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Zur Geschichte der Riegelhäubchen

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Titel: Zur Geschichte der Riegelhäubchen
Untertitel:
aus: Fliegende Blätter, Band 1, Nr. 20, S. 159.
Herausgeber: Kaspar Braun, Friedrich Schneider
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1845
Verlag: Braun & Schneider
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Erscheinungsort: München
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Quelle: MDZ München, Commons
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Zur Geschichte der Riegelhäubchen



Im Britischen Museum befindet sich ein merkwürdiges Fragment, welches aus den Ruinen des Isistempels in Tentyra stammt, mit einer bildlichen Darstellung, wovon wir oben eine getreue Abbildung geben. In der „Galery of Antiquities selected from the British Museum,“ von F. Arundale und J. Bonomi herausgegeben und mit Beschreibungen von S. Birch versehen, findet sich hierüber Folgendes: „Die drei Figuren scheinen weibliche zu sein, die vielleicht einer Göttin Huldigung und Opfer darbringen; vor der Ersten ist Etwas, was beinahe einem Kandelaber ähnlich sieht, und eine Lotusblume; die Zweite trägt den Nilschlüssel und einen Nilmesser in den Händen; die Dritte möchte auf die Hathor oder die ägyptische Venus, die an einem Sperber- oder Falkenkopfe kenntlich war, hindeuten, wofür zugleich die graziöse Haltung und das edelschöne Antlitz sprechen. Freilich waren auch Osiris, Phtha und andere altägyptische Gottheiten mit solchen sperberähnlichen Köpfen versehen. Die Kappe oder Kapuze dieser Personen ist die gewöhnliche Calantica. Merkwürdig aber sind die auf diesen Kappen befindlichen Aufsätze, oder die nach rückwärts gekrümmten zwei Lappen, die unter andern auch Osiris trug, und welche offenbar die Urform für die weltberühmten Riegelhäubchen der Münchener Bürgermädchen abgegeben haben. Man darf sich jene Kopfläppchen nur noch mehr nach hinten verlängert denken, so daß sie eine Art Dach bilden, woran der Regen ungehindert ablaufen kann. *) Wie nun jene altägyptischen Kopfläppchen nach München verpflanzt worden sind, das bedarf freilich noch genauerer Untersuchung, dürfte aber zu sehr wichtigen Aufschlüssen über die Wanderschaft, Abstammung und Verbindung der Völker führen. Wir überlassen es den deutschen Archäologen, der von dem englischen Forscher aufgefundenen Spur weiter nachzugehen. Welche Ueberraschung, wenn nachgewiesen würde, daß die schönen Münchenerinnen ihre Ur-Verwandtschaften unter den ägyptischen Mumien zu suchen hätten! – Man vergleiche gefälligst mit den obigen anmuthigen Alt-Aegypterinnen die folgende Abbildung eines Münchener Bürgermädchens mit ihrem Riegelhäubchen.




*) Es läßt sich überhaupt nachweisen, daß alles Moderne uralt ist. Man betrachte z. B. die Sperberfeder auf dem Haupte der dritten Figur nach obiger Abbildung. Solche etwas nach rückwärts gekrümmte Sperberfedern trugen unter andern auch Osiris und Djom oder Gom, der ägyptische Herkules. Wer denkt hierbei nicht unwillkührlich an den Federkopfputz unserer modernen Damen oder an die Federstutze auf den Czacos unserer Bürgergarde?

Archäologische Section der Redaction der fliegenden Blätter.