Jagddaguerreotypen/Das Schwarzwild und seine Jagd in alter und neuester Zeit
Jagddaguerrotypen.
Nachdem wir in den frühern Artikeln die Hochjagden beschrieben
haben, müssen wir zum Schluß unter den eingestellten Jagen noch
des Fangjagens erwähnen, welches angewendet wird, um Wild –
behufs eines Transportes – lebendig einzufangen. Die äußere
und innere Einrichtung ist im Wesentlichen dieselbe, wie bei den
übrigen eingestellten Jagen, nur werden quer über den Laufplatz
die hohen oder mittlern Fanggarne locker gestellt, welche beim Einfallen
der Hirsche ober Sauen niedergleiten und das Wild bedecken
und verwickeln. – Sobald ein Stück gefangen und ausgelöst ist,
bringt man es sofort in die mit einer Fallthür und Luftlöchern
versehenen Wildkasten, welche bei weitern Transporten auch mit
Schütten und Raufen versehen sind, und ohne Verzug auf Wagen
geladen und Tag und Nacht weiter gefahren werden. Die Fangjagen
wurden nicht selten mit den großen Haupt- und Festinjagen
vereinigt.
„Aufgrunzt die list’ge Bache, hebt windend das Gebräch,
Nach quiekt die Frischlingsrotte der wilden Mutter Weg.“
Die Saufänge, welche im Freien zum Einfangen der wild lebenden Sauen hergestellt sind, bestehen meistens aus einer etwa [509] 150 Fuß im Durchmesser haltenden kreisförmigen oder viereckigen Umzäunung von starken 8–10 Fuß hohen eichenen Pfosten, welche dicht neben einander mehrere Fuß tief in den Boden gerammt sind. Die etwa 3 Fuß breite und 4 Fuß hohe Fallthür kann in den Riegeln der Thürpfosten senkrecht auf und nieder bewegt werden und wird durch einen einfachen Stellapparat fängisch gestellt.
Ein
langer Abzugsdraht
reicht vom Stellapparat
bis in die
Mitte des Saufanges
und trägt hier
am äußersten Ende
den Abzugsbrocken
oder steht mit einer
Druckleine in Verbindung.
Sobald
eine der eingewechselten
Sauen letztere
berührt, schnellt
der Stellapparat
los und die Fallthüre
schließt sich.
Um die Sauen
in den Fang zu
locken, streut oder
körnt man Eckern,
Bucheln oder Korn
vom Fang aus in
langen schmalen
Streifen nach verschiedenen
Richtungen durch den Wald.
Bei den meisten Saufängen befindet sich an der Hinterseite noch ein zweiter umzäunter Raum, der Beigarten, welcher dazu dient, die eingefangenen Sauen bis zu weiterer Verfügung aufzunehmen. Der Beigarten steht durch zwei Fallthüren mit dem Saufang in direkter Verbindung und ist in verschiedene Kammern abgetheilt, um die Sauen nach Alter und Geschlecht separiren zu können. Jede Kammer hat nach außen ebenfalls eine Fallthür, in welche die zum Transport bestimmten Saukasten passen.
Will man die Sauen an Ort und Stelle schießen oder unter den Hunden abfangen, so wird an dem Beigarten noch ein Hatzlauf angebracht, welcher im Wesentlichen mit den bei eingestellten Jagen üblichen gleich ist; nur mit dem Unterschied, daß hier statt der Tücher und Garne eine Einzäunung von starken Eichenbohlen angewendet wird.
Die Park-Saufänge sind meistens einfacher und bestehen nur in einer kreisförmigen Bohlenwand von etwa 8–10 Fuß Höhe. Der Durchmesser des Saufanges beträgt etwa 40 Fuß, die Wände haben eine Eingangs-Fallthür, deren Abzugsdraht bis zu einem nahen Wachthäuschen geleitet ist, wo der Jäger die Ankunft der Sauen erwartet. Oft benutzt der Jäger auch den nächsten besten mit einigen Steigbretern versehenen Baum zum Ansitz, da hier im Park die Sauen nicht so lange auf sich warten lassen, wie im Freien.
An der Hinterseite dieser einfachen Saufänge befindet sich eine kleine, mit Vorder- und Hinterfallthür versehene Bucht oder Kammer. In diese Bucht werden die eingefangenen Sauen, welche lebend transportirt werden sollen, durch Körnung gelockt und eingeschlossen, worauf sie durch die hintere Fallthür in die bereit stehenden Saukasten getrieben werden. – Hauptsächlich dienen diese Saufänge indeß, um während einer im Park abzuhaltenden Jagd diejenigen Sauen, welche nicht erlegt werden sollen – z. B. jüngere Bachen etc. – aufzubewahren.