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ADB:Scholz, Augustin

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Artikel „Scholz, Augustin“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 226–227, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Scholz,_Augustin&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 09:00 Uhr UTC)
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Scholz: Johann Martin Augustin S., katholischer Theologe, geboren am 8. Februar 1794 zu Kapsdorf bei Breslau, † am 20. October 1852 zu Bonn. Er studirte am katholischen Gymnasium und seit 1812 an der Universität zu Breslau, wo er 1814 die von der katholisch-theologischen Facultät gestellte Preisfrage (über die Parabel von den Arbeitern im Weinberge) löste, und machte dann wissenschaftliche Reisen, hauptsächlich zum Zwecke biblischer Forschungen, insbesondere der Sammlung von Materialien zur Kritik des griechischen Textes des Neuen Testamentes. 1815 hielt er sich zu Wien auf, wo er die Bibliotheken benutzte und viel mit Joh. Jahn (s. A. D. B. XIII, 665) verkehrte. 1816 wurde er in Freiburg Licentiat der Theologie. 1817–19 benutzte er die Bibliotheken zu Paris und London, in der Schweiz und Italien. 1820 veröffentlichte er die Dissertation „Curae criticae in historiam textus evangeliorum“ (über Pariser Handschriften, namentlich den Codex Cyprius). Im Herbst 1820 reiste er nach Aegypten, um sich der von dem General H. v. Minutoli (s. A. D. B. XXI, 771) geleiteten wissenschaftlichen Expedition anzuschließen. Da diese nach dem entworfenen Plane nicht zu Stande kam, reiste S. im Januar 1821 von Aegypten nach Palästina und Syrien. Nach einem viermonatlichen Aufenthalte in diesen Ländern kehrte er nach Deutschland zurück. Am 28. August 1821 wurde er zum außerordentlichen Professor der Exegese in Bonn ernannt; im [227] September ließ er sich in Breslau zum Priester weihen und erwarb sich in Freiburg den Doctorgrad. Er trat darauf sein Lehramt an, wurde am 25. August 1823 ordentlicher Professor und docirte nun in Bonn ohne Unterbrechung drei Jahrzehnte. Am 6. November 1837 wurde er zugleich zum (nicht residirenden) Domherrn in Köln ernannt. An den Hermesianischen Streitigkeiten, die sich zu seiner Zeit in Bonn abspielten, nahm er keinen thätigen Antheil. Er war eine friedliche Natur und beschränkte sich in seinen Studien und in seiner äußeren Thätigkeit fast ganz auf sein specielles Fach. Die ihm zugeschriebene Aeußerung: „Ich bin kein Theologe, sondern ein Exeget“, ist, wenn nicht wahr, gut erfunden. Er war ein fleißiger, aber nichts weniger als anziehender und anregender Docent. Seine reichhaltige Bibliothek vermachte er der Universität. – Ueber seine wissenschaftlichen Reisen erstattete S. Bericht in den Schriften: „Reisen in die Gegend zwischen Alexandrien und Parätonium, Palästina und Syrien in den Jahren 1820 u. 1821“, 1822 (Raumer in seinem „Palästina“ sagt, das Buch sei unter anderm sehr belehrend über den Zustand der Katholiken in Palästina), und „Biblisch-kritische Reise in Frankreich, Italien, Palästina, nebst einer Geschichte des Textes des N. T.“, 1823. Sein Hauptwerk ist die 1830 und 1835 in zwei Quartbänden erschienene Ausgabe des griechischen Neuen Testamentes mit einem reichhaltigen (nicht immer zuverlässigen) kritischen Apparat und Prolegomena über die Textgeschichte (vgl. Real-Encyklopädie für prot. Theol. II, 425). Nach dem Tode A. Dereser’s (s. A. D. B. V, 60) übernahm er die Fortsetzung des von D. v. Brentano (s. A. D. B. III, 313) begonnenen Bibelwerkes: „Die h. Schrift des A. und N. Testaments, übersetzt und erklärt von Th. A. Dereser und J. M. A. Scholz“, 5 Theile in 17 Bänden, Frankf. 1820–36. Zwölf Bände desselben (5. Mos., Tobias, Judith, Esther, Job, Makkabäer, die Propheten und des N. T.) wurden von S. theils neu, theils in umgearbeiteter Gestalt herausgegeben. Ferner erschienen von ihm ein „Handbuch der biblischen Archäologie“ 1834 und eine „Einleitung in die h. Schriften des A. und N. T.“ in drei Bänden, 1845–48, außerdem mehrere akademische Programme: „De menologiis duorum codicum graecorum Paris.“, 1823; „De Golgothae et Christi sepulcri situ“, 1825; „De Hierosolymae singularumque illius partium situ et ambitu“, 1835; „De virtutibus et vitiis utriusque codicum N. T. familiae“, 1845. Einige Beiträge lieferte er für die Bonner theologischen Zeitschriften, „Zeitschrift für Philos. und kath. Theol.“ (von Achterfeld u. a.) und „Kath. Zeitschrift (später Vierteljahrschrift) für Wissenschaft und Kunst“. – S. war ein fleißiger und kenntnißreicher Gelehrter, läßt aber in den meisten seiner Schriften Klarheit, Uebersichtlichkeit, Beherrschung des Stoffes und Akribie und Präcision vermissen.

Wetzer und Welte, Kirchenlexikon XII, 1099. – Werner, Gesch. der kath. Theol. S. 532. – Facultäts-Acten.