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Der Schuhplattler

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M. H.
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Titel: Der Schuhplattler
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 24, S. 407
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Schuhplattler. Nach einer Zeichnung von Schwabenmajer.
Photographie im Verlage der „Photographischen Union“ in München.

[397]

Schuhplattler. Nach einer Zeichnung von Schwabenmajer.
Photographie im Verlage der „Photographischen Union“ in München.

[407] Der Schuhplattler. (Zu den Bildern S. 396 u. 397.) Wen eine Bergwanderung durch die Hochthäler der bayerischen oder der angrenzenden österreichischen Alpen zufällig in ein ländliches Wirthshaus führt, wo sich neben etlichen strammen Burschen und Mädchen auch ein paar verwetterte Dorfmusikanten, ein Zitherspieler und ein Geiger, zusammengefunden haben, dem kann leicht das Vergnügen zu theil werden, einmal den berühmten „Schuhplattler“ mit ansehen zu dürfen. Der Schuhplattler ist ein Tanz, welcher an Urwüchsigkeit und Schwierigkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Die Musik spielt im Walzertakte einen „Ländler“. Aber was nach dieser Musik getanzt wird, verhält sich zu unserem städtischen Walzer wie ein schäumender, Felsblöcke mitwälzender Bergstrom zu einem sanft hingleitenden Flusse. Der Tänzer dreht sein Mädchen erst ein paarmal ordentlich und würdevoll im Kreise. Dann aber läßt er es los, und während es sich sittsam, die Schürzenzipfel mit den Fingern fassend, weiter um seine eigene Achse dreht, umkreist er es, stets im Takte der Musik, in den verwegensten Sprüngen, stampft mit seinen schweren Schuhen den Boden, schlägt sich mit den flachen Händen klatschend auf die Sohlen und die Kniee, wirbelt seinen Hut in der Luft umher, jauchzt und pfeift in den unerhörtesten Tönen. Und wenn er ein recht schneidiger Tänzer ist, dann wirft er auch wohl seine Tänzerin unversehens in die Luft, steht plötzlich auf den Händen statt auf den Füßen oder pocht mit einem Fuße an die niedrige Stubendecke. Und das alles mit Schuhen, von welchen jeder mit einem halben Pfund mächtiger Eisennägel beschlagen ist. Wenn nur drei oder vier solcher Paare zugleich tanzen, muß die Diele dröhnen, der Staub aufwirbeln und das Haus in allen Fugen erzittern. Wehe dem Unseligen, dem einer dieser Tänzer auf die Zehen träte!

Bei aller scheinbaren Wildheit ist der Schuhplattler eigentlich ein durchaus sittsamer Tanz. Die tollen Sprünge und den Heidenlärm macht nur der Tänzer für sich und seiner Tänzerin zu Ehren; sobald er sich wieder mit ihr zusammen im Kreise schwingt, wird seine Haltung ernst und würdevoll. Es ist auch nicht zu fürchten, daß die edle Kunst des Schuhplattlers wie andere ehrwürdige Sitten nach und nach aussterbe; denn es finden sich immer wieder talentvolle Jünger, welche, mit gehörigen Sprunggelenken und eisenharten Handflächen ausgerüstet, den alten Meistern dieses Tanzes ihre Kunstleistungen abschauen. Städter werden diese Kunstleistungen nie ganz fertig bringen; denn es gehören keine Kulturhände, sondern Eisenfäuste dazu. M. H.