Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 5

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 32–35
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[32]
Wie die Schwaben mit großer macht dem künig Ariovisto aus hochteütschen landen zu hilf wider den Cesar von Rom zuzogen und bis an Rhein komen, deren obriste
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ainer von Nassaw und ainer von Zimbern gewest.

[A9a] Die aller eltest memoria oder gedechtnus, so 1

[33] man von aim von Zimbern (er sey gleich ain freiherr oder was standts er dann gewest) gehaben mag, findt man ob den sechzehenhundert und vier jaren in den commentarien oder sommarischen verzaichnussen Caji Julii Cesaris, des
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dictators und ersten römischen kaisers, im ersten buoch, darein er die gallischen krieg, so er selbs gefürt, beschriben, ungevärlichen auf mainung, wie hernach volgt. Im jar nach erbawung der stat Rom sechshundert sechsundneunzige, und vor der gepurt Christi vierundfünfzig jar, ist bemeltem Cajo
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Cesari die provinz Gallia als eim proconsuli vom senat zu Rom erkannt worden. Als er nu in derselbigen ankomen und die remischen legionen angenomen, hat er ganz Galliam in großer empörung befunden; dann als sonderlich Gallia der zeit in zwo underschidliche factionen, als Heduos und
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Arvernos, gethailt, haben die Arverni vor ankunft des Cesars durch pratigken der Sequaner die Hochteutschen inen zu hilf aufbracht, deren dann erstlichs bei fünfzehen tausendt über Rhein komen, welche die Heduos angriffen und heftig beschediget. Gleich bald[1] darnach als sie die fruchtbarkait
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des gallischen bodens befunden, ist der Hochteutschen könig Ariovistus, den etlich Ernst, etlich könig Ernvest nemen (würt geachtet, er sey ain könig aus Schwaben gewest), mit großer macht personlich über Rhein gezogen, daselbst er nit allain die Heduos als feindt, sondern auch die
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Sequaner, denen er zu hilf solt komen sein, überzogen und [19] angriffen, die auch bei der statt Amagetobria in ainer tref[A9b]lichen veldtschlacht überwunden. Demnach hat er deren fürnembsten bezwungen Gallier kinder zu geiseln genomen, auch den Sequanis die pesten zwen thail irer
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landtschaft abtrungen, davon im selbs den ain thail behalten, den andern aber denen Harudibus, so auch ain teutsch volk gewest, die dann ob vierundzwainzig tausendt stark über Rhein newlichen im zu hilf komen waren, zu bewonen eingeben. Derhalben gemainclich die fürnembsten
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Gallier verursacht, den Cesarem, in den sie all ir hofnung und vertrawen gesetzt, umb hilf und rath wider könig Ariovistum ansuchtend. Nu bedacht der Cesar, das die Hedui der Römer buntsgenossen, derhalben er in dann pillichen hilf beweisen solt, zudem das er nit ain geringen feind
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verhanden, sonder wo dem könig in seim furnemen weiter zu-

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[34] gesehen, das er ganz Galliam einzunemen sich mögte understen, darumb er im sollichs bei zeiten vermaint die notturft erhaischen zu underkomen. In kürze hernach kamen dem Cesar noch zwo pottschaften in das läger, die aine von
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Heduis, die beclagten sich, die obgenannten hochdeutschen Harudes hetten sie gewaltigclichen überzogen, und ob sie gleichwol umb fridens willen geisel zu geben sich erpotten, hetten sie doch bim künig Ariovisto sollichs nit erlangen mögen. Die ander pottschaft kam von Treviris, mit bericht,
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das ain treffliche macht der Schwaben von iren hundert orten, die sie domols gehabt, bis an Rhein komen, die understunden sich über Rhein zu thun, woverr sie von inen nit aufgehalten wurden. Do meldet [A10a] der Cesar, das dise Schwaben zwen obriste gehabt, nemlichen ain von
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Nassaw und ain von Zimbern, nennet sie gebrüeder und schreibts fast mit denen worten: »Haec eodem tempore Caesari mandata referebantur et legati ab Heduis et [a][2] Treviris veniebant. Hedui questum, quod Harudes, qui nuper in Galliam transportati essent, fines eorum popularentur,
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sese ne obsidibus quidem datis Ariovisti pacem redimere potuisse. Treviri autem, pagos centum Suevorum ad ripas[3] Rheni consedisse, qui Renum transire conarentur. His praeesse Nasuam et Cimberium fratres. Quibus rebus Cesar vehementer commotus etc.[4]« Derwegen, als der Cesar
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sollichs gehört, hat er nichts lenger sich aufhalten lassen, sonder ist eilendts mit höres craft dem Ariovisto entgegen zogen, besorgend, wo er lenger verharren und obgemelte Schwaben zum könig sich verfüegen, das er inen keinen widerstand, vil weniger ainigen abbruch thun wurde könden.
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Und als er erfarn, das der könig willens gewest, Bisanz zu belegern, ist er eilendts mit dem leger aufbrochen, mit aller macht sich dahin verfüegt und die stat, ehe und zuvor dann der könig ankomen, eingenomen, die er nach notturft besetzt, mit dem überigen haufen ist er fort zogen. [20] In
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wenig tagen, als baid leger sich geneheret, hat der Cesar mit dem könig geschlagen und ine überwunden, auch den mererthail der Teutschen, was über Rhein nit komen, umbracht oder gefangen. Aus diser schlacht ist der könig Ariovistus in der flucht bis an den Rhein komen, daselbst hat

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[35] er ain waidling am gestad gefunden, darin er über Rhein gefaren, und dergestalt dem Cesari entrunnen. Seine zwo gemaheln, do die aine aus Schwaben, die ander könig Voccions von Noroico schwester, sein baide in der flucht
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umbkomen. [A10b] Under seinen zwaien dochtern ist die ain in der flucht umbbracht, die ander aber von den Römern gefangen worden. So bald dise victoria Cesaris in Gallia erschollen, sein die Schwaben, so under Menz am Rhein gelegen und künig Ariovisto begert zuzeziehen, mit großem
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schaden, den sie von Ubiis im abzug erlitten, widerumb zu rugken in ir haimat gewichen. Diser historia ist derhalben, seitmals ainer von Nassaw und ainer von Zimbern über die Schwaben vor so vil hundert jaren, wie gehört, obriste gewest, anzogen worden.
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Wie aber die baide mit iren rechten namen gehaißen, auch was sich weiter irenthalben zugetragen, mag man nit wissen, dann der Cesar sollichs nit meldet, auch haben die Römer kain auslender mit seim rechten namen und dann dem namen seins geschlechts beschriben, sonder an dem
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ainen namen allain zu melden sich benüegen lassen, darumb der Cesar die baid obersten nur zum kurzisten Nasuam und Cimberium, das ist sovil als Nassaw und Zimbern, bei denen namen irer geschlechter genennt. Zu dem die historien T. Livii, Samonici Sereni, C. Plinii, Cornelii Taciti und anderer,
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die weütleuf von hochdeutschen kriegshandlungen und sachen geschriben, verloren, deren wir manglen, und in dem und anderm merthails raten müeßen. Das aber der Cesar den von Nassaw und den von Zimbern fratres, das ist gebrüeder, genennt, mueß darumb dahin nicht gedeüt oder verstanden
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werden, das sie recht gebrüeder gewesen seyen, dann iedem wissenden dern historien offenbar, das die Deutschen der zeit alle ainandern brüeder gehaißen, daher sie auch Germani von den Römern [A11a], das ist gebrüeder, wie etlich darvon schreiben, sein genempt worden, und ist wol mögclich, das
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iez gehörter ursach halb der Cesar anderst nicht gewist, dann das sie gebrüeder gewesen seyen. Im faal aber, das sie brüeder solten gewesen sein, gebe nit ain claine vermuotung baider geschlechter wappen, die außerthalb der streitaxt, so im zimberischen wappen ainander ganz gleichförmig, dann
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die guldin spen im nassawischen wappen nit allweg gewest, damit dann die von Nassaw aus sonderlichen ursachen vor zeiten begabt sein worden.



  1. Gleich bald] B Gleichwol bald.
  2. a] fehlt in AB.
  3. ripas] AB ripam.
  4. etc.] s. C. Julii Caesaris de bello gallico lib. I, XXXVII.