Zwei Seelen (Ambrosius)
Zwei Seelen.
Zwei Seelen wanderten durchs Erdenland
Den Berg hinauf in trübem Schwermutssinn,
Getrennt durch eine hohe Felsenwand
Schritt eine rechts, die andre links dahin.
Nie an die Brust sich liebevoll gedrückt,
Doch hat ein Engel mild mit sanftem Weh’n,
Mit heißer Lieb’ die Herzen beid’ beglückt.
Die Wege waren dornig, schmal und rauh,
Doch fand die eine gar ein Blümlein blau,
Warf sie’s der andern über’n Felsen zu.
So gingen sie der Tage, Jahre viel
Mit gleicher Last und gleich in Weh und Not,
Und heiter lächelnd grüßte Morgenrot.
Verschwunden war die Mauer, die getrennt,
Ein Blumenteppich breitete sich aus,
Und Jubelklänge grüßten ohne End’,
Aus ihren Augen strahlt es sonnenhell,
Sie drücken an die Brust sich fort und fort,
Von ihren Lippen bricht sich, wie ein Quell,
Die Bahn das lang zurückgedämmte Wort:
Was Andrer Glück, war für uns bitt’re Not.
Nun kosten wir auch Himmelsseligkeit,
Was and're scheidet, einte uns – der Tod.