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Deutsche Zecher am Missouri

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Konrad Nies
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Titel: Deutsche Zecher am Missouri
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 17
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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DEUTSCHE ZECHER AM MISSOURI.

Ein Sommerabend lag im Land
Voll hellem Sternenscheine,
Wir saßen am Missouristrand
Beim goldnen Wein vom Rheine.
Wie alte Heimatseligkeit
Zog’s durch die Brust uns wieder,
Und wie in ferner Jugendzeit
Erklangen unsre Lieder.

Weltsehnsucht hat aus Deutschlands Gau’n
Getrieben uns vor Jahren,
Meerüber sind, das Glück zu schau’n,
Wir trotz’gen Muts gefahren;
Nun haben wir, durch gleiche Art
Und gleiches Los verbunden,
Im fernen West nach wirrer Fahrt
Wegmüde uns gefunden.

Laut schwoll empor die Melodei
Des Lieds voll deutschem Schalle
Vom Schiffer und der Lorelei –
Wie kannten gut wir’s alle!
Und als der letzte Ton verklang,
Da ward es still im Kreise,
Und einer hob sein Glas und sang
Nach alter Volksliedweise:

„Wo hell durch grünen Waldesraum
Der Isar Wellen rinnen,
Da hab’ geträumt ich süßen Traum –
O Lenz voll Duft und Minnen!
O fernes Lieb, ob auch verdorrt
Die jungen Maientriebe,
Noch denk’ ich deiner fort und fort –
Dies Glas der deutschen Liebe!“

Da klangen froh die Gläser an;
Und mancher dacht’ voll Sehnen
Der Zeit, da erster Liebe Bann
Entlockt ihm sel’ge Thränen.
Sein Glas darauf ein andrer hob,
Ihm ward wohl Lieb’ zu Leide,
Ein Schatten seine Stirn umwob
Wie Höhenrauch die Heide:

„Wo fern am Rhein in Gärten grün
Herniederschau’n die Sterne,
Weiß ich ein Herz in Sehnsucht glüh’n
Nach einem Sohn, der ferne.
O Mutterherz, so reich und voll
Von heil’gen Segensblüten,
Dir gilt dies Glas als Dankeszoll,
Mög’ Gott dich mir behüten!“

Und wieder klirrte Glas an Glas
Laut durch der Zecher Runde,
Und manches Aug’ ward heimlich naß
Und blickte still zum Grunde.
Mit rascher Hand ein Dritter da
Sein Glas ergriff zum Sange,
Er wußte nicht, wie ihm geschah,
Sein Herz schlug weich und bange:

„Im Schwarzwald, half in Blut und Not
Die Freiheit ich begraben,
Und überm Meer erst wurde Brot
Dem elternlosen Knaben,
Und doch zieht’s ewig mich zurück
Nach meiner Kindheit Wegen –
Dies Glas, ich trink’s auf Deutschlands Glück
Und meiner Heimat Segen!“

Wie klangen da die Gläser hell,
Wie schlugen da die Herzen,
In jeder Brust brach auf ein Quell
Von süßen Jugendschmerzen,
Und tausendfältig kam zurück
Gleich reichstem Blütenregen
Des Echos Klang: „Auf Deutschlands Glück
Und unsrer Heimat Segen!“ –

0 Nebraska.  Konrad Nies.