartens in dem
Walde hin und wieder, hernach um den Garten
rings herum, ferner zu denen vier Oeffnungen
hinein und wieder heraus, auch im Garten Creutzweise
herum ein Stücke umgefallenes Vich schleppen
und endlich solches im Garten liegen. Man
muß aber vorhero im Sommer die Wölffe wenn
die Jungen erst halb gewachsen, dahin gewöhnen,
denn also werden sie den Ort, dessen sie von
Jugend auf kundig sind, und ihren Fraß daselbst
gefunden haben, nicht leichtlich verlassen, auch
sich um so weniger einiger Hinterlist besorgen
als sie den gantzen Sommer uͤber die Thore Tag
und Nacht offen gefunden, niemahls einigen Wind
weder von Menschen noch Hunden gespühret,
folglich ohne alle Gefahr und Argwohn aus- und
ringegangen. Wenn nun gegen und in den
Winter die Bälge gut worden, werden die vier
Fallthüren behörig gestellet, welche denn die in
dem Garten-Haus aufpassende Jäger, wenn sie
einen oder etliche Wölffe in der Stallung haben
zugleich fallen lassen, und hierauf die Wölffe
nach Belieben schiessen oder lebendig einfangen
können. Denn die Wölffe in diesem Garten
mit den Hunden zu hetzen ist darum nicht rathsam,
weil die ausserhalb des Gartens befindliche Wölffe
durch das Anschlagen und starck erschallenden
Laut der Hunde dergestalt erschrecket werden, daß
sie nicht leicht in den Garten kommen, sondern sich
gar in andere Gehöltze verschlagen; so werden
auch die Hunde lange Zeit von denen Wölffen
gespühret, daß diese, ob sie gleich verbleiben
sich dennoch nicht in den Garten zu kommen getrauen.
Am besten ist, man stelle Netze auf, jage
sie mit genugsamer Mannschafft darein, und
schlage sie mit wichtigen Prügeln zu tode. Dieses
[1280] ist dabey jederzeit fleißig zu beobachten, wenn
man das Aas um und in den Gatten schleppet, daß
solches nicht mit hänffenen Stricken, sondern mit
Wieden oder von Bast gedreheten Stricken geschehe,
weil sonst kein Wolff der Spur nachkommen
wird, es wäre denn, daß der hänffene
Strick, wohl und öfft mit Wolffs-Koth bestrichen
wurde. Eine andere Art, einen Wolffs-Garten
anzulegen, ist diese: Man erwehle sich
in einem Wald, wo es viel Wölffe giebt, einen
runden Platz, der ohngefehr im Diameter oder
Durchschnitt, zehen bis zwoͤlff Clafftern häͤlt,
macht rings herum einen Zaun von starcken eichenen
Pfählen oder Stacketen, so enge, daß kein
Fuchs oder Wolff durchkan, laässet in demselben
eine Oeffnung, Schaafe dadurch und in den
Garten zu treiben, welche Oeffnung mit einer
von starcken Bretern oder Pfosten verfertigten
Thüren versehen seyn, und, wenn die Schaafe
in den Garten getrieben, wohl versperret bleiben
muß. In der Mitte macht man einen mit
Stroh gedeckten Stall, etwa auf vier Schaafe
in der Höhe, daß ein Schaaf ohne Anstossen
hinein gehen kan. Der Stall muß, damit die
Schaafe von den Wölffen frey gesehen werden
mögen, unten her nicht verschlagen, hiernächst
auch die Schaafe vor der Kälte zu verwahren,
mit vielen Werr-Stroh, und nicht weniger mit
genugsamer Fütterung versehen seyn. Rings um
diese Verzaunung macht man noch einen andern
Zaun, daß ein Zaunpfahl davon auf den andern
der ersten Verzaͤunung sehe, und also einer gegen
dem andern über stehe. Der Raum zwischen
beyden Zaͤunen muß nicht über zwey Fuß oder
eine Elle seyn, und im äussern Zaun gegen der
innern versperrten Thuͤüre uͤber, ebenfalls eine
Thüre in der Weite einer Elle gemacht und eingehanget
werden. Ferner wird auch eine leichte Thüre
von dünnen Bretern eingehänget, und solche
nebst der vorigen mit Gewichten und in Wirbeln
gehenden Leinchen dergestalt zugerichtet,
daß, wenn an die Thüre ein Wolff kommt, und
nur ein wenig daran stösset, solche sogleich aufgehe,
so bald aber der Wolff fortgegangen, diese
letztere von sich selbst sich wieder öffne, und hingegen
die Thüre sich schlüsse. Ob nun gleich der
Wolff an diese Thüre zurücke kömmmt, und solche
öffnet, so schläͤget ihm hingegen die äussere vor der
Nase zu, daß er nicht hinaus kommen kan, sondern
wieder zurück gehen muß. Und auf solche
Weise kan nicht nur einer, sondern mehr Woͤlffe
oder Füchse gefangen werden. Einen andern
Wolffsgarten, worinnen sich die Wölffe selbst
fangen, lehret Döbel in seiner Jäger-Practick,
Th. II. p. 131. also verfertigen: Es wird ein runder
Wolffsgarten mit Pallisaden, Zaune, oder
wie man will, und am naͤchsten nach iedes Orts
Gelegenheit dazu kommen kan, gemacht. Der
auswendige Zaun ist nur dazu, daß die Wölffe
nicht gerade zu, sondern durch einen Eingang
müssen. Der Umzirck des Gartens kan vierhundert
Schritte gemacht werden; es muß
aber auch Holtz oder Dickung im Garten
seyn. Hierinn werden nun vier, oder, wenn man
will, wohl noch mehr Eingänge gemacht; zum
[1281] Eingange bleibet eine Oeffnung im Zaume zehn
Schuh breit. An beyden Seiten werden Säulen
zu einem Thürgerüste gesetzt; sechs Schuh
hoch über dem Gerüste bindet man Stangen, das
es mit dem Zaume in einer Höhe vermacht ist:
in dem Thürgerüste wird eine Thüre von sechs
Schuh breit gemacht, so inwendig hinein aufschläget.
Ferner wird zu beyden Seiten von
Pallisaden gesetzt, auf achtzig Fuß lang. Wo
dieser Zaun zu beyden Seiten aufhöret, da wird
eine Grube, so breit der Gang ist, und zehn Fuß
lang, auch auf zwölf bis vierzehn Schuh tief,
wie schon vorher bey den Wolfsgärten beschrieben,
gemachet. Nun gehen wir wieder vor an
die Thüre zur Stellung. Hinter der Thüre
wird eine Säule am Zaune von zehn bis zwölf
Zoll ins Gevierte eingegraben, daß, wenn die
Thüre aufgemacht ist, sie an die Säule treffe.
Oben auf der Thüre muß eine feine starcke Latte
seyn, womit sie eingefasset ist. An der Säule
oben, wo die Thüre einschläget, wenn sie zugemacht
ist, wird ein Kloben oder Rolle gemachet.
An der Thüre ist so dann eine Leine mit
einem Gewichte, dieselbe gehet durch den Kloben.
Oben auf der Thüre und der hinten stehenden
Säule wird eine Stellung gemachet, mit
einem Rade, Stuhle und Stange, auf die Art
wie es an einem Deutschen Büchsenschlosse ist
Es wird nemlich ein Rad von Eisen eines Thalers
groß auf die Thüre fest angemachet, worinnen
ein Loch ist, daß die Stange mit dem Hacken
eintreten kan. Die Säule hinter der Thüre
muß die Höhe gleich der Thüre haben. Auf
diese Säule wird die eiserne Stange gemachet,
welche in einer eisernen Zange gehet. Unten an
der Stange ist an einem Ende ein Haͤckgen, welches
in das Rad einpasset. Ferner ist am Ende
der Stange ein eiserner Stuhl, darauf die Stange
tritt, wenn sie mit dem Hacken im Rade stehet.
Der Stuhl wird von der Seite an die
Stange gebracht. Oben an demselben
Loch gemachet, worinnen ein starcker Drath befestiget
wird, welcher oben an den Zaun bis an
die Stellung reichet, wo am Ende ein eisernen
Ring ist. Wenn an der Säule, wo die Thüre
anschläget, eine starcke Stahlfeder wäre, so ist es
noch besser. Ist aber dieses nicht, so muß das
Gewicht die Thüre allein zuziehen. Also wenn
die Thüre aufgeschlagen wird, und trifft an
Säule, so leget man die Stange mit dem Hacken
ins Rad, und drücket den Stuhl hinten an
der Stange; also ist die Thüre aufgestellet.
Nunmehr kommt die Stellung zum Fange, acht
und viertzig Schuh von der Thüre in den Eingang
hineinwärts wird auf der Seite, wo die
Thüre anlieget, und der Drath hinkommt, wieder
eine Säule eingegraben, noch vier Schuh weiter
hin wieder eine Säule eingegraben, beyde sind
der fordersten gleich, auf der ersten von diesen beyden
Säulen wird wieder eine Stellung gemacht,
eine eiserne Stange von sechs Zoll lang, anderthalb
Zoll breit, und ein Viertel-Zoll dick, hinten
aber gehet es in einem Gewerbe, daß sie sich leicht
auf und nieder drehen kan. Unten in der
Stange wird ein rundes flaches Löchlein
[1282] gemachet, und gegen dieses Löchlein eine eiserne
Pfanne mit, eben so einem Loche
auf der Stange fest gemachet. Unter der
Stange muß auch eine Feder seyn, die die
Stange im Abziehen aufwärts drücket. Gegen
diese Stange am Ende wird ein Hacken gemacht,
wie ein Abzug in dem Fuchseisen, er muß auch in
Säule ein krummgebogenes Eisen, fast wie ein
Winckel-Eisen, doch im Winckel herunter. In
der Mitten wird das krumme Eisen in einem Wirbel
an der Säule angemacht. In beyden Ecken
des Eisens muß ein Loch seyn, da denn in einem
Loche, so aufwärts stehet, ein mäßiges Gewicht
und eine von starcken Drathe gemachte Kette mit
einem Hacken kommet, so lang, daß es bis an den
Abzugs-Hacken langet. Hinterwärts an der
Säule zween Schuh hoch vom Boden wird eine
Kümme, oder nur ein höltzerner Nagel, in die Säule
gemachet; Wobey zu mercken, daß die Kümme
und oben das krumme Eisen an der Seite nach
dem Garten hineinwärts gemacht seyn müssen.
Am andern Ende des krummen Eisens wird ein
Leinigen, welches herunter an die Kümme langet,
angemacht, woran ein rundes Stellholz, von acht
Zoll lang, ist. Auf der andern Seite gegen über
der Säule wird eine dünne Leine von Pferdehaaren,
oder meßingenem Drahte an einem Pfahle,
zwenn Schuh hoch von der Ere gemachet, daß sie
queer über den Eingang bis an die Säule treffe.
An den Drath wird ein eiserner runder Rinck,
und an den Rinck ein Leinigen angemachet, und
an der Erde angepflocket, daß der Rinck nicht weiter
aufwärts kan. Auf der Säule wird ein Kloben
oder Rolle gemachet, darinnen gehen zwo
Schnuren, oder Leinen. Eine ist so lang, daß sie
an die Säule und Stellung treffe, woran ein
rundes Stell-Eisen, vier Zoll lang, ist. An der
andern Leine ist ein eiserner Hacken, und muß über
der Stellung wegreichen. An diesen beyden Leinen
muß ein Gewicht seyn, bs an den Draht, so
von der Thürstellung herkömmt. Selbiger Drath
lieget mit dem Rincken auf einer eisernen Gabel,
und wird nun also aufgestellet: Man nimmt
das Stell-Eisen und ziehet das Gewicht in den
Kloben herauf, und setzet es mit dem einen Ende
in die Pfanne, und drücket die eiserne Stange mit
dem Loche auf das Stell-Eisen, und leget den Hacken
auf die Stange. Die andere Leine nimmt
man über diese Stellung weg, und leget den Hacken
in den Rinck. Also ist nun das Gewicht und
die Thüre aufgestellet. Zum Fangen oder Abdrücken
nimmet man das Stellholtz, setzet es an
die Kümme, und stecket den Rinck an das andre
Ende des Stellholtzes, aber so genau es nur seyn
kan. So stünde nun die Stellung auch. Alsdenn
aber, wenn es auch fangen soll, leget man den
Hacken in das Löchlein des Abzuges, und also ist
es fertig. So nun der Wolf zum Eingange hinein
bis an die dünnen Leinen von Pferdehaaren
kömmt und daran streichet; so fähret der Rinck
vom Stellholtze, und ziehet dann das gantze Gewicht
mit dem Hacken, und den Abzugshacken von der eisernen
Stange ab, fahrt das Stell-Eisen aus der
Pfanne heraus, und schnellet das grosse Gewicht
[1283] an die Säule herunter, und rückt an den Drath,
so von der Thüre herkommt, welcher denn auch
gleich die Thürstellung abziehet; da dann die Feder
hinter der Thüre, und das Gewicht die Thüre
zuwerfen, so wird der Wolf nicht rückwarts,
sondern vorwärts dem Garten zueilen wollen, und
fället darüber in die Grube. Diesen Fang kan
ein Mann allein aufstellen. Wenn also vier
Eingänge in den Garten seyn; so können sich auch
so viel Wölfe fangen. Hierbey ist noch zu gedencken,
daß zwischen der Leine und der Grube
eine weite Thüre von Latten zu machen ist, dadurch
man das Luder in den Garten hinein bringen kan,
und muß auch fleißig Luder hinein geschleppet
werden, oder man kan auch lebendige Schaafe
und Ziegen in den Garten hinein bringen und anbinden.
Wenn solche denn schreien; so gehen sie
denselben geschwinde zu. Die Füchse kan man
auch in diesem Garten fangen, da muß aber die
Stellung und Queer-Leine niedriger gestellet werden.
Da wir nun verschiedene Arten von
Wolfs-Gärten unsern Lesern mitgetheilet haben,
so wollen wir auch nunmehro noch den vortreflichen
Wolfs-Garten einigermassen beschreiben,
welcher in dem Hochfürstlich-Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttlischen
Amte Stiege gelegen
ist. Es ist solcher viereckigt, über eine Viertel-Meile
lang und breit, und mit hohen Plancken
umgeben. Der Eingang ist wie ein ziemlich breiter
Thor-Weg weit, und befindet sich gegen Morgen
zur Rechten des Gartens an der Ecke, allwo
auch auswendig ein Häuslein gebauet worden,
darinnen ein Tuch und Garn zum folgenden Gebrauch
verwahret wird: Von diesem Eingange
gehet ein breiter Weg durch das in dem Garten
befindliche dicke Holtz, nach einem gegen Abend
zur lincken in der Ecke des Gartens vorhandenen
blossen Platze, allwo man das Luder, als
todte Pferde oder Kühe, auf diesen Weg hinschleifen
lässet. Gegen Mittag ist, nicht weit von
der gegen Morgen zu gehenden Ecke, die Plancke
etwas niedrig, und darhinter, ausserhalb des Gartens,
eine Fall oder eine grosse und tiefe Wolfs-Grube
gemacht, die mit Reis-Holtz bedecket wird.
Ferner hat dieser Garten inwendig an der Plancke
herum einen schmalen Weg oder Fuß-Steig
inwendig aber einen rechten breiten Fahr-Weg,
an welchen gegen den Luder-Platz über auf einen
sehr hohen Baum, damit die Wölfe von dem hierinnen
zu Zeiten vorhandenen Jäger keinen
Wind haben können, ein Jäger-Häusgen stehet
und ist noch ein anders und grössers Jäger-Häuslein
nach Mitternacht gegen die Ecke des
Gartens gebauet, in welchem ein Glöcklein hänget,
so von einer Leine oder dünnem Strick gezogen
wird, welcher auf den Bäumen hin in Rollen
bis zu den vor besagten auf dem Baum befindlichen
Häuslein gehet, und, der Länge wegen
einen halben Centner schwer seyn soll. Endlich
ist von dem auf der Erde vorhandenen grösser
Häuslein gegen den um die Plancken gehenden
Fahr-Weg ein Fußsteig bis zu dem Eingang des
Gartens gemacht. Wenn denn die Jäger vermercken,
daß die Woͤlfe das Luder gerochen, und
davon gefressen haben, so steiget einer zu der Zeit
da die Nächte etwas helle sind, auf den Baum
[1284] in das Häuslein, die andern hingegen begeben sich
in das andere, wo das Glöcklein hänget. So
bald nun zu Nacht die Wölfe sich in dem Garten
bey dem Luder versammlet haben, ziehet der
Jäger so vielmahl an dem Stricke, als er Wölfe
vermercket, auf welches Zeichen die andern Jäger
sich nach dem Eingang eylends fortmachen, und
vor denselben das vorgemeldete Tuch und Garn
ziehen, bey welcher Arbeit einer von denselben mit
einem oder mehr hierzu abgerichteten Hunden in
den Garten gehet, und auf einen gegen der Wolfs-Grube
überstehenden Stamm oder Baum steiget,
allda er Achtung geben muß, wie viel Wölfe in
die Grube springen, ingleichen ruffet er auch die
Hunde wieder zurücke, wenn dieselben etwan den
Wölfen nachfolgen wollen; unterdessen gehen
die Hunde auf die Wölfe loß, die denn nicht ermangeln,
einen Ort zu suchen, wo sie durchzukommen
gedencken, doch vergebens, massen die
Plancken viel zu hoch dahin sind, derohalben sie so
lange in dem Garten an den Plancken herum
laufen, bis dieselben vor die Grube kommen.
Weil es nun allhier nicht so dunckel als an andern
Orten des Gartens ist, indem nicht allein die
Plancke sich niedriger, sondern auch zu Nacht die
Gegend nach Mittag heller als andere befindet,
so vermeinen die Wölfe da hinaus zukommen,
und springen also in die Grube hinein. Hierauf
wird des Morgens früh ein sonderlich zugemachter
Karren bey die Grube geführet, in welche ein
Jäger mit einer Leiter steiget, wirft einem Wolf
den Strick um den Hals, leget demselben einen
Knebel um das Maul, damit er nicht beissen kan,
bindet dessen Vorder-Füsse zusammen, und ziehet
also einen nach dem andern aus der Grube in den
Karn, welcher alsdenn nach Wolfenbüttel, oder
wohin solches die gnädigste Herrschafft verlanget,
geführet wird. Auf solche Art werden die Wölfe
lebendig gefangen, und stellet man damit Lust-Jagden
an. Zu verwundern ist es, daß solche,
dem Berichte nach, wenn sie also gefangen worden,
sehr gedultig und fromm sind, da sie doch
sonst treflich um sich beissen. Diese Erfindung
von Wolfs-Gärten wird für die beste gehalten,
und wird berichtet, daß man im Jahr 1702 vier
und zwantzig Wölfe darinnen gefangen. Nicht
weit von Hertzberg in Hartz ist noch ein anderer
Wolfs-Garten; er soll aber nicht so gut als der
vorige seyn, weiln der Fang inwendig im Garten
ist. Siehe Zinckens curiöses Reut-Jagd-Fecht-Tantz
oder Ritter oder Ritter-Exercitien-Lexicon; und Behrens
Hercyniam curiosam, p. 168 u . ff.