Zum Heimathland steht mein Verlangen

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Autor: Karl Heinrich Schnaufer
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Titel: Zum Heimathland steht mein Verlangen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 385
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Zum Heimathland steht mein Verlangen.

O sprich von keiner schönern Zone –
Ich häng’ an meinem Heimathland,
Und mir ist aller Länder Krone
Des Rheines rebengrüner Strand.
O sprich nicht von des Südens Palmen –
Des Schwarzwalds süße Tannen-Nacht,
Das Thal mit Blumen und mit Halmen,
Wo find’ ich diese deutsche Pracht?

O sprich von keinem bessern Volke,
Als dem, das meine Sprache spricht!
Der Stern bleibt Stern, auch wenn die Wolke
Verfinstert hat sein gold’nes Licht.
Und jene Sprache – sanft und linde
Klingt sie im Herzen fort und fort,
Darin die Mutter mit dem Kinde
Gekoset einst das erste Wort.

O sprich von keinen frohern Stunden,
Die hier die Zukunft bringen mag;
Die Heimath heilt die tiefsten Wunden
Und Freuden bringt sie jeden Tag.
O Zeit, wo froh im Lenz als Knabe
Ich wilde Rosen suchen ging,
Und, knieend auf des Vaters Grabe,
Um’s Kreuz die duft’gen Kränze hing!

O sprich von keinem treuern Herzen,
Und sprich von keinem fremden Glück,
Mild, wie der Strahl der Himmelskerzen,
Ist meines deutschen Mädchens Blick!
Zum Heimathland steht mein Verlangen,
Ein müder Fremdling such’ ich Ruh’,
Und wo das Licht mir aufgegangen,
Drück’ man mir auch die Augen zu.[1]

Baltimore.
Karl Heinrich Schnaufer.


  1. Der letzte Wunsch des Dichters ging nicht in Erfüllung, denn bald, nachdem er sein tiefgefühltes Lied gesungen, starb er und liegt nun drüben in fremder Erde begraben. Es waren aber deutsche Hände, die ihm die Augen zudrückten.
    Die Redaction.