Zwei Tage im Schnee

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Titel: Zwei Tage im Schnee
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aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 198–200
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Zwei Tage im Schnee.

Aus dem Leben eines Locomotivführers.

Anfang Februar dieses Jahres brachten die Zeitungen unter andern Nachrichten auch die, daß die Eisenbahnlinie von Herlasgrün, einer kleinen Station bei Reichenbach im sächsischen Voigtlande, nach Eger in Böhmen durch anhaltende Schneefälle und Schneewehen unfahrbar geworden sei; eine Nachricht, die an und für sich nichts Ungewöhnliches gewesen ist und jeden Winter vorkommt. Denn nicht blos im Norden, sogar im Süden, in Spanien und Italien, gelingt es wohl Sturm und Schnee im Verein, die flüchtigen Renner aufzuhalten, die uns Zeit und Raum verrückt haben.

Als daher die ersten telegraphischen Nachrichten von diesen eingetretenen Verkehrsstockungen auf der obenerwähnten Linie im Bahnhof zu Reichenbach eintrafen, überraschten sie eigentlich nur insofern, als wir in diesem Winter noch keine größere, tagelange Störung gehabt hatten. Deshalb trat ich auch am 31. Januar früh vier Uhr die Fahrt von Reichenbach nach Eger mit einer gewissen Neugierde an, besonders da ein widerwärtiges, garstiges Wetter das Möglichste versprach. Lang anhaltende, dichte Schneefälle hatten vorgearbeitet und eine zwei bis drei Fuß hohe, weiße, lockere Decke über das Voigtland ausgebreitet, die bei den beiden hochgelegenen Orten Auerbach und Falkenstein diese Höhe noch um ein Beträchtliches überstieg. Heftige Windstöße jagten und trieben darüber hin, warfen Hügel und Wände auf und veränderten im Handumdrehen die Oberfläche durch ihr launiges Spiel. Mühsam, aber unaufgehalten durchkämpfte die starke Lastzugsmaschine die zahlreichen, im Augenblicke entstandenen kleinen Wehen bis Auerbach; hier stand noch querfeldein die durch Schnee und Eis Tags vorher am Eingänge des Bahnhofs aus dem Geleise [199] gehobene Locomotive mit fünf stark beschädigten Wagen und erinnerte an den schlechten Weg, den wir erst zur Hälfte hinter uns hatten. Indeß gelangten wir mit unserem schweren Zug im schnellen Tempo glücklich über das im Winterschlafe liegende Gebirge hinweg und nach Eger, hatten aber die Erfahrung gemacht, daß, wenn kein Umschlag der Witterung stattfände, wir auf der Rückfahrt kein leichtes Spiel haben würden.

Leider bestätigte der Telegraph nur zu bald unsere Befürchtungen durch die Mittheilung, daß auf’s Neue zwischen den etwa eine Meile von einander entfernten beiden Städtchen Auerbach und Falkenstein Züge im Schnee stecken geblieben seien. Dies trieb zur Eile. An den waldigen Höhen Sachsens windet sich die Bahn in weitem, ununterbrochenem Bogen hinauf und führt in künstlichen, aber höchst malerischen, von graugranitnen Mauern eingefaßten Pässen durch das Urgestein der Felsenmassen, welche die Bergrücken ausmachen. Ein unerbittlich kalter Wind kam uns aus diesen Felsengassen schneidend entgegen und brüllte zuletzt als wilder Sturm aus den links und rechts im Abendschatten liegenden Waldschluchten, so daß das Knacken und Prasseln zu Boden geworfener Bäume in kurzen Pausen schaurig an’s Ohr schlug. Nur Schritt vor Schritt kämpften wir uns auf der bedeutenden Steigung die schlüpfrige Bahn hinauf zu dem zu erstrebenden Brechpunkt, wo ein heftiger Fall uns dann von selbst von der steilen Höhe hinabgleiten läßt und der Locomotivführer seine ganze Geschicklichkeit und Besonnenheit aufbieten muß, um den fortgesetzten wachsenden Druck des ihn gewaltig schiebenden Zuges auszugleichen.

Ein dichter, feuchtkalter Nebel verwandelte den sinkenden Tag in eine mißfarbene Nacht, die der spähende Blick des Auges umsonst zu durchdringen versuchte. Doch das Glück war noch mit uns; trotz Sturm und Nebel kämpften wir uns auch durch die auf den Weg getriebenen Schneemassen und erreichten, wenn auch aufs Höchste erschöpft, Station Falkenstein, wo wir zum Bleiben genöthigt wurden, weil die im Schnee festgefahrenen Züge noch nicht wieder flott zu bringen gewesen waren und die Strecke nur eingleisig ist. Unterdessen war es wirkliche Nacht geworden, die siebente Abendstunde rückte heran, und der am Perron haltende kleine Personenzug nach Eger, mit zwei starken Locomotiven bespannt, um die sich immer mehr steigernden Schwierigkeiten auf der bedrohten Bahn gut zu überwinden, gab eben das Signal zur Abfahrt, als plötzlich wie mit Donnerschlag ein solches Höllenwetter losbrach, daß man meinte, der Engel der Zerstörung wolle den jüngsten Tag verkünden. Wie rasch auf einander folgende Salven aus schweren Geschützen, schlug es donnernd durch die Lüfte und schleuderte kubikfußgroße, festgefrorene Schneestücke empor; der bisherige Sturm schien uns dagegen ein sanftes Säuseln der Luft. In diesem furchtbaren Wetter huschte der Personenzug wie ein mächtiger Schatten an uns vorüber und flog in die dickste Finsterniß hinaus, die mit einem Male wie eine zweite Nacht herabgefallen war. Aber kaum war das letzte Licht des flüchtigen Zuges verschwunden, dem alle Augen ängstlich nachstarrten, als auch schon seine Hülfssignale wie ersterbende schwache Laute in’s Ohr klangen.

In zwei Minuten hatte ich Befehl, Hülfe zu leisten. Ein Druck der Hand, und hinaus stürmte ich in den grausen Wirrwarr, Schneewand auf Schneewand thürmte sich uns entgegen, um durchrannt und von den Rädern zermalmt zu werden, und bald stand ich keuchend am festgefahrenen Zuge, über den sich unaufhörlich ganze Wogen aufgewühlten Schnees gleich der Meeresbrandung stürzten und wälzten. Die Zugkette des letzten Wagens wurde schnell gefaßt, und mit aller Kraft der starken, auf’s Höchste angespannten Maschine begann ich die hintere Hälfte des Zuges, ein paar kleine Personenwagen mit einigen halb verzweifelten Passagieren, aus dem verderblichen weißen Leichentuche hervorzuziehen und nach dem Bahnhof zurückzuschaffen. Glücklich gelang es, und ein zweites Mal ging es hinaus, um die zurückgebliebenen Wagen und Maschinen zu holen. Wieder wurden die weißen Mauern durch den Stoß des Riesenpferdes zerstört, und wieder näherte ich mich dem fast im Schnee verschwundenen Zuge, als ein Ruck, ein darauf folgender erschütternder Stoß und dann ein verdächtiges Wirbeln der Räder um sich selbst mich belehrten, daß der Tender entgleist, aus den Schienen geworfen und ich nun selbst ein der Hülfe bedürftiger Mensch geworden war. Diese suchend tappte ich an den Wagen hin, an welchen sich die Zugmannschaft beharrlich gegen die Gefahr stemmte und das Leben mehrfach auf’s Spiel setzte, um den Zug mit den beiden Maschinen nicht zu verlassen. Die dem Sturm entgegengesetzte Seite desselben war noch einigermaßen gangbar. Ich fand hier bereite Arme, und es wurde sofort versucht den entgleisten Tender wieder auf die Schienen zu winden, aber der heftige Anprall des Schneesturms vernichtete diesen Versuch im Keime. Wer sich nicht an den Laufbrettern der Wagen oder an sonstigen festen Gegenständen anklammerte, wurde sofort zu Boden geworfen und im Schnee begraben, der sich ringsumher haushoch aufthürmte. Ein gegenseitiges Verständniß war unmöglich geworden. Das Tosen der Elemente übertönte die menschliche Stimme und ein ununterbrochener feiner Regen nadelspitzer Eiskrystalle schlug schmerzend in’s Gesicht und erlaubte nur selten die Augen zu öffnen.

Schiffbrüchigen ähnlich, die in dem schwankenden Boote ihre einzige Rettung erblicken, erkletterten wir, vom Froste geschüttelt, den im Zuge befindlichen Postwagen, unsere Hoffnung, und schürten aufs Neue das Feuer des darin befindlichen kleinen Ofens, der auch bald eine wohlthuende Wärme spendete, welche nicht blos die am Körper festgefrorenen Kleider, sondern auch unsere menschlichen Gefühle wieder aufthauen ließ, die sich vor Allem in einem seit Mittag ungestillten Hunger bemerkbar machten. Diesem gesellte sich aber auch bald ein weit heftigerer Durst zu, den wir vergebens durch zerlassenen Schnee zu stillen suchten. Todtmüde streckten wir uns endlich auf den Boden, der nur für die Hälfte der Leute ausreichte, indeß die losgelassenen Elemente noch mit aller Wuth tobten und uns mit Dank empfinden ließen, daß wir dies schützende Asyl erlangt hatten. Doch bald schickte die mit Hochgenuß empfundene Wärme ein neues Ungemach herab, indem sie den über und an den Wänden des Wagens liegenden Schnee zum Schmelzen brachte und das Schneewasser sich in Folge dessen mit aller Macht durch die Ritzen und Oeffnungen drängte und unser Lager völlig überschwemmte.

Rathlos sahen wir uns an. Da entschlossen sich mehrere der Rüstigsten, das Unmöglichscheinende zu wagen, um eine nur ein paar hundert Schritt entfernt liegende Schäferei zu erreichen, obwohl es eine traurige Gewißheit war, daß, wenn sie den Weg dahin verfehlten, der feindliche Schnee ihr Grab sein würde. Wir versuchten unterdessen, so lange als irgend möglich, das Feuer der Maschinen zu unterhalten, wenigstens bei zweien, die dritte war vollständig verweht und uns einen Weg zu ihr zu bahnen, wollte unsern wenigen Kräften nicht gelingen. Unsere Hoffnung beruhte in dem Gedanken, wenn mit dem anbrechenden Tag auch die Schneearbeiter eintrafen, durch die Feuerkraft unserer Rosse selbstthätig in unser Geschick eingreifen zu können.

Bis dahin war es aber noch lange Zeit, denn die zehnte Stunde war erst vorüber und der ungestillte Hunger und der durch das Schneewasser auf’s Höchste gesteigerte Durst vergrößerten das Maß der Leiden. Auf dem Bahnhofe zu Falkenstein war mittlerweile Alles aufgeboten worden, uns Hülfe zu senden, allein Niemand wagte sich in die Schreckensnacht hinaus und die Arbeiter, welche einen Pfad auswerfen sollten, hatten sich davon gemacht. Schließlich war es jedoch dem braven Stationsvorstand gelungen, noch drei muthige Samariter zu gewinnen, mit welchen er sich auf den Weg machte, um sich über unser Schicksal Gewißheit zu verschaffen. Nach mehrstündigen fürchterlichen Anstrengungen, häufig im Schnee untersinkend, ermöglichten sie es, den nur zehn Minuten langen Weg zurückzulegen und zu uns zu gelangen. Mit unaussprechlicher Freude begrüßten wir früh gegen drei Uhr die mit wollnen Decken, Brod und stärkendem Wein bepackten wackern Männer, die uns wie rettende Engel erschienen und die bereits die Hoffnung aufgegeben hatten, uns noch am Leben zu treffen. Wir fühlten uns neu gekräftigt, aber die Zweifel über das Loos der nach der Schäferei Geflüchteten ließen uns keine Ruhe. Wie wir später hörten, waren indeß auch sie, Einer den Andern gefaßt haltend, der Gefahr entronnen, wenn gleich zwei von ihnen durch den Sturm von der über den Einschnitt gespannten zwanzig Fuß hohen Brücke herabgeschleudert wurden. Nur schweren Herzens ließen wir unsere neuen Freunde, denen der Sturm nach dem Bahnhof zu glücklicher Weise in den Rücken kam, wieder umkehren, da man sicher um ihr Schicksal ebenso besorgt geworden war wie um das unsrige. Langsam wich indessen die verhängnißvolle Nacht dem ungeduldig ersehnten Tage, dem 1. Februar, der uns dann und wann einen Blick durch die Schneewolken thun ließ, die uns wie gespenstische Schwadronen umkreisten. Aber was [200] wir sahen, war nicht tröstlich. Unser Zug war verschwunden, ein paar schwarze Schornsteine allein ragten traurig, wie die Kirchhofskreuze, aus dem Schnee hervor, während der Orkan immer noch wie die wilde Jagd über die Hochebenen bei Falkenstein hinsauste.

Die Bahnbewachungsorgane, die Ingenieure und Oberbahnwärter, boten für das Schneeauswerfen umsonst die höchsten Lohnsätze, die arbeitslose, hülfsbedürftige Bevölkerung der Stadt und Umgegend, meist arme Weber, blieb lieber zu Haus und hungerte, als daß sie sich dem fürchterlichen Wetter aussetzte, das übrigens noch immer jede angefangene Arbeit augenblicklich vernichtete. Wie wir später erfuhren, versuchte man auch zur selben Zeit, also den 1. Februar früh, von zwei Seiten, von Reichenbach und von Oelsnitz aus, mittels Maschinen zu den festsitzenden Zügen vorzudringen, aber ebenfalls vergebens. Eilig hatten sich diese Expeditionen wieder zurückziehen müssen, um nicht unser Schicksal zu theilen, und Augenzeugen berichteten uns, daß es an jenem Morgen ausgesehen habe, als ob der ganze Schnee, vom Sturmwind angeführt, in einer fortwährenden Wanderung begriffen gewesen sei und seinen verheerenden Zug fast bis Herlasgrün ausdehnte, während merkwürdiger Weise unweit dieses Streifens und an seinen Grenzen das Thauwetter mit aller Heftigkeit auftrat.

Unter solchen Umständen, und besonders da das Wasser und die Kohlen zu Ende gingen, war es nutzlos, die aufreibende Arbeit, das Heizen der Maschinen, fortzusetzen. Der Zugang zu ihnen wurde immer schwieriger und unsere Kräfte erlahmten abermals beim Durchwühlen des Schnees. Unsere im durchweichten Wagen noch nicht trocken gewordenen Kleider waren wiederum so hart gefroren, daß wir uns kaum bewegen konnten und wandernden Eiszapfen glichen. Ernstlich mußten wir deshalb an eigene Rettung denken, an die Rückkehr nach dem Bahnhof, die für uns erstarrte, kraftlos gewordene Männer das Schwierigste und Gefährlichste blieb; vorzüglich gefährlich war der Uebergang über einen unmittelbar hinter uns liegenden, von einer geländerlosen schmalen Brücke unterbrochenen ziemlich hohen Damm, von dem der Schnee herabgefegt worden. Hier wüthete der Sturm am tollsten. Auf Händen und Füßen langsam fortrutschend und mit den erstarrten Fingern mich krampfhaft an die Schienen klammernd, vom Sturme fortwährend gepackt, aufgehalten und wieder zurückgeworfen, zog ich mich Zoll für Zoll an den Eisen vorwärts, überkletterte dann die vielen weißen Hügel und Mauern, bis ich, auf allen Vieren kriechend, so ziemlich besinnungslos in ein Haus gelangte, wo man mich in ein Bett brachte.

Als ich wieder erwachte, hatte sich der Sturm gelegt; es war zwar noch windig, aber man konnte doch jetzt dem übermüthigen Schnee auf den Leib rücken. Von allen Seiten eilten deshalb willige Arbeiter herbei; die kleine Stadt Oelsnitz sandte ihr Militär, und fünf- bis sechshundert Arbeiter mochten auf der kurzen Strecke vom Bahnhof bis zu dem verwehten Zuge hin in Thätigkeit sein, um die Bahn dem Verkehr zurückzugeben. Wir drei verschlagenen Landsteuerleute aber eilten wieder auf unsere Plätze; uns nach zogen einige Schlitten mit Kohlen und Holz und nicht lange, so stiegen Rauchsäulen aus den schwarzen Essen in die Höhe, in die geleerten Tender und Kessel strömte das durch die Schläuche einer Spritze herbeigeschaffte Wasser des nahen Baches. Der entgleiste Tender wurde wieder auf die Schienen gehoben, und ungeduldig harrten wir der Stunde der Erlösung. Allein trotz der Tag und Nacht anhaltenden unausgesetzten Thätigkeit der Arbeiterschaar, kam der Mittag des 2. Februar heran, ehe ich die frohe Nachricht: „Abfahren, die Strecke ist frei!“ durch einen kräftigen, herzstärkenden Pfiff beantworten konnte. Mittlerweile waren auch meine Leidensgenossen bei Auerbach aus ihrem Gefängniß geschaufelt und hinter ihnen her dampften wir Auferstandenen, die Gefahren vergessend, wieder dem Hafen der Ruhe, dem großen Reichenbacher Bahnhof zu, den wir Alle glücklich wieder sahen.

Der Leser, welchem ich mit dieser Erzählung einen Einblick in unser modernes Fuhrwesen verschafft habe, wird daraus ersehen haben, daß uns Locomotivführern noch ganz andere Gefahren drohen, als die, mit denen uns der allgemeine Glaube meist umgiebt; denn wirklich verhängnißvolle Katastrophen, durch das Eisenbahnpersonal, durch das Material oder durch unausbleibliche Irrthümer herbeigeführt, sind äußerst selten. Die statistischen Tabellen haben es glänzend dargethan, daß man mit der Eisenbahn nicht blos am schnellsten, sondern auch am sichersten reist. Der durch Pferde und anderes Fuhrwerk verursachten Unglücksfälle sind wenigstens dreißig Mal mehr, aber die körperlichen Anstrengungen unseres Dienstes, der neben allergrößter Ruhe und Besonnenheit ein stetes Wachsein der höheren Sinne bedingt und eine ungeheure Verantwortlichkeit auf sich hat, schaffen uns zahllose Leiden, die mit Gicht und Reißen früh genug anfangen, und die aufgeführten eigenen Erlebnisse beweisen nur, daß man in unserem Stande sogar in den cultivirtesten und besteingerichteten Ländern Tage erlebt, wie sie am Saume des nördlichsten Sibirien, fern von den Stätten der Menschen, kaum schauerlicher vorkommen können, und daß man, obgleich mit der Schnelligkeit des Vogels wetteifernd und mit der höchsten Kraft im Bunde, doch nichts gegen die Launen der Natur und gegen so manche tägliche kleine Vorkommnisse vermag, die ich vielleicht in einem späteren Artikel schildern werde.