BLKÖ:Lobkowitz, Joseph Maria Karl Fürst

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Locatelli, Jacob
Band: 15 (1866), ab Seite: 347. (Quelle)
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Lobkowitz, Joseph Maria Karl Fürst (k. k. Feldmarschall, Ritter des goldenen Vließes und des Maria Theresien-Ordens, geb. 8. Jänner 1725, gest. 5. März 1802). Ein Sohn des Fürsten Johann Georg Christian aus dessen Ehe mit Maria Henriette Gräfin Waldstein. Widmete sich in früher Jugend dem Waffendienste und trat ursprünglich als Hauptmann bei Batthyani-Dragoner ein. Unter seines Vaters Augen, der damals im österreichischen Erbfolgekriege ein Armeecorps gegen Frankreich und Bayern und später die Armee in Italien gegen die Spanier und Neapolitaner befehligte, machte der junge Fürst seine militärischen Studien. Er diente in Italien und Preußen, war nach dem Aachener Frieden Oberstlieutenant und zu Beginn des siebenjährigen Krieges General-Major. In der Schlacht von Kollin (17. Juni 1757) befehligte der Fürst eine Brigade, war überall, wo die Gefahr seine Gegenwart nöthig machte und wurde verwundet. In der Schlacht bei Breslau (22. November 1757[WS 1]) hatte er unter dem Grafen d’Arberg den Angriff auf die Dörfer Schmiedefeld und Höfgen geleitet und dadurch vieles zum Siege des Tages beigetragen. Eine andere ausgezeichnete Waffenthat vollführte er im Treffen bei Meissen (21. November 1759). Der Prinz von Zweybrück und der General Hadik versuchten es, die preußischen Generale Fink und Wunsch aus ihrer vortheilhaften Stellung zwischen Meissen und Löthein zu verdrängen. Aber schon das erste zum Angriff beorderte Corps des Generals Brentano wurde von den Preußen so in die Enge getrieben, daß es mit Zurücklassung mehrerer Geschütze zurückzuweichen begann. Der Fürst gewahrte die äußerst kritische Lage der Unseren und warf sich sofort mit fünf Schwadronen Carabiniers und einer von Alt-Modena mit so unwiderstehlicher Bravour in die rechte Flanke der feindlichen Reiterei, daß dieselbe sogleich zurückgeworfen wurde. Kaum war auf diese Art die feindliche Reiterei beseitigt, als nun der Fürst in das siegestrunkene preußische Fußvolk einhauen ließ. Dieses hielt auch nicht lange Widerstand und mußte nicht nur die erst gewonnenen österreichischen, sondern auch seine eigenen Geschütze den Unseren als Beute zurücklassen. Noch zeichnete er sich im Treffen bei Maxen (20. und 21. November 1759) aus, in welchem er durch eigenes Beispiel und durch Zuspruch die Mannschaft mit dem besten Erfolge anfeuerte. Für seine, in diesen Feldzügen des siebenjährigen Krieges bewiesene Tapferkeit, wurde der Fürst in der fünften Promotion (vom 23. Jänner 1760) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. In den folgenden Feldzügen zeichnete sich der Fürst noch bei mehreren Anlässen aus, und zwar im Februar 1762, als er das starke preußische Detachement, welches unter dem General Platten die Stadt Pegau an der Elster besetzt hatte, überfiel, aus der Stadt bis gegen Margnanstädt drängte und demselben beträchtlichen Schaden zufügte. [348] Ebenso hatte sich der Fürst bei den Angriffen, welche General Hadik auf die Stellung der Preußen an der wilden Weißtritz gegen Ende September desselben Jahres zu wiederholten Malen unternahm, durch sein umsichtiges Verhalten besonders hervorgethan. Im Jahre 1763 wurde der Fürst zum Feldmarschall-Lieutenant und 1770 zum General der Cavallerie befördert. Im Jahre 1773 wurde er Inhaber des 10. Dragoner-Regiments. Schon seit dem Jahre 1764 war er in die diplomatische Laufbahn übertreten und im genannten Jahre als Oesterreichs bevollmächtigter Minister an den kaiserl. russischen Hof nach St. Petersburg geschickt worden, wo er bis zum Jahre 1777, also durch volle 13 Jahre, für die Zwecke seiner Kaiserin wirkte. Im Jahre 1772 leitete er die Unterhandlungen, durch welche die Königreiche Galizien und Lodomerien und die Herzogthümer Zator und Auschwitz an Oesterreich kamen, und wurde nach dem Schlusse derselben mit dem Orden des goldenen Vließes ausgezeichnet. Im Jahre 1785 wurde der Fürst General-Feldmarschall und Hauptmann der Arcieren-Leibgarde, welche Stelle er auch unter drei Kaisern; Joseph II., Leopold II. und Franz I. versah. Der Fürst war auch ein sehr kenntnißreicher Musikdilettant, der schon in seiner Jugend ein schönes Talent für die Musik bekundete und von den besten Meistern den Unterricht darin erhalten hatte. So hatte sich nicht nur eine große Gewandtheit im Instrumentalspiele erworben, sondern auch die Compositionslehre und den Contrapunct studirt. Auf seinen bereits in jüngeren Jahren unternommenen Reisen widmete er Allem, was sich auf Musik bezog, seine besondere Aufmerksamkeit und besuchte, wo er hinkam, die ihrer Förderung und Pflege gewidmeten Institute. In Hamburg machte er mit dem dort lebenden Künstler der berühmten Künstlerfamilie Bach Bekanntschaft und unterhielt mit ihm einen fortwährenden Briefwechsel. Als Gesandter in St. Petersburg widmete er seine ganze Muße der Pflege der Musik, unterhielt eine eigene Capelle, welche auch seine Compositionen einstudirte und ausführte, und setzte diese Beschäftigung nach seiner Rückkehr nach Wien fort. Von seinen Compositionen ist nichts durch den Druck in die Oeffentlichkeit gelangt, daß er aber eine große Fertigkeit darin besessen haben mag, erhellt aus einer Symphonie, welche sich im Nachlasse des oberwähnten Hamburger Bach vorgefunden hatte, und welche er mit diesem gemeinschaftlich Tact um Tact aus dem Stegreife componirt hatte. Er ist 77 Jahre alt geworden. Der Fürst war (seit 28. November 1752) mit Maria Josepha Gräfin Harrach, verwitweten Johann Karl Fürst Liechtenstein vermält, aus welcher Ehe zwei Söhne, beide in jungen Jahren gestorben, und zwei Töchter entsprangen, von denen die ältere, Maria Eleonora, Salesianerin in Wien wurde und als solche im Alter von 47 Jahren, die zweite aber als Gemalin Karl’s Fürsten von Auersperg im Alter von 66 Jahren starb. So ist von diesem durch Fürst Joseph Maria Karl gestifteten Nebenzweige der jüngeren fürstlichen Linie Niemand mehr vorhanden.

Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini. gr. 8°.) Bd. I, Sp. 836. – Becker’s National-Zeitung 1802, St. 15, S 324. – Hirtenfeld (J.), [349] Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 103 u. 1729. – Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) II. (als Fortsetzung des Hormayr’schen XXI.) Jahrg. (1830), S. 109. – Hormayr (Joseph), Taschenbuch für die vaterländische Geschichte (Stuttgart. Frankh). Neue Folge, I. Jahrgang (1830), S. 228. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XIX, Abthlg. 2, S. 682. – Neues Universal -Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Jul. Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1856, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 797. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 561. – Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 215. – Jahrbuch der Tonkunst von Wien und Prag für das Jahr 1796, S. 41.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1758.