Zimmerische Chronik/Band 2/Kapitel 61

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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: Wie herr Wilhalm Wernher freiherr zu Zimbern sein haimfierung mit der landtgrevin von Leuchtenberg zu Oberndorf gehapt, auch was ime im paurenkrieg begegnet, und hernach ans cammergericht kommen etc.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 2. S. 621–633
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
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[621]
Wie herr Wilhalm Wernher freiherr zu Zimbern sein
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haimfierung mit der landtgrevin von Leuchtenberg zu Oberndorf gehapt, auch was ime im paurenkrieg begegnet, und hernach ans cammergericht kommen etc.
[623] Als nun die hochzeit zum Hag ein ort, sein graf Christof und herr Wilhalm Wernher mit ainandern widerumb
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zu haus geritten. Herr Wilhalm Wernher fieng an, sich uf seines gemahels haimfierung zu rüsten. Die ward hernach selbigs jars umb Nicolai zu Oberndorf gehalten. Es kamen dahin seine baid brüeder. Herr Gotfridt Wernher bracht mit ime sein gemahl, die grefin von Hennenberg, aber herr
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Johann Wernher wolt sein gemahl nit dahin lassen, wiewol sie domals zu Seedorf war; sie muest sich außer bevelch ires herren in ain bet legen und sich krankhait annemen, wiewol iederman das widerspill bewist. Aber es warde ime in ein seltzame, ainfüere weis gerechnet. Grave Christof
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von Tengen kam ime auch zu ehren, so waren der merertail edelleut vorm Schwarzwaldt und am Necker geladen. Es war ain große haimfierung, die bei acht tagen mit großem costen ward gehalten. Es zogen die von Rotweil mit irem carojo oder großen hauptbaner[1] ob den 500 stark
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herab geen Oberndorf, der hochzeiterna entgegen. Die warden all costfrei und wol gehalten, und halfen alle darzu, damit das güetlin verthon und inen ain zipfel vom kissin megte werden, welches gleichwol hernach beschehen und inen laider in dem tenebroso saeculo und unglücklichen
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gerathen. Es het herr Johanns Wernher zu merer kurzweil herr Hannsen Weingebern hinab auch geen Oberndorf beschaiden. Der war nur nit so gar priesterlich geklaidt, sonder gar nahe wie ain ambtman; und dieweil aber der alt Gabriel Maugenbuch übel gesahe und den pfaffen nit
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gleich kennen konte, do wardt er von herr Johannsen Wern-

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[622] hern beredt, der pfaff were der aman von Alenspach, Ruedolf Mor. Also grüest der Gabriel den pfaffen, als ob er der aman were. Es konts herr Johanns Wernher also an ain andern richten, dann Gabriel kante den pfaffen nit, redt
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im aber übel zu. Das wolt der pfaff nit verguet haben. Man vermaint, so herr Johanns Wernher, dem mit dem hader allain wol war, und ander nit darvor weren gewesen, so hetten sie ainandern beim har übern disch gezogen. * [1429] Und ich muß des orts gedachten herr
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Wilhelmen Wernhern loben[2], das er mit der haimfüerung und anderm fürgefaren, auch sich nit lassen anfechten oder irren, das die landtgreffin wenig gelt mitgepracht; dann was het es fürstands erlangt? wer nur ain lauters gespett darauß worden, als ich in alten geschriften findt, das es
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ainest ainem[3] curfürsten bei Rein ergangen. Das war pfalzgraf Ludwig[4], dessen muter war ain gräfin von Saphai[5] und Bresse[6], durch deren anschicken kam es hernach darzu, das irem sone, disem pfalzgraf Ludwigen, auch ain herzogin von Saphai[7] ward vermehelt. Dieselbig war des herzogen
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Amadai[8] dochter, der hernach im concilio zu Basel pabst[9] und nur der kuchebapst genennt ward; wiewol er den stand nit behielt, sonder dem bapst Eugenio weichen was, im mit aim cardinalat sich benüegen ließ. Wie nun die heuratsabred zwüschen der Pfalz und Saphai beschehen, do schickt
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der pfalzgraff seine gesanten gen Jenf, das waren graf Phillips von Catzenelenbogen, ein graf von Eisenburg zu Büdingen und ain fürnemer ritter, hieß herr Conrat von Rosenberg. Die kamen ganz stattlich und hetten wol fünfzig pferdt bei inen; brachten der hochzeiterna zwen jung
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edelknaben uß deutschen landen, Friderrichen von Werdenaw und Bleiker Landtschaden von Steinach, mit zwaien schenen hengsten, so ir der pfalzgraf zugesandt, waren herr Hannsen von Hirshorn, ritters, gewest und gar kostlich, wie der zeit der geprauch, heraußgestrichen. Es ward dozumal ain
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halbe hochzeit zu Jenf gehalten und lag graf Phillips von Catzenelenbogen bei, von seins herren wegen, wie[10] dann under den fürsten und hochen pottentaten in sollichen fellen

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[623] die gewonhait. In wenig tagen darnach do schieden die gesandten widerumb ab, und über etliche monat hernach do pracht man die hochzeiterna vermög der abred biß gen Basel. Daselbs kam sie in des pfalzgrafen costen. Nun
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schickt pfalzgrave Ludwig ain ansehenliche bottschaft mit vil frawenzimers gen Basel, die sollten sein gemahel empfahen und sie, auch das zugelt gen Haidelberg belaiten. Aber man bracht mit der hochzeiterna nit mer, als das halb zugelt, nemlich dreisig tausendt guldin. Do wollten
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die gesanten nit fort, auch die hochzeiterna one das ganz zugelt, wie versprochen, nit annemen, und war der pfalzgraf ganz unlustig. Also lag menigclichen zu Basel, wol vier ganzer wochen, bei den würten, mit grosen costen. Nit minder uncostens lief die zeit uf zu Haidelberg, dann
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menigclich, so berüeft, erschinen, und war ain turnier alda gehalten. Hiezwüschen waren bottschaften hin und wider gesant zum pfalzgraven, in Saphai und den heuradsunderhendler, aber man machte es, wie man wollt, so kam mer gelts nit. Wolt nun der pfalzgraf nit gern zu schanden werden und
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das im das heuratgut noch mer verthon, do mußt er sein gemahel holen lassen und gen Haidelberg füeren. Man trib vil gespais darüber. Die guet herzogin war mit wenigem geschrai zugelegt, und hett sich der pfalzgraf nit verweisen und sein gemahel von erst holen lassen, mögt er nit allain
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vil haben erspart, sonder auch er het bei seiner gemahel, die wol merken kunt, das sie one das gelt nit angenem, sonder das umb ir person nit zu thun wer, und dann bei ir fründtschaft mer liebe und guts willens erlangt. Aber der from pfalzgraf het seinen speckschwarten gefolgt, die
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hetten ime disen rath geben. Von diser herzogin von Saphai überkam der pfalzgrave nit mer, dann ain ainig sone, das war pfalzgrave Phillips, der loblich curfürst, von dem in diser historia hievor vil meldung beschehen. Darum, wann sich ain sollicher fal begibt, das ainer heurat und aber
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das gut nit darbei, wie er verhofft oder sich versehen gehapt, wie kan er im baß thon, dann sollichs mit gedult und sanftmüetigkait ufnemen, Got befelchen und nit vil wesens darauß treiben? oder aber er erlangt hiemit anders nit, dan ain lauteren spott, wie dann ainem burger zu Messkürch
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bei wenig jaren begegnet, der hieß Conrad Haim und war seins handtwerks ain satler. Der nam gleich nach dem

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[624] Rordorfer sterbend anno 15[51][11] ain maierin von Rordorf, ain wittib. Die ward nur von iren nachpuren und sonderlichen aber von disem sattler für habhaft geschetzt, sonderlichen aber an äckern und wisen. Ußer der ursach name er sie
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gleich bald nach ires vorigen mans gehalten dreißigisten. Nachdem aber ir voriger man etlich äcker und wiesen von der herschaft zu schupflehen gehapt, so fielen dieselbigen ledigclichen an die herrschaft; dann als der man zu Messkürch seßhaft, kont man nit zugeben, das die güeter
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ußerhalb des dorfs, da sie gelegen, sollten genutzt werden, allerhand unrichtigkait zu vermeiden. Allererst do befand der satler sein irtum und erklagt sich ganz hoch gegen der herschaft der unbillichkait, die im seins vermainens begegnet; dann so er das vorhin gewisst oder wer advisiert, so wollt
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er das weib nit haben genomen, dann er verhofft die äcker und das weib mit ainander haben erheurat; wainet derhalben bitterlichen. War dem weib gut, das er aqua humana[12] het gemacht, es wer sonst villeucht langsam beschehen. * Nach vollendung der haimfierung, als die gest mertails
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zu haus sich widerumb begeben, konte herr Wilhalm Wernher das schloß Zimbern nit underlassen, sonder verfüegte sich mit seim gemahl geen Zimbern.. Sie war aber unlangs alda gewest, sie mogte die einede nit mehr erleiden, begert zu Oberndorf zu wonen. Das konte oder wolte nun herr
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Wilhalm Wernher dem newen gemahl nit abschlagen, sonder hielt sich denselbigen winter zu Oberndorf in dem haus, das iezmals Jacoben von Reckenbach zugehört. Das blib also ansteen biß nach ostern des nachgenden 1525 jars. Do fieng der paurenkrieg gar nahe in allen deutschen
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landen zu wieten. Ußer was ursach aber der selbig sich erstlichs erhaben, und wie alle entpörung widerumb gestillt, das ist hieran nit dienstlich. Aber zu anfang haben die von Oberndorf an herr Wilhelmen Wernhern, iren herren, begert, er soll in dieser ufrur insonderhait zu inen schweren,
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das wellen sie auch thuon und bei ime bleiben, unverhündert, was die ufrürischen pauren fürnemen megten. Hierauf er sich des aidts gegen inen entschuldiget, mit bericht, das sollichs nit gepürlich oder gepreuchlich, hat inen aber darneben zugesagt, bei inen zu bleiben, sie nit zu verlassen,

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[625] sonder leib und guet bei inen ufzusetzen, als er auch gethon het. Es war ainer vom Vogelsperg einher, genannt Thoman Mayr, ain kriegsman, der wiglet die pauren allenthalben uf, wo er mocht. Er hett etlich edelleuten in der
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selben landtsart, als denen von Neuneck[13] und andern, ire heuser geblindert, das geschütz zu handen gepracht. Der sterkt sich nun deglichs, in maßen er sich für Albeck, das schloß zu Sulz, so domals die herren von Geroltzeck inhetten, legern dorfte. Nun hetten aber die baidt gebrüeder
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von Geroltzeck, herr Gangolf und herr Walther, das haus wol besetzt, derhalben der pauren fürnemen dester langsamer zugieng. Mitler zeit practiciert iren oberster, Thoman Mayer, bei denen zimbrischen, als denen nechsten, auch [624] andern nechstgesessnen, underthonen, sein macht
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damit zu sterken, und griff die sach mit solchem ernst an, das er herr Johanns Wernhers, auch seins brueders, herrn Wilhalm Wernhers hinderseßen, mertails was uf dem landte, dohin brachte, das sie von ir herrschaft fielen und ime zuzogen. Indess het der schwebisch pundt die pauren an
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der Tonow, im Algew und andern oberlendischen orten gestilt. Der zog über den Hewberg und kam biß geen Ostorf bei Balingen. Dieweil aber die pauren im landt zu Würtemberg mit macht uf waren und dann der pauren oberster vor Waldt sich deglichs starkte und grosen unwillen hin
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und wider tribe, war noch im zweifel, ob herr Jörg, truchseß, des pundts oberster, den Schwarzwälder haufen erstlichs angreifen oder aber in Würtemberg ziehen wolte. Nun war denen von Rotweil dieses alles wol bewist. Die besorgten, waverr der punt zu inen kommen und die
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Schwarzwälder pauren straffen, das inen solchs ohne sonder nachtail oder schaden nit zergeen; derhalben schickten sie zu herr Jörgen, truchseßen, auch den pundtsräthen, mit anzaig, das sie ire, auch die zimbrischen underthonen, als die mit inen im purkrecht, abmanen wellten. Neben dem, so
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baldt herr Wilhalm Wernher durch seine kuntschafter erfaren, das der punt in der nehe, die ufrürer vor Waldt zu straffen, war er eilends uf, nam Wolfen Schweningern vom

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[626] Stain, auch ander vom adel, so sich in dieser nott zu im geschlagen, und etlich der fürnembsten burger von Oberndorf zu sich, mit denen rit er den nechsten zu herr Jörgen, truchseßen, ins leger geen Ostorf. Mit dem handlet er
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sovil, das er im seiner, auch seins brueders, herr Johann Wernhers, underthonen straf abbate, mit bericht, das er mit hilf dern von Rotweil seiner pauren wüste mechtig zu sein, das er alsdann der landtschaft verschonen welte. Dieweil dann nun ab den rotweilischen und zimbrischen pauren
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kein sonder gefahr zu besorgen, zudem der hauf in Würtemberg sich heftig starkt, ward herr Jörg, truchseß, verursacht, die landtsart vor Waldt zu verlassen und ohne verzug dem landt Würtemberg zuzuziehen. In abwesen herr Wilhalm Wernhers schrib der pauren oberster vor Waldt, Thoman
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Mayer[14], denen von Oberndorf uf nachvolgende mainung, und hat mich für guet angesehen, die missif von wort zu wort zu vermelden: »Thoman Mayr, oberster, und die rethe des versamleten haufens vorm Waldt an schulthaißen, burgermaister und gemaindt zu Oberndorf, gnad und fridt durch
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Jesum Christum, unsern lieben herren. Ersamen, weisen! Es langt uns an, wie ir zulassen und gestatten, ewere mitburger von und zum pundt, auch dieselbigen raisigen uß und einlassen, zu schaden und nachtail unserer brüeder. Ist an euch unser freuntlichs pitt, ir wellen sollichs gegen
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ewern burgern abstellen, auch die püntischen, unsere feindt, kainswegs enthalten; dann so uns das weiter fürkompt, wellen wir dermaßen gegen euch handlen, das ir wellten solchs vertragen und über sein. Datum donderstag nach Crucis inventionem anno 1525.« Dise missif kam geen
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Oberndorf, aldieweil herr Wilhalm Wernher noch bei dem pundt. Hiezwischen schickten die von Rotweil herr Conradt Mocken, iren burgermaister, botschaftsweis zu den pauren geen Sulz, mit beger, sie wellten deren zimbrischen, auch irer pauren sich müeßigen, die nit annemen, sonder
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die unverzüglich ab und haim ziehen lassen. Dem glückt sein werbung, inmaßen er sein begern bei dem obersten, auch den andern beurischen kriegsräthen, zum teil mit betrowung, zum teil auch mit gueten worten, erhielt, und warden darauf [625] mertails Rotweiler und zimbrische
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pauren geurlaubt. Deren zogen mertails wider zu haus, die

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[627] andern kamen mit dem schwarzwäldischen haufen für Herrenberg. Es war herr Wilhalm Wernher kom ußer Oberndorf kommen, do haben sich etlich Oberndorfer unrüebiger leut, darunder Schueler, Jacob, und Hanns Satler die redlisfüerer
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waren, zusamen verfüegt, auch mit andern irs gleichen gerottet und nach langer berathschlagung entschlossen, soverr sie hilf oder nur ain cleine vertröstung von pauren, so welten sie herr Wilhalmen Wernhern, auch die, so mit ime zu dem pundt geraist waren, zu irer widerkunft in iren heusern
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unversehner sach überfallen[15] und fürter mit inen als iren feinden, gleichergestalt wie zu Weinsperg mit dem grafen zu Helfenstain[16] und etlichen vom adel beschehen, zu handlen. Es war aber under diesem buebenvolk ein erlicher mann, mit namen Jacob Renner, der het ab solchen unredlichen
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handlungen kain gefallens, wolt in die verretterei nit gehellen und bracht die sach so weit, das die Zimbrischen alles anschlags avisirt wurden. Nichs destoweniger pratticierten die andern und schickten eilends hinab geen Sulz zu denen pauren. Die lagen noch zimlich stark alda, hetten
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das schloß beschlossen; gleichwol, wafer die, [welche][17] in der besatzung lagen, redlich handlen wellen, sie mit irem veldtgeschütz, das sie allenthalben geraupt, nichs zu aim sturm ußrichten megen. Aber es war bös, füchs mit füchsen fahen, vil weniger ain haus mit pauren wider andere
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pauren zu bewaren; dann wiewol die pauren nichs des orts ußrichten künden, so gaben sie doch das schloß denen pauren uf. Die plünderten das und zogen damit fort nach dem landt zu Würtemberg. Als aber nun die Oberndorfer geen Sulz kamen, wolt man sie, in ansehung aller
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handlung, herr Conradten Mocken bewilliget, nit annemen, sonder es warden die gesandten, welche dann die obgenannten redlenfierer waren, ungeschafft wider haimgeschickt. Uf den abent, als sie zu Oberndorf sich widerumb einschmuckten, vernamen sie, das herr Wilhalm Wernher sampt denen, so
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mit ime geraist, widerumb ankommen. Zu dem kam selbigs abends herr Conradi Mock von Sulz, welcher daselbs, wie obgehört, mit den pauren gehandelt und alle empörung der zimbrischen pauren halben abgestellt het. Der bericht herr

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[628] Wilhalm Wernhern aller expedition zu Sulz, mit vermeldung, was ains teils seiner underthonnen zue Oberndorf wider in practiciert hetten; welcher dann gleich zu seiner ankunft alles anschlags, so wider in gemacht, bericht war worden.
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Also ließ er sich dieselbig nacht nichs irren, allain das er fleißig scart die nacht durch seine vertrawten diener halten ließ. Die obgemelten redlisfüerer und fürnembsten der verretterei, Hanns Sattler und Jacob Schuler, besorgten, das inen villeucht [unrat][18] begegnen het mögen, und fielen in
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derselbigen nacht über die mauren. Enthielten sich ain guete zeit ußerhalb; letzstlich sein sie mit großer fürbitt wider einkomen, wiewol sie verdient, das inen nach vermeg der rechten gestriglet worden, ander underthonnen, ire lobliche und fromme herrschaften und oberkaiten vor augen
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zu haben, ain beispil und ebenbildt zu nemen. Des morgens in aller früe kam Wolf Schweninger vom Stain und andere, die ab solchen unredlichen thatten kein gefallens, zu herr Wilhalmen Wernhern. Der het nun nit vil lust bei denen, so ain solchen anschlag über ine und andere, wie obgehört,
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gemacht, lenger der gestalt zu wonnen. Derhalben, wie die von Oberndorf in aller früe rath und gemain hielten, ließen herr Wilhalm Wernher, auch die andern, sampt herr Conrade Mocken, inen die ross zu[626]rüsten, der mainung, under der berathschlagung ußer der stat zu weichen,
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welches aber denen von Oberndorf gleich fürkame. Die schickten ire gesandten gleich zu herr Wilhalm Wernhern, begerten, er sollte sie nit verlassen, sonder bei inen bleiben, sie welten von newen dingen zu im schweren. Do gab er inen großmüetigclichen diese antwurt, er wellte hüerüber
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seiner herren und fraindt rath haben, und dieweil sie ire vorige glüpt und aide, auch das glauplich versprechen und verwenen, so sie im letzstlich gethon, nit gehalten, dörft es keins weitern schwerens, wolte also die sach Got bevelchen und an sein gewarsame sich verfüegen. Damit rit er
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darvon, dann sie die sach übersehen, das sie von wegen des ußtribs des vichs die thor geöffnet hetten. Er kam selbigs tags geen Rotweil. Da blib er in seiner behausung, das er geen Zimbern zu und abritte, damit der baw sein fortgang daselbs hette. Sein gemahl, die landtgrefin von
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Leuchtenberg, die ließ er in ainer kürze, nachdem er zu

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[629] Oberndorf gewichen, geen Rotweil holen. Daselbst ist sie bliben biß an ir ende. Sie ist ain gotzförchtige fraw gewest, und dieweil sie ains zimlichen alters, hat sie bei irem herren kain kindt nie gehapt, derhalben dann der zimbrisch
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stamm wider uf ain liniam kommen. Herr Wilhalm Wernher hat hernach kein recht [vertrawen][19] zu denen von Oberndorf nimmermer überkomen; inen ist ir untrew uf dißmal hingangen, das haben sie domals Got zuforderst, irem fromen herren und dem glück zu danken gehapt. Aber zu
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rewen, das die ufwigler, so hieob genennt worden, also ohne alle straff, die sie doch bei allen ehrenliebenden verdient, biß an ir ende haben sollen empfliechen. Der bauren oberster, Thoman Mayr, ist nach eroberung des schloß Albeck ob Sulz mit seinem hauf nach Herrenberg
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zogen. Uf den tag, als die pauren zu Sulz abzogen, ist nit ain kleiner teil an der rinkmaur daselbs umbgefallen, und was Thoman Mayr uf dem weg ufgeraumpt und plündert, hat er alles uf etlichen wegen heim geschickt. Aber wie der pauren sach ain anfang, also name die auch ein ende.
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Sie warden zu Herrenberg getrennt und geschlagen. Vil der pauren vorm Schwarzwaldt namen die weldt an die hand, die kamen darvon, deren leben noch etlich, die andern warden von den püntischen ereilt und in der flucht erstochen. Der oberst Thoman Mayr ward im Zinspach von
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den reutern ergriffen und gefengclichen geen Tibingen gefiert. Daselbst ist er seinem verdienen nach enthauptet, und was er hin und wider geraubt, mertails wider gefunden und an ort das gehörig, gegeben worden. So zog der punt in das landt zu Franken. Da hetten die paurn die statt
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Würzburg erobert und das schloß mit macht belegert. Der bischof von Würzburg, sampt dem bösten und merrern tail vom frenkischen adel hetten das schloß in. Die warden von pauren hart genött. Es fieng inen an profiant abzugeen; so wardt das schloß, so uf die alten manier
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erbawen, heftig beschossen. Die pauren hetten drei schanzen darfor. Die ain war von geschütz, so sie hin und wider geraupt und ufbracht, die ander schanz war von der statt Rottenburg an der Tauber geschütz, so het graf Jörg von Werthaim (nit mag ich wissen, ob das mit willen seins
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hern vatters, graf Michels, beschehen) inen sein geschütz

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[630] zu der dritten schanz dargelihen. Sovil vermacht[20] das vermaint evangelium wider den lehenherren. Villeucht waren sie, die grafen, etlicher [627] landtschaft oder etwas anders, waver die sach gerathen, von den ufrüerischen pauren, wie
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dann andern stenden mehr beschehen, vertröst, als sich dann insonderhait understandt herzog Ulrich von Würtemberg hievor sein verloren landt widerumb zu erobern; het auch etlich stett und empter zu seinen handen gepracht. Es wolt aber auch nit gerathen, sonder es ward der herzog,
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sampt den pauren seiner helfer, zurucktriben und verjagt, auch das landt zu Würtemberg domals erhalten. So kam herr Jörg, truchseß, sampt dem schwebischen punt, auch zu rechter zeit geen Würzburg. Alda warden die pauren, zugleich wie an andern orten mehr im landt zu Franken,
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getrennt und geschlagen und dardurch ain treffenlicher adel und sonst vil ehrlicher, gueter leut erhalten, wie das weutleufer in andern historiis nachlengs beschriben, hieher nit dienlich. Aber nach vollendtem paurenkrieg, als alle sachen hin
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und wider gestillt und in ain regiment gepracht, hett herr Wilhalm Wernher von Zimbern mit hilf und rath seiner gebrüeder seiner beschwerden sich gern entlediget; dieweil er aber von denen weder trost, noch ainiche brüederliche hilf zu gewarten, gab er der bruederschaft zu Rotweil den
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kirchensatz, die müle, das vischwasser, sampt etlichen güetern und dem großen zehenden zu Tuningen. Der kauf beschach, wie man sagt, umb 500 gulden hauptguets; were dieser zeit, waverr ainiche losung im kauf vorbehalten, umb etlich tausendt guldin wider zu erkaufen; aber der unfahl war
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dieser jaren laider noch ob dem zimbrischen geschlecht. Neben dem bewisen die von Oberndorf herr Wilhalmen Wernhern, irem herren, allerhandt ungehorsame, derhalben er verursacht, sie vor der künigclichen regierung zu Insprug zu verclagen. Bemelte regierung verordnet herr Johanns
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Jacoben von Landow, landtvogt zu Nellenburg, zu aim commissari, diesen stritt zu verhören und bericht darüber zu thuon. Hierauf herr Johanns Jacob paid partheien vertaget und sie nachlengs verhört. Es warden etliche tagsatzungen zwischen inen gehalten, aber sie mechten nit
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verglichen werden, und pliben die spenn also unerörtert an-

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[631] steen, das sie hernach nie vertragen worden. Derhalben er verursacht, das [er das][21] stetle Oberndorf sampt den darzu gehörigen flecken und dörfern seinem brueder, herr Gotfridt Wernhern, umb vierzehen tausendt guldin zu kaufen
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gab; das beschach anno 1527, und in selbigem jar, zinstags nach Valentini, schwuren die underthonnen herr Gotfridt Wernhern die erbhuldigung, wie von alter herkomen. Hiezwischen handleten herr Jörg, truchseß, und herr Schweikart von Gundelfingen mit ime, dieweil am
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kaiserlichen cammergericht ein standt, der durch ain grafen oder herren sollte versehen werden, erlediget und aber die notturft erfordert, das ain gelerter herr substituirt würde, das er uf ir vilfeltigs anhalten letzstlichs bewilliget. Darauf ward ime derselbig standt durch baide obernempten herren, seine
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vettern, richtig gemacht und darauf von der kaiserlichen Majestat presentiert an statt graf Ruprechts von Manderschidt, welcher sein standt am kaiserlichen cammergericht ufgesagt und ans reichsregiment kam. Also zog er im jar 1529, im Junio, geen Speir.
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* [1421] In bemeltem jar, den 12ten Junii, schreibt im graff Adam von Beichlingen, der cammerrichter, von Speir auß, das er von der königclichen Majestat, als kaiserlichen stathalter im reich, seines, herr Wilhelm Wernhers, assesorstand bericht, und dieweil am bemelten cammergericht[22]
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groß mangel an leuten, begert, er welle sich nichts verhinderen lassen, sonder ufs fürderlichest sich hinab verfüegen und den gericht beiwonen. In solchem schreiben do irzet sich grave Adam gegen herr Wilhelm Wernher in der übergeschrift, dessgleichen auch in der missif, wiewol er sich
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dennost nit überschrib, welches doch zu gar wer fürstlichen gewest. Es ward dem grafen sollich unbedechtlich schreiben von den verstendigen für ain große dorhait domals und in ain lautere geucheri mer, dann für ain übernemen, ußgelegt und vil darab verspottet, als es auch ain ironis[23] ostentatio
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ist und die inter pares und gleichs herkommens und standts nit gepreuchlich ist, auch nit sein soll. Es mag auch der cammerrichterstand ain sollich privatschreiben als ain graf oder freiherr gegen dem andern nit entschuldigen, aber der pracht und die hoffart, das ain ieder über den ander sein

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[632] will, die verderpts alles und macht, das vil guter geschlechter zu armut kommen und in große not gepracht werden, welches dem guten grave Adamen auch beschehen. Im ist ain landtgräffin von Hessen vermehelt worden, ain dochter des
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unsinnigen landtgraffen Wilhalms, von dessen abenteurigen und lecherlichen hendeln in diser historia vil gedacht wurdt. Dasselbig heurat hat grave Adamen umb sein alte und herliche graffschaft Beuchlingen, darvon er und seine vorfarn den namen, auch schilt und helm, gepracht; die ist
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verprachtiert worden und von ime verkauft; hat dargegen den Kreenberg[24] an sich zogen, ain ross umb ain sackpfeifen, aber hievon anderswa. Bei vierzehen[25] jaren ungefärlichen nach graf Adams von Beuchlingen schreiben, wie obgemelt, do begegnet grave Froben Christof von Zimbern bei weilen,
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als er das hoffgericht zu Rotweil in statthalters weis versach, ain gleiche sach. Es schrib im graff Martin von Ötingen, irzet sich auch im brief. Dieweil sich Zimber aber nit erinnern[26] konte, das bemelter graf Martin ain fürst, wiewol sein muter des fürsten Albrechten von Anhalts[27] dochter
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[1422] gewesen, daher villeucht die grafen von Ötingen sich der fürstlichen regalien anmaßen, do schrib er im wider und irzet sich als ain statthalter des hofrichterampts auch gegen ime. Gedenk, er hab hiedurch ain schlecht bene bei graff Martin erlangt, welcher ain solcher graff war, das er
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niemands fründtschaft bewise; so kont er auch wenig widertrüeß oder laids thon, und hab manich mal gehert, das er nit soll sonders gesund under dem hüetlin sein gewesen. Ain bruder hat er gehapt, grave Ludwig, der ist doch gar ain visigungk gewesen, von dessen abenteurigen und
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kindtlichen sachen ain ganze legende mögte geschriben werden. Das aber ain hoffrüchter zu Rotweil sich gegen aim ieden grafen in offnen gerichtsbriefen irzet, das ist von alter herkommen[28] und nichts newes, hab auch nie gehert, das sichs ainicher graf beschwerdt, dann allain herr Hainrich
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truchseß von Walpurg. Derselbig welts herr Wilhalmen von Graffneck nit vergut haben, vermaint ie, er het ain alt par stiffel zu Wolfegk, wer elter, dann er ain freiherr. Waren aber deren etlich, die schlugen den mupf darüber und spra-

1 [633] chen, er thete wol gemach und ire vorelter hetten auch gleich wasser an ainer stang tragen. *

Er fand daselbs am cammergericht graf Adam von Beuchlingen. Der war 8 jar darvor cammerrichter gewesen
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und plib noch sechs jar cammerrichter. Darnach zog er in erzstift Maidenburg, do wardt er des churfürsten von Menz landthofmeister daselbs. Mer fandt er am cammergericht graf Hannsen von Montfort. Der war vor aim jar, anno 1528, an [628] statt graf Friderrichs von Newenar
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ans cammergericht presentiert worden. Wie lang nun derselbig hernach am cammergericht verharret und was sich weiter, sovil herr Wilhalm Wernhern belangen mechte, begeben, das wurt in volgenden capiteln vermeldt werden. Sein gemahl, die landtgrefin, dieweil der leibs anligens, auch
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anderer ursach halb also zu raisen etwas entlegen, da blib sie in ires herren behausung zu Rotweil; hett sie den gotzdienst allernechst bei dem Johanniterhaus an der handt. Alda hielt sie sich, das sie menigclich lieb und wert hett und niemands überlestig oder beschwerlichen war.



  1. carojo oder großen hauptbaner] Liebrecht, Germania XIV, 398, macht darauf aufmerksam, daß dieß noch ein sehr spätes vorkommen des mittelalterlichen bannerwagens sei; s. das von ihm weiter hierüber beigebrachte.
  2. loben] hs. losen.
  3. ainem] hs. aines.
  4. Ludwig] Ludwig IV, s. Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz I, 321.
  5. gräfin von Saphai] d. i. Mathilde von Savoyen, s. Häusser a. a. o. I, 311.
  6. Bresse] so wohl, statt Bleß, wie die hs. hat.
  7. herzogin von Saphai] namens Margaretha.
  8. Amadai] hs. Amalai.
  9. pabst] Felix V.
  10. wie] hs. die.
  11. 15[51] die minderzahl ergänzt; s. register und Rohrdorf, sterbendt.
  12. humana] hs. humano.
  13. von Neuneck] über die in dieser chronik oft erwähnten herrn von Neuneck s. Lichtschlag, zur Geschichte der Familie von Neuneck, in Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Hohenzollern, IX. Jahrg., s. 76 ff.; Locher, Die Herren von Neuneck. Urkundlicher Nachweis ihrer Glieder und Besitzungen. Ebendas. XI. Jahrg., s. 65 ff., und XII. Jahrg., s. 12 ff.
  14. Mayer] hs. Mayern.
  15. überfallen] hs. nichs überfallen.
  16. dem grafen zu Helfenstain] d. i. Ludwig Helfrich; s. Kerler, Geschichte der Grafen von Helfenstein s. 135.
  17. welche] ist wohl zu ergänzen.
  18. [unrat] so etwa dürfte zu ergänzen sein.
  19. vertrawen] dürfte zu ergänzen sein.
  20. vermacht] vielleicht verschrieben statt vermocht.
  21. er das] ergänzt.
  22. cammergericht] hs. cammergerichtz.
  23. ironis] d. i. ironisch.
  24. Kreenberg] s. oben I, 504, 1 ff.
  25. WS: vierzehenden] ist in der Vorlage unterstrichen und mit einer handschriftlichen Bemerkung am Rande, möglicherweise dem Wort „oft“, versehen.
  26. erinnern] hs. erinner.
  27. Anhalts] hs. Archaltz; die mutter war Dorothea, tochter Alberts IV, fürsten von Anhalt.
  28. herkommen] hs. herkomner.