ADB:Thomann von Hagelstein

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Thomann von Hagelstein“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 65–66, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thomann_von_Hagelstein&oldid=- (Version vom 5. Mai 2024, 21:41 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Thomae, Nikolaus
Nächster>>>
Thoman, Moriz
Band 38 (1894), S. 65–66 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
OFF in der Wikipedia
Jacob Ernst Thomann von Hagelstein in Wikidata
GND-Nummer 108121077X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|38|65|66|Thomann von Hagelstein|Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker)|ADB:Thomann von Hagelstein}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=108121077X}}    

Thomann von Hagelstein, Künstlerfamilie, aus einem patricischen Lindauer Geschlecht stammend.

Jakob Ernst Th. v. H., Maler, war geboren zu Lindau 1588, lernte die Anfangsgründe der Malerei zu Konstanz und Kempten, begab sich aber 1605 nach Italien. Er hielt sich eine Zeit lang zu Mailand auf, sodann aber ca. 15 Jahre zu Neapel, Rom und Genua. Hauptsächlich vervollkommnete er sich zu Rom, wo er mit Adam Elsheimer, P. Lastman und J. Pinas verkehrte und studirte. Nach dem Tode Elsheimer’s begab sich Th. nach Lindau zurück, wo er große Historien, aber hauptsächlich Landschaften malte, die an Elsheimer anklingend schon frühzeitig, wie Sandrart berichtet, und noch heutzutage dem Elsheimer untergeschoben wurden. Jedoch sind sie kälter und conventioneller. In der St. Ulrichskirche zu Augsburg befindet sich von ihm eine „Auferstehung Christi“. Während des dreißigjährigen Krieges begab er sich in kaiserliche Dienste und war viele Jahre lang kaiserlicher Commissarius und Proviantmeister, infolge dessen er der Malerei entsagen mußte. Er starb zu Lindau am 2. Oct. 1653. Verschiedene seiner Werke waren in der Kunstsammlung seines Sohnes David, Rathsconsulenten in Augsburg, zu sehen.

[66] Hieronymus Th. v. H., Architekt, war anfangs Maurergeselle, bildete sich unter dem berühmten Elias Holl und war an dessen Rathhausbau zu Augsburg thätig.

Ernst Philipp Th. v. H., Sohn David’s, Maler und Kupferstecher, geboren zu Augsburg 1657, hielt sich lange in Italien auf. Er gewann einen guten Ruf als Historienmaler, gerühmt wird von ihm ein Bild, „Christus und die Kindlein“, in der Kreuzkirche zu Augsburg. Im Alter legte er sich nach Stetten auf die Schwarzkunst und soll Thierstücke darin verfertigt haben. Er starb 1726 zu Augsburg. Sein von ihm selbst gezeichnetes Bildniß wurde 1773 von G. C. Kilian gestochen. Bernhard Vogel stach nach ihm das Bildniß des Senators Narcissus Rauner, E. Ch. Heiß (1691) das des schwedischen Gesandten Georg v. Schnolsky.

David Ernst Th. v. H., Sohn des Ernst Philipp, geboren am 16. Febr. 1698, † am 28. Mai 1768, Senator zu Augsburg, hinterließ viele „schöne“ Federzeichnungen. Er ist nur als Dilettant zu betrachten. Sein von A. Graff 1766 gemaltes Porträt ist von J. J. Heiß gestochen.

Georg Gottlieb Th. v. H., Maler, Sohn von Ernst Philipp, ließ sich in Stockholm nieder. Näheres unbekannt.

Tobias Heinrich Th. v. H., Maler und Zeichner zu Augsburg, geboren 1700, † 1765, war der jüngste Sohn des Ernst Philipp, zeichnete zumeist Thierstücke, in schwarzer Manier ausgeführt. Füßli gibt an, daß B. S. Sedletzky eine Folge von 20 Blättern mit Thieren nach ihm gestochen habe. Sein von J. G. Saiter gemaltes Bildniß ist von G. C. Kilian gestochen.

Christoph Raimund Th. v. H., ältester (?) Sohn des Ernst Philipp, arbeitete zuerst als Kupferstecher und zwar zu Dresden um 1733. Er stach hier für das Werk des Freiherrn Le Plat über Dresdener Antiken, zu Schramm’s Brückenwerk, ein paar Gruppen im Großen Garten nach A. Corradini. Dann gab er dies auf, legte sich auf die Malerei und malte Blumen und historische Stücke. 1766 sah man auf der Dresdener Ausstellung Loth mit seinen Töchtern. Er war als Blumenmaler bei der Meißener Porzellanfabrik angestellt. Er starb 1778 zu Meißen, „mehr durch Völlerei und Schmutz als durch seine Kunst ausgezeichnet“.

Mit dem Namen E. J. Thoman inv. et del. bezeichnet bewahrt das Münchener Kupferstichcabinet eine bei J. G. Hertel zu Augsburg erschienene Folge von 4 Blättern mit Thierkämpfen im Ridinger’schen Geschmack. Ob dies ein anderer Künstler des Namens ist oder ob ein Irrthum des Stechers zu Grunde liegt und die Blätter etwa nach Tobias Heinrich sind, kann man nicht sagen.