Zimmerische Chronik/Band 3/Kapitel 7

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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: In disem capitel wurt vermeldet, was sich in den vorstspennen und auch andern sachen zwischen der herrschaft Zimbern und dann denen Enzbergern begeben hat.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 3. S. 90–103
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
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In disem capitel wurt vermeldet, was sich in den vorstspennen und auch andern sachen zwischen der herrschaft Zimbern und dann denen Enzbergern begeben hat.
[684] Es ist hieoben[1] gemeldet, welcher maßen weilunt
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herr Johanns Wernher freiherr zu Zimbern der elter spenn und irrthumb des forsts halben an den halden an der Tonaw mit Hannsen von Enzberg, rittern, überkommen, auch bemeltem von Enzberg von hetzens und jagens wegen ein knecht gefangen, das darauf herzog Sigmunds von
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Österreichs räth zwischen baiden partheien güetlichen gethädinget, namlich das der von Enzberg hinfüro im vorst ohne sein, herr Johannsen Wernhers, als pfandtherren, erlauben, wissen und willen nit mer hetzen oder jagen, auch sich kainerlai waidwerks daselbs gebrauchen soll, wie dann der von
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Enzberg selbs domals bekantlich gewesen, kein gerechtigkait der enden zu haben; dargegen soll herr Johanns Wernher den gefangnen enzbergischen knecht uf ain alt, erbar urfecht ledig und andere Enzbergische, die waidwerks halben verdacht, ußer sorgen lassen. Also ist domals der spann
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gericht worden; ist beschehen im jar 1486. Hernach, als herr Johanns Wernher, wie obgehört, vertriben worden und im ellendt gestorben, do haben sich die von Enzberg im vorst abermals eingeflickt und von newem anfahen nach und nach den vorst an halden mit waidwerk zu gebrauchen. Wie
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aber herr Gottfridt Wernher die herrschaft Mösskirch in dauschweis an sich gebracht, hat er den eingriff im vorst nit leiden wellen, sonder dem Friderrichen von Enzberg etlich raisig knecht, so an halden waidwerk getriben, gefangen, auch denen etlich sailer genommen. Dess hat sich
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Friderrich gegen seinen verwandten, den edelleuten im Hegew der verainigung, erclagt. Die haben bei herr Gottfriden Wernhern von denen enzbergischen knecht und sailer [wegen][2] angehalten und die sach dahin getädingt, das herr Gotfridt Wernher bewilliget, inen zu freundtschaft und zu
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nachpurlichem gefallen die gefangne oder verstrickte knecht irer gelüpt ledig zu zellen, auch dem Friderrichen von Enzberg die entwerte sailer widerumb zu geben. Zum andern haben sie bei ermeltem herr Gottfriden Wernhern erhalten, das er bewilliget, inerhalb dreier monaten uf vier unpartheiisch vom

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adel, vor denen, als schidleuten, baide tail ire gerechtigkaiten jagens darthuen; die sollen dann versuchen, die sachen güetlichen hinzulegen, wo nit, sollen sie ains rechtlichen spruchs sich verainen, und hiezwischen soll Friderrich
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von Enzberg mit dem jagen still steen, auch die hund gefärlicher weis nit halten. Das ist alles gleich zu anfangs, als er die herrschaft bekommen, beschehen, uf zinstag vor Cantate anno 1513. Kurzlich darnach ist ain tag zu Radolfzell gehalten worden, den baide gebrüeder, herr Johanns
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Wernher und herr Gotfridt Wernher, besucht; es sein auch sonst vil graven, herren und vom adel dahin kommen, under denen auch der Friderrich von Enzberg. Also hat auch herr Gotfridt Wernher sich des Friderrichs nichs angenommen, ime auch nit zusprechen wellen. Do ist herr Johanns
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Wernher zu im gangen und sich vernemen lassen, es sei im dise unainigkait laid und so er was guets wisste zwischen inen zu handlen, das welte er gem thuon. Solche wort und das er sich also gegen dem Enzberger etwas schmaichlweis schier zugethon, so doch der forst und sein
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gerechtigkait gemainen stammen und namen belangte, hat herr Gotfridt Wernher so hoch ufgenomen, das er hinnach mit höchsts seins geschlechts nachteil und schaden der abredt nit nachkommen, sonder hinfüro den Enzberger lassen jagen und machen nach seinem wolgefallen. Also geet es, wann
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die gebrüeder einandern gehaß und widerwertig sein. Zu dem, als hernach anno 1518 ein gemeiner landtssterbendt gar nahe durch die ganz deutsch nation eingebrochen und ein ieder, wa er gemocht, ein nest, do er sicher, gesucht, hat Hanns von Weitingen umb enthalt bei Friderrichen von
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Enzberg uf dem schloß Bronnen angesucht. Der hat [685] im solch schlos domals eingeben; darauf hat sich bemelter von Weitingen, biß die sterbende leuf vor Waldt und am Necker wider nachgelassen, enthalten. Mittler weil er aldo gehauset, hat er bei herr Gotfriden Wernhern erlangt, das
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er zu zeiten ein gnadenjagen ab Bronnen thon mege und ain rech fahen. Diß begern hat im herr Gottfridt Wernher bewilliget und kain revers von ime genommen, damit er ainiche handthabung oder etwas doch zu seiner gerechtigkait fürbringen könte. Also hat herr Hanns von Weitingen
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seins gefallens gejagt, und wie der sterbendt nachgelassen, auch Hanns von Weitingen von Bronnen widerumb hinweg gezogen, do haben Friderrich von Enzberg und seine söne

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das jagen ab Bronnen, zu gleich wie Hanns von Weitingen ußer gnaden und erlauptnus zuvor gethon, für und für gebraucht, welches herr Gotfridt Wernher wenig oder nichs widerfochten. In somma, er hat so liederlich und schlecht
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darzu gethon, als ob es ine nit angieng. Darzu ist der forst nit gehandthapt worden und letstlichen zu einem großen spann gerathen. * [1471] Diser Friderich von Enzberg, als er uf sein alter kumen, hat er ain gute mainung für sich genommen und
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sich des zeitlich entschlagen, zu ruhe wellen thun, auch darauf seine güeter baiden sönen, Fridrichen und Hanns Rudolfen, getailt und einhendig gemacht, iedoch im bei baiden ain järliche [1472] pension vorbehalten und vermaint, er hab die sach gleich wol geschafft. Aber es hat sich hernach
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vil anders befonden; dann die söne haben im solch leibgeding geraicht, das im zu zeiten nit vil liebs darzu beschehen und, wie man sagt, oftermals mangel darbei leiden müßen, biß letstlich unser Hergott den krieg geschaiden, das er gestorben. Wem hat er sollen klagen? Selbs thon, selbs
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haben! Das laß im ain ieder vatter ain witzigung und warnung sein, das er seine güeter nit leichtlicher oder von schlechter ursach wegen unnotwendigclich seinen kindern übergeb, dann es gerat gar selten. Darum hat der alt deutsch poet, der Freidank[3], nit vergebens gesprochen:
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»Es ist kain so reicher man,
Er muß an seinen kinden han
Find über zwelf jar,
Es si haimlich, oder offenbar.« *
Aber das ich etwas von Hannsen von Weitingen und
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seinen vorfarn sage, so ist zu wissen, das die alten von Weitingen große güeter gehapt, als Werstain, Eisenburg, die pfandtschaft Haigerloch und anders, Owingen, Grosselfingen und Stetten[4], aber sie habens nach und nach alles verkauft und durch ire große unordnung und übelhausen
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umb alles kommen. Hanns von Weitingen, von dem iezundt gesagt, ist Wilhalms brueder gewesen; der hat in seiner jugendt und mannbarn jaren kein eheweib nie gehapt, sonder nur mit beisitzen haus gehalten; dabei wol zu achten, wie das regiment gewesen. Er ist gar uf das weiblich

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federwilpret abgericht gewesen, dann er seine sondere maximas uf solcher handtirung gehapt, und hat im ain weibsbildt mehr am schnitt, dann die andern, gefallen, darauf er sondere regulas gehapt, die allerlai ursach halb alhie
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underbleiben. In solchem het er für ein gewisse demonstration, das ein weiblicher leib, der aim gerecht und angenem, eins ganzen landts wert und mit kainem gelt oder guet genug megte geschetzt oder bezallt werden. Wann er ain junges medlin, das im am gang und der apparenz gefallen, in der
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gassen sehen fürgeen und das nit gründtlich under augen kunt beschawen, so schri er überlaut: »Bub, laß die mus ligen!« Alsdann gemainlichen so sahen die selbigen döchterlin über sich. Dergleichen facetias hat er vil gebraucht. Es überkam der unvertreglich graf Eitelfriderrich von Zollern
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spenn mit im; nun hett Hanns von Weitingen sich an etlichen orten hören lassen: »Potz milz (also schwur er)! ich würd mich den grafen nit bochen lassen.« Neben dem het er sich zu Sulz am Necker in die kirchen lasen maln mit aim grosen schwert, einem langen knebelbart und in allweg
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in ainer grosen, greusenlichen gestalt. Nun kam derselbig graf Eitelfriderrich uf ain zeit in die kirchen zu Sulz und ohne geferdt war Hanns von Weitungen auch darin. Keiner sprach dem andern zu. Indess ersicht der graf die weitingisch contrafactur, lauft er hünder sich, thut, als flihe er die,
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sprücht: »Allmechtiger Gott, wer ist doch diser greusenlich man, der ain solichen ungefüegen bart, ain langes schwert und so gar erschröckenlich ist anzusehen? Ich het ain lust, mich mit im zu versuchen, was er könte, oder was er doch für ain mann were.« Hanns von Weitingen war nit lustig,
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mit im zu kempfen, er kant in, hankt sich an etlich edelleut, so zugegen, mit denen dauset er darvon. In kürze darnach kam der graf in ain handel mit dem eltern Endresen Ruteln; den betratt er unfer von Rotenburg und war so gar über in bewegt, das er ine mit ainem bogen erschossen. Ußer
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der, auch andern ursachen mer fürt er etliche fendle in Italiam; mit denen kam er in Paviam zu dem andern kaiserlichen kriegsvolk. Aber im wardt vergeben von dem Spanier Antonio de Leva, derhalben er zu Pavia starb und zu den Augustinern in der lombardischen künig [686] citadella[5] beim
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schloß begraben ward, und mit seim absterben ward herr

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Hanns von Weitingen gesichert; der het für sein todt nit öpfelküechlin, wie man sprücht, gessen. Er hat etliche jar noch darnach gelept und so unutzlich haus gehalten, das man die dörfer Groselfingen, Owingen und andere nach
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seinem absterben angreifen und verkaufen müesen. Von seiner concubina hat er ain son verlassen, genannt Hanns Jörg. Dieselbig concubinam hat er, wie man glaublich sagt, im todtbet geehelichet und dardurch den son, dieweil sonst keiner des geschlechts mehr in leben, legitimirt. Dieser
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Hanns Jörg hat hernach zu Veringen an der Lauchart gehauset, und von seiner letsten ehefrawen, war aine von Landenberg, hat er drei sön bekommen, Friderrichen, Hanns Conradten und Folzen; durch die wurt das geschlecht continuirt.
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* [1507] Bei zwaien jaren darvor, ehe graff Eitlfriderich von Zollern in Italiam zoge, het er seine diener wol beklaiden lassen. Dieselbigen aber truegen solche reck nit, sonder wollten sie sparen und sehen behalten; darum ließen sie sich in zwiliche kütel klaiden, die truegen sie. Der graf
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schwig und nams in sein or. Uf das ander jar, wie er wider klaiden sollt, Iieß er ine auch zwilche kütel machen, sprechend: »Ich hab euch hievor wol beklaidt gehapt, ir habt mirs aber zu eren nit tragen wellen, darum so soll eur will fürghen und will euch irs gefallens klaiden und diß jar
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mich uf ewr form auch beklaiden,« als er auch thet. Sie mußten wol zufriden sein. * Aber das ich widerumb uf die enzbergische forstspenn kom, so trug sich abermals ain sach zu, die dem geschlecht Zimbern zu großem vorteil und nutz geraicht und dardurch
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disem spann gar abgeholfen wer worden; dann nachdem und graf Jos Niclaus von Zollern nach absterben seines herren vatterns die hauptmanschaft der herrschaft Hochenberg zu handen bracht, kam er gleich in spenn forsts halb mit baiden gebrüedern von Enzberg, Rudolf und Friderrichen.
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Es wuchs der unwill zwischen inen so verr, und wolt auch kain theil dem andern nachgeben, biß das die Enzberger graf Josen ain forstmaister im hochenbergischen forst erschossen. Dessen name sich graf Jos als ain hauptman nit wenig an und in namen des haus Österreichs zohe er
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gewaltigclich den Enzbergern zwai dörfer ein. Den Enzbergern war zu werk geschnitten. Die thatt, das der österreichisch forstmaister erschossen, lag vor augen, mocht nit geleugnet

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werden, so trewet der graff, und so er künden, ich glaub, er het inen Mülhaim und das ander auch ingenommen. Dardurch kame es dahin, das die Enzberger irer güeter in großen sorgen sthen muesten, dann das haus Österreich
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kam ins spill, das het ain große anforderung. In aller handlung warden die baid gebrüeder dohin angeriert, das sie vorhabens, Mülhaim mit seiner zugehörde allerdings zu verlassen und zu verkaufen und das niemands baß zu gonnen, dann herr Gotfriden Wernhern. Solliches wardt an herr
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Gottfridten Wernhern durch herr Folkern von Knöringen, ritter, gelangt. Der het sich gern bemüehet[6], das ain kauf darauß worden, und soverr herr Gotfridt Wernher nit so lang mit der sach umbgangen und bei zeiten darzu gethon, were es ime entlichen und umb ein zimblichen pfennig
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worden. Aber er thett so liederlich darzu, das hiezwischen die Enzberger gesichert und mit dem haus Österreich vertragen, auch inen ire dörfer wider zugestellt wurden. Do war inen nit mehr gelegen, zu verkaufen. Also ward abermals ain grobs übersehen. Noch dannost stuende herr Gottfridt
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Wernher in kürze nach dem wider ain glück zu, waverr es sein sollen, das er sich darein hett schicken künden; dann die baid brüeder von Enzberger hetten sich entschlossen, das schloß Brunen an der Tonaw sampt der castenvogtei Beuren, damit sie desto weniger mit dem graven von
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Zollern zu handlen, zu verkaufen. Sollichs liesen sie an herr Gottfriden Wernhern gelangen und woltens ime vor andern werden lassen. Er name die sach an, und als er all sein tag daheim gelegen und nirgends hinauß gewellt, das beschach aldo auch. Er wolt selbs mit den Enzbergern nit
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handlen, sonder schickt den alten Sixten von Hausen und Bilgerin von Hewdorf an seiner statt zu den Enzbergern, die solten die helzer und marken zu Bronnen gehörig bereiten und nachgends vom kauf reden. Der guet alt Sixt war ain frommer man, het gern das böst gethon, aber der
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ander name die baid gebrüeder von Enzberg (dessen man guete kuntschaft gehapt) uf ain ort, undersagt inen, das sie ire güeter sonderlichen keim grafen oder herren solten verkaufen, ermanet, die selbs zu behalten, oder aber [687] die ainem vom adel zusteen zu lassen. In somma, er practicirt
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die sachen dahin, das die gebrüeder von Enzberg alle hand-

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lung in ain bedenken zogen, von den zimbrischen gesandten abschieden und nachgends gar nichs uß der sach ward. So er aber selbs gehandlt und des ungetrewen manns, der weder im, noch keim grafen oder herren hold ihe worden,
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müßig gangen, ist kain zweifl, der kauf mit Bronnen und der castenvogtei het ain fortgang gehapt. Aber was nit sein soll, das schickt sich nit, und hiemit hat Got dem zimbrischen geschlecht abermals ain glück zaigt und das sehen lassen. Das geschlecht aber hat sovil glück nit gehapt,
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das es under sovil glücklichen zustenden etwas het künden nemen oder behalten. In diser handlung ist neben herr Gottfridt Wernhers farleßigkait wol zu vermerken die groß untrew Bilgris von Hewdorf und das denen graven und herren not thett, irer sachen in bössrer[7] huet und achtung
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zu haben, dann beschicht. Der equester ordo helt zusamen, die ziehen den andern stenden das mark ußer den bainen. Ich gedenk oftermals an die reden, so weilunt der churfürst von Menz, erzbischof Albrecht von Brandenburg, nach der sickingischen fehde gethon. Als uf[8] ain zeit der versikel
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ußer eim psalmen uf die bann gebracht: »Nolite confidere in principibus et in filiis hominum, in quibus non est salus[9]«, do fragt er sein vicetom zu Aschaffenburg, den Philips Echter, wie das zu versteen, wolt ine also versuchen. Der antwort: »Gnedigister churfürst, es hat ain schlechten sinn,
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man soll in hochen heuptern kein vertrawen setzen.« Darauf sagt der churfürst weiter: »Wie sein aber die nachvolgende wort zu deutschen?« und als der Echter sich darauf wolt besinnen, so sprücht der churfürst: »Ich wills sagen, es sein ir edelleut, in denen kain hail zu suchen,
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die ir keim andern standt mit trewen anhangen, sonder den höchern und den nidern abziehen, wie ir künden. Und vor euch sein auch vilmals ewere lehenherren und die euch guets gethon, nit wol gesichert.« Es hörten vil großer Scharhannsen dise reden, die gar wenig gefallens darab
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empfiengen, aber sie muesten schweigen. Und fürwar, es hat diser loblich churfürst war gehapt, dem auch von disem stand vil instantiae beschehen; und ist nit mehr umb dise zeit, als sie ire lehenherren, die obern stendt, bei iren ehren

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und güetern erhalten haben, wie dann vor jaren vil beschehen, sonderlich aber, damit ich nit in die ferre schreib, sich vor vil zeiten[10] mit den graven von Fürstenberg begeben, das dieselbigen graven in groß armuet kommen (wie aber
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daselbig zugangen, wer zu lang zu erzellen, auch hieher nit dienstlich), also haben sich ire lehenleut vom adel, bevorab aber ain alter ritter, ainer von Blumneck[11], iren mit allen trewen underwunden und die sach dahin gericht, das die jungen herren bei iren jungen tagen ußer den merertail
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schulden kommen, ire verpfendte güeter wider gelest und in somma ires erlittnen schadens widerumb erholet, das sie den nachkommen ursach gegeben, sich zu ainem sollichen ansehenlichen und statlichen vermegen zu schicken. Es wurt auch glaubwürdigclichen gesagt, das dieselbigen graven von
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Fürstenberg zu ainer dankbarkait und erkantnus eingenomer diensten und gutaten die wolken ußer dem blomeneckischen wappen umb ires angeborn wappen angenomen[12] haben, so doch die grafen voranhin nur den roten adler in dem gelen feldt gefürt. Das ist beschehen, nachdem die
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graven das helmklainat mit der schneeballen uf das absterben der herzogen von Zeringen angenomen haben, dann vorhin haben sie schwarze [688] bufhörner gefüert, wie man das gründlich weist. Das gibt auch ain anzaigung, das die gar alten grafen nit Schwaben[13] gewesen, wie der dichter
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des turnierbuchs, der Geörg Rixner[14], anzaigt, sonder werden Reinlender anfangs oder der enden umbher daheim gewesen sein, wie dann die alten von Fürstenberg endtlichen darfür gehapt, sie seien ußer Westphalen in unser landtsart kommen. Aber das sie von wegen ains churfürsten und
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erzbischofs von Cöln, den ain graf von Fürstenberg soll ob dem spill entleibt haben, weichen und in andere lender haben ziehen müeßen, das wurt in kainen glaubwürdigen historien befunden, nit weniger, es ist ain churfürst von Cöln entleipt worden. Aber es soll, wie der domprost von
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Hamburg[15], herr Albrecht Cranz[16], warhaftig anzaigt, sollichs

1 [98] ain graf oder ain herr von Eisenburg gethon haben, und den jaren nach zu achten, das sollichs beschehen, ehe und zuvor sie die grafschaft Büdingen in der Wederow bekommen oder sich von deren geschriben haben.

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* [1222] Das dise grafen aber dozumal in ainer sollichen armut gewesen, das gibt nit ain klaine anzaigung ain alts permentin brieflin[17], so auch noch in der zimbrischen registratur behalten wurt, ist ain bekanntnus, uf die 214 jar alt, und hat grave Hanns von Fürstenberg in anno 1351 herr
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Conradten freiherren von Wildenstain ain pferd abkauft umb selis pfund pfening; darum, dieweil er villeucht das gelt domals also bar nit het zu erlegen, do hat er herr Wernheren freiherren zu Zimber solchen permentin brief mit aim großen anhangenden insigel übergeben, mit bitt, das er für
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inne umb obgeherte suma gelts gegen herr Conradten versprechen welle. Das ist gleichwol nichts seltzams oder unwonlichs, das die geschlecht also uf- und abgen in irem vermögen und auch anderer sachen, dann wir finden, das die edlen herren von Rappolstain vor vil jaren auch zu ainer
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solchen eußersten armut geraten, alain von wegen des bergwergs, das sie inen fürgesetzt, und endtlichen entschlossen, zu entreiten und landreimig zu werden. Aber das glück het inen unversehenlich widerumb ufgeholfen und sein inen die bergwerk widerumb eingangen, das sie sich wider
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erholet. * Aber das ich widerumb uf die enzbergischen sachen kom, wiewol die regierung zu Insprugk herr Gottfriden Wernhern mehrmals zugeschriben und in namen der kaiserlichen Majestat und des haus Österreichs befolchen, niemands,
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wer der seie, im forst Burg heg zu machen oder jagen zu lassen gestatten solle, sonder sollich forst und jagen vestigclichen handthaben, darin die regierung ime gueten rucken halten welle, so ist iedoch bei herr Gottfridten Wernhern kein handthabung gewesen, sonder er hat die baid geprüeder
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von Enzberg ires gefallens an der Rissen, an der Hocheneck und umb Bronnen jagen und alles waidwerk treiben lassen. Als nun grave Jos Niclaus von Zollern so liederliche handthabung gesehen und aber die alten vorstspenn zwischen der herrschaft Hochenberg und denen von Enzberg noch
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unerörtert gewesen, hat er sich aller irrung mit den baiden

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geprüedern Friderrichen und Hanns Rudolfen verglichen und inen, sovil Enzberg im zimbrischen forst noch ansprücht, geben, auch damit die spennige, strittige jagen mit den Zimbrischen gegen inen abgewechselt, unwissendt seins
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schwehers oder aller anderer agnaten des zimbrischen geschlechts, die sich einer sollichen großen untrew zu im nit versehen gehapt, vil weniger ain sollichs umb in verdienet haben. Diesen vertrag hat der graf und die von Enzberg den römischen künig Ferdinandum becreftigen lassen. Also
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ist der thail des zimbrischen forsts obrepticie an Enzberg kommen. Mit was gerechtigkait aber, das ist leuchtlichen zu erkennen, dann graf Jos hat abgewechslet und hingeben, das nie sein gewesen oder darzu er ainiche fueg het haben megen; so hat sollichs Enzberg salva conscientia nit
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annemen künden, und ist malae fidei possessor. Item der römisch künig, das haus Österreich und die regierung zu Insprugk ist lüstigclichen hündergangen worden, und hat man uf mala narrata bewilliget, dann Österreich nit mehr fuegs oder gerechtigkait uf Enzberg künden transferiern,
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dann es macht gehapt, sonderlichen in detrimentum tertii, der hierumb nichs gewist, auch sollichs nie beschuldt oder bewilliget, vil weniger das von sollichen erblichen pfandt, dieweil noch agnaten des zimbrischen geschlechts vorhanden, in ainichen weg hat sollen oder megen alieniert werden.
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Und damit sich graf Jos Niclaus oder seine erben desshalben der unwissenhait nit entschuldigen megen, so ist bemelts graf Josen handtgeschrift under seinem pitschierring noch vorhanden, darin er seinen schweher [689] bit, er solle im seine alte brief umb den forst zuschicken und vertrawen,
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sich darin zu ersehen, dann er des willens, mit den Enzbergern umb alle forstspenn sich zu vergleichen, derhalben er solicher brief begern umb ain underricht, damit sein vertrag dem geschlecht Zimbern zu kainem nachteil oder abbruch am forst geraich. Also hat im sein schweher die
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brief und allen bericht uf Zollern zukommen lassen. Unverhündert dessen alles und das er augenscheinlich befonden, das er unrecht und wider brief und sigel, auch wider sein aigen gewissen, wider guet vertrawen und alle erbar- und billichkait handle, so ist er, wie oblaut, fürgefaren. Wie
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das gehandlt von baiden tailn, vom grafen und den Enzbergern, das will ich ein ieden ehrnliebenden und die mehrverstendigen lassen urtailn und darüber erkennen.

1 [100]

* [1497] Es hat sich umb die zeit noch ain handlung des zimbrischen forsts halb begeben. Herr Gottfrid Wernher, als er sein bezürk handthaben wolt, wie auch von seinem herr vatter beschehen, begab sich umb die jar 1514
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ongefärlich, do schueß der ziegler zu Fridingen ain hirß im zimbrischen forst, genannt an der Hoheneck. Wie bald das herr Gottfrid Wernher gewar, do ließ er inne fahen und gen Messkürch als ain wiltpretschützen füren. Demnach aber graf Jocham von Zollern der zeit hauptman der
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herrschaft Hochenberg und sich derselbig seine vorstleut bereden ließ, als ob die Hoheneck ime als hauptman zugeherig, do ließ er haimlich zu Fridingen und ander hochenbergischen dörfern ufbieten, fiel unversehens ein zu Lübertingen. Da fiengen seine leut etlich bauren und triben die
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herd vihe darzu hinweg. Herr Gottfrid Wernher füng sich an dargegen zu rüsten; er manet seine leut uf, bewarb sich hin und wider in der stülle mit reutern, und war die mainung, das er zu Fridingen mit gewalt einfallen und den flecken plündern[18] wellt, welches dann denen zu Fridingen durch ire
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kundtschaften unverborgen. Denen war bei disem forstzank nit gehewer, das sie dadurch zu entlichen verderben sollten gebracht werden, darumb so ratschlagen sie, wie disem einfal zu begegnen, und warden in allem rat drei stuck fürnemlichen beratschlagt und beschlossen, erstlichs das sie all
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ir beste hab an vihe oder ander in das schloß daselbst, war dozumal Wolf Sigmunds vom [1498] Stain, söllten flöhnen und daselbs zum besten bewaren; zum ander solten die übrigen darzu verordneten burger gute wacht haben und, sovil möglich, den flecken vor allem überfall verhüeten; zum
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dritten, seitmals sie mit wenig geschütz oder handroren versehen, vil weniger das ainich schießpulver der zeit verhanden, do ward dem burgermaister, war ain huffschmidt, ain guter, frommer man der alten welt und hieß maister Hanns Binder, von gemainer versamlung uferlegt, sich umb
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schießbulver[19], sonderlichen aber bei der statt Rotweil, zu bewerben. Das geschäft name er von gemaines nutz wegen mit willen uf sich und sprach in beiwesen iren aller: »Wolan! ich wils versehen und morgen in aller früe uf mein Rolle sitzen (also hieß er sein ross) und gen Rotweil laufen.« Ein tail

1 [101]

der versamlung, so dise wort herten, lachten, die ander hielten solche wort für ain sonderlichs misterium. Wie er nur gen Rotweil kompt, ghet er noch selbigs abents zum burgermaister, helt ime ganz ernstlich den handel für. Der
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vermaint nur, es were umb etliche zentner pulver zu thun, wollt sovil one ains raths vorwissen nit bewilligen oder über sich nemen, darum beschid er disen maister Hannsen Binder[20] des ander tags in aller früe für ain ersamen rat, wie er auch des ander morgens den berüefen ließ und deren von
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Fridingen begeren fürhielten. Also uf langes beratschlagen, was zu thun, oder nit, do ward maister Hanns hinein erfordert und befragt, wievil doch seine herr von Friedingen pulvers begerten. Do benambset er nach ainer langen rede und usfürung, was seinen herren zustünde, zwai pfundt pulver.
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Das ward im güetlichen bewilliget, mit großem gelechter mertails umbstender. Und wiewol diser burgermaister das begert bulver haimbracht und sein bevelch wol ußgericht, so fande er doch alle sachen wider uf guter ban, dann hiezwischen war der alt probst von Beuren und ander von
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der nachpurschaft zugeritten, die hetten beide tail, die Hohenbergischen und dann die Zimbrischen, uf ain anlaß bededinget, und warden die underthonen baiderseits gesicheret. Herr Gotfrid Wernher ließ den ziegler wider ledig uf ain urfecht, dergleichen beschach mit denen bauren von
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Libertingen; so warde die herde vihe wider gen Lübertingen getriben, allain zwen stier hetten die forstleut und ander hievon gemetzget und gessen, die mangleten, und warde bededinget, das herr Gotfrid Wernher dieselbigen zwai stuck den herr underhendlern zu eren und gefallen mußt fallen
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lassen. Hernach ist diser anlaß mit den Hochenbergischen auch ersessen, das man dem weiter, wie ander sachen mer, nit nachkommen. Es begab sich sonst in disem ufmanen und unsicherhait deren von Fridingen ain lecherlicher handel. Sie hetten
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ain wechter bestellt, der mußt tags zum obersten uf dem berg, genannt die Risen, sten und warnemen, seitmals es in aller erndt und menigclichen im veld, damit er gut achtung uf die Zimbrischen geb und, do was reuterei von feinden, bei zeiten warnung beschehen möcht. Eins tags, als
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menigclich am schnit, do schreit aber derselbig wechter vom felsen

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herab, man soll den schnittern ufm berg widen bringen und wasser auch. Das verstanden die schnitter im tal uf feur und das die Zimbrischen vorhanden, derhalben begab sich menigclich im tal in die flucht und dem flecken zu. Als
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die uf den bergen das fliehen ersehen, fliehen sie auch, und war ain sollichs fleihen ins stettlin, das kainer der letst sein wollt, wiewol niemandts [1499] dazumal von iren widerwertigen in der nehe, daher hernach vil gespais irenthalben entstanden.
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Aber maister Hanns, der burgermaister zu Fridingen, ist bald nach iezerzellten sachen sampt noch aim rathsfründ in bottschaftsweis gen Mösskürch gesannt worden, dann sie befanden ain grosen mangel an irem kürchenthurn. Do wollt kain decken helfen, auch kain ziegel nit bleiben. Nun
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hett es aber dozumal ain alten werkmaister zu Messkürch, hieß maister Hanns Beulenmüller, der ward zu derselben zeit für ganz verrüempt und für ain künstlichen werkman geachtet; bei dem wollten sie rat haben, wie doch der kürchenthurn zu decken. Sie vergaßen aber, das sie inne
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nit über das morgenmal zu sich beruften, sonder erst nach dem essen nach ime schicken, dorab er nit ain klainen verdruß entpfieng. Darum, als sie inne ires thurns halben befragten, uf was art er doch mögt zu decken sein, mit vermelden, es wellten inen kaine zigel darauf bleiben, so spricht
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er: »Lieben herrn, ich waiß euch kain bessern rath zu geben, dann seitmals die zigel nit darauf bleiben, so tecken den thurn mit lauter stro[21], so sein ir gewiss, das euch kain ziegel herab fellt,« gieng damit wider von inen, das sie kain ander rathschlag von ime bekommen. Mit disen zwaien stucken,
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dem bulferkauf und dann irem kürchenthurn, ist der Fridinger hernach vil jar gespott worden. Bei wenig jaren kam ainer des raths zu Fridingen, hieß Schreiber[22], gen Rotweil; der ward nachpurschaft halb uf die herrenstuben[23] daselbs geladen. Die groben küchle-bratwurst kunten ir gespai nit
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lassen mit dem pulver, so die von Fridingen vor jaren hetten kauft, und triben dess sovil, das der Fridinger zuletst sagt: »Lieben herrn, das wir zu Fridingen ainest so wenig pulvers haben verbrucht, das ist euch Rotweiler hernach zu großem vortheil bekommen, dann ir haben wol sovil verschossen

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[103] an finden, wie der Landenberger zu Waltmessingen und Sedorf gelegen und da ir uf die Spittlwisen hinauß sein gezogen.« Damit het er sie wider bezallt; dann wie forchtsam und klainmütig sich dozumal die von Rotweil erzaigt, das
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ist allerthalben bewisst, hieher nit dienstlich und wurt auch hernach an aim andern ort vermeldet werden. *



  1. hieoben] s. band I, 419, 5 ff.
  2. wegen] dürfte zu ergänzen sein.
  3. Freidank] s. Vridankes bescheidenheit von Wilhelm Grimm s. 42, 3—6.
  4. Stetten] hs. Stet.
  5. citadella] hs. cicadella.
  6. bemüehet] hs. bemuheet.
  7. bössrer] hs. bösster.
  8. Als uf] bis entleipt [s. 97, z. 34] ist abgedruckt bei Münch, Geschichte des Hauses und Landes Fürstenberg I, 388 anm. ff.
  9. salus] s. Psalm 145, 2—3.
  10. vor vil zeiten] bis weist z. 23 abgedruckt bei Riezler, Fürstenb. Urkundenbuch II, 264.
  11. Blumneck] über die Blumenecker s. Badenia II, (1840) 26—33, und Scheffel, Juniperus. Geschichte eines Kreuzfahrers s. 53—57.
  12. angenomen] über die unrichtigkeit dieser angabe s. Zur Geschichte des Fürstenbergischen Wappens von F.—K. s. 9 ff.
  13. nit Schwaben] doch, indem sie von den grafen von Urach abstammen.
  14. Geörg Rixner] s. oben anmerk. zu I, 16, 5.
  15. Hamburg] hs. Homburg.
  16. Cranz] s. Ecclesiastica historia (1576) s. 193, und Ficker, Engelbert der Heilige s. 163 ff.
  17. brieflin] s. Riezler, Fürstenb. Urkundenbuch II, 179.
  18. plündern] hs. plunder.
  19. schießbulver] diese und die folgende geschichte vom kirchenthurn s. schon II, 551, 22 ff.
  20. Binder] hs. Bruder.
  21. stro] hs. sto.
  22. Schreiber] hs. Schreiben.
  23. herrenstuben] über die Rottweiler und andere herrenstuben s. Ruckgaber a. a. o. I, 243—271.