Zedler:Zimmern, bey Bergwercken
Zimmern, ist bey Bergwercken stets nöthig, [762] und wird auch Gezimmer genennet. Siehe Gezimmer, im X Bande p. 1412. Deuceri Königl. Berg-Recht L. I. c. 11. Bergbau-Spieg. L. II. c. 26. §. 3. L. III. c. 16. §. 3. Daher sagt man: das Gezimmer hat einen festen Fuß im Gestein, d. i. ein gut Fundament, Berg-Inform. P. II. f. 44. Bergbau-Spieg post indic. voc. Gezimmer. Gezimmer in Schächten, sind Tragstempel, Jöcher, Einstreichspreizen und dergleichen. Urspr. des Bergwercks c. 10. f. 26. Löhneyß P. I. c. 8. f. 9. Wie das Zimmern zu verrichten, giebt Anweisung Bergbau-Spieg. L. II. c. 26. Giebt es so gar zuviel Zimmerns; macht es ein Gebäude schwerhältig. Bergbau-Spieg. L. III. c. 30. §. 3. Was für eine unglaubliche Menge Holtzes die unter der Erde befindlichen Berggebäude an Verzimmerung der Gruben, Schächte und Stollen wegnehmen, daß öffters um selbige Gegend kaum oben auf der Erde so viel Holtz zu finden, als wohl unter der Erde verbauet worden ist, und daselbst stecket, kan man ausführlicher und deutlicher bey den weitläufftigen Bergwercken des Hartzwaldes und Ertzgebürgischen Kreises augenscheinlich ersehen. Es ist aber das Zimmern ein nothwendiger Bau bey den Bergwercken, weil das Gestein nicht aller Orten so fest, daß es an sich selbst beständig, sonderlich nahe am Tage, auch bey gebrochenen Gängen, Fäulen und dero Orten, wo zumahl sandigte Gebürge und keine andere Schicksale des Landes anzutreffen, u. wenn es gleich manchen Ort eine Zeitlang hält, so löset es sich doch endlich, und wird brüchig, entweder wegen der Klüffte, oder durch das Wasser, Erddünste und Wetter. In Schächten ist das stärckste Gezimmer ein gantzer Schroth, welcher am Tage gebrauchet wird, und besteht von vielen Gevieren, eines auf das andere gelegt. Ein Geviere aber ist von 2 Joch und 2 Rappen zusammen gemacht. Man hat noch eine andere Art Schächtezimmerung. Wenn ein Geviere auf 4 Boltzen gelegt, welche auf einem guten Fuß im Gesteine stehen, darhinter werden Schwarten, Schalhöltzer u. Stangen gelegt, ist aber nicht so beständig. Wenn aber eine Schacht im Gesteine feste hält, so wird nur ein Strich mit Seitenbrettern versehen, sonderlich wird auf der Seite, wo es nöthig, öffters in Schächten nur halb Gezimmer gebraucht. Ein ieder rechter Schacht wird unterschieden durch die Einstriche in Fahr- u. Förderschacht. In Fahrschächten werden die Fahrten nacheinander wieder angehaspet, daran eine Fahrd von 24 Sprossen oder 12 Ellen lang. In Förderschächten, wo die Kübel anstreichen u. die Tonnen aufgezogen werden, wird es mit Stangen verzimmert, daß sie daran glatt auf u. niederstreichen, In den Stollen gebraucht man nur 2 Thürstöcke, u. oben eine Kappe, unten einen Steg, worunter das Wasser lauffen soll, da denn, wo es nöthig und das Gebirge nicht stehen will, solche Thürstöcke nahe beysammen gesetzet stehen, darhinter mit Schwarten, Schalholtz oder Stangen ausgezimmert wird, auf die Stege werden Bretter gelegt, darauf man fahren und fördern kan, unten lauffet das Wasser hervor. Wo es auf fündigen Gängen lange Weile hat, auch hängend und liegend nicht stehen will, da will es Holtz zum Uberfluß und geschickte Leute haben, bey dergleichen sind starcke Stützen, Säulen oder Trage-Stempel höchst nöthig. Im [763] sandigten Gebirge erfordert das Zimmern einen recht verständigen Mann, und muß sehr dichte verwahret seyn, es sey Schacht- oder Stollweise, weil es sonst leichte und offt eine Rolle machet, hindurch wäschet, und das Gezimmer über den Hauffen wirfft. In solchen Gebirgen hat das Gezimmer keinen langen Bestand, sondern es stocket gar leichte, lauffet von Feuchtigkeit schimmlicht an, bis es innerlich gantz morsch wird, zerberstet, auch bricht, und einfällt. Es dauert auch in der Gruben ein Holtz besser als das andere. Das frische kieferne, so im zunehmenden Monden gefället worden, und also grün und harzig in die Grube geschaffet wird, dauert ziemlich lange. Etliche haben eine gewisse Zeit zu Fällung des Holtzes, zum Gebrauch in der Gruben, daß es dauerhafftiger bleiben soll. Wiewohl auch ein grosser Unterschied unter der Art des Holtzes, auch dahin zu sehen ist, ob es in trockenen, feuchten oder gar nassen Boden kommt. Wo feuchte Dünste sind, oder böse Wetter, da stocket es bald und fällt ein. Ferner brauchet man Holtz zu Wasser-Künsten, Röhren und Kunst-Gestänge, Räder und dergleichen, Göpel und Huthäuser; ja wenn man das Gastein mit Feuer innerlich zwingen muß, so gehet Holtz genug auf, des übrigen zum Bergbau sehr vielen benöthigten Werckzeuges nicht zu gedencken, indem alle zu erzehlen zu weitläufftig seyn dürffte.