Zedler:Wunder-Becher
Wunder-Becher, Pocula illusoria. Vermöge einiger Grundsätze aus der Hydraulick ist man auf die Gedancken gerathen, ein und andere künstliche Becher zu erfinden; dergleichen etliche in Francisci de Lanis, Joh. Bapt. Portä, Harnbergers und anderer Schrifften zu finden sind. Der Nutzen solcher Erfindungen bestehet darinne, daß Unwissende hierdurch in Verwunderung gesetzet werden, Gelehrte aber an dergleichen sinnreichen Erfindungen sich belustigen. Es bestärcken auch die dabey vorfallenden Phänomena offt die einmahl angenommenen Grundsätze, und sind also dienlich, hernach andere nützliche Wahrheiten hiervon herzuleiten. In den Miscellan. Lipsiens. Obs. 177. werden ebenfalls zwey Becher von solcher Art vorgestellet, und nach ihrem Bau beschrieben. Einer ist so beschaffen, daß man nicht einen Tropffen daraus trincken kan, wo einem nicht der Vortheil gelehret wird. Der andere ist also eingerichtet, daß man einem bald einen süssen, bald einen bittern, bald einen kalten, bald einen warmen Tranck daraus reichen kan. Die Ursachen hiervon sind wohl keinesweges bey den leeren Wörtern der Scholasticker zu suchen; denn die Bewegung des leeren Raumes, (motus vacui) und das Saugen oder Anziehen sind bey verständigen Philosophen schon längst abgeschafft. Dannenhero wird in dieser Beobachtung erstlich die Schwere der Lufft bewiesen, hernach werden die bey diesem Becher vorfallenden Umstände nach diesen Grundsätzen aufgelöset. Sonst ist auch diese Beobachtung in den neuen Zeitungen von gelehrten Sachen des Jahres 1718 angeführt worden.