Zur Kriegsillustration der „Verbandsstube“

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Titel: Zur Kriegsillustration der „Verbandsstube“
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aus: Die Gartenlaube, Heft 23, S. 371, 382
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1873
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[371] 

In einer Verbandsstube bei Gravelotte. Nach seinem Oelgemälde auf Holz gezeichnet von Max Volkart.

[382] Zur Kriegs-Illustration der „Verbandstube“. (Mit Abbildung, Seite 371). Wir führen unsere Leser wieder einmal zu unseren Schlachtfeldern von 1870 zurück, und zwar durch die Hand des Künstlers Max Volkhart, dem wir die Zeichnung dieser „Verbandstube“ verdanken und der als Einjährig-Freiwilliger den Feldzug mitgemacht und die darstellte Scene selbst vor Augen gehabt hat. Seine Erzählung legen wir dem Folgenden zu Grunde.

Das Regiment, bei welchem Volkhart stand, hatte in der Schlacht bei Gravelotte mitgefochten und die folgende Nacht auf dem Felde an der Chaussee von Gravelotte nach Metz bivouakirt. Am Morgen des Neunzehnten wurden, wie gewöhnlich, zum Kaffeekochen Wasserträger commandirt. Unter diesen befand sich auch unser Künstler. Als sie in das Dorf kamen und ein kleines Haus betraten, bot sich ihnen durch eine offenstehende Thür der Anblick, den unsere Illustration wiederzugeben sucht.

In einem Raume, halb Kammer, halb Scheune, mit Steinfußboden, lagen, saßen und standen schwer- und leichtverwundete Deutsche und Franzosen durcheinander. In der Mitte saß ein alter Unterofficier von einem Jägerbataillon und über ihn beugte sich eine junge, wunderbar schöne französische Nonne und verband ihm eine offenbar schwere Kopfwunde, denn der Alte kämpfte sichtlich mit dem Schmerz: er biß die Zähne zusammen und ballte krampfhaft die Fäuste. An ihm lehnte ein blutjunger sächsischer Soldat, mit einem so entsetzlich bleichen und erdfahlen Gesicht, daß seine Auflösung nahe schien. Im Vordergrund wurde so eben der Hünengestalt eines Chasseur à Cheval der zerschossene Oberarm von einem deutschen Arzt verbunden, und dahinter lag ein sterbender Füsilier, dem ein Krankenwärter noch einen Löffel Medicin einzuflößen suchte. Auf einem alten Holzkasten zur Linken verband ein Zuave sich selbst den verwundeten Unterschenkel; hinter ihm, am Tisch mit Verbandzeug und Medicin, war eine zweite Nonne beschäftigt, während zur Thür herein zwei Krankenträger eine neue Last trugen.

Wir geben zu, daß solche Scenen unser großer Krieg zu Tausenden dargeboten hat und daß man damit unzählige Blätter füllen könnte; die vorliegende hatte eben den Vorzug, von einem Künstlerauge gesehen und festgehalten zu werden. Ist solch’ ein Anblick auch nie ein erquicklicher, so halten wir es doch für unsere Pflicht, von Zeit zu Zeit an die Wunden derer zu erinnern, die durch ihre Siege Deutschland so hoch in der Welt gestellt haben und deren Loos nicht immer ihrem Verdienst entspricht.