BLKÖ:Platzer, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Platzer, Johann Georg
Band: 22 (1870), ab Seite: 411. (Quelle)
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Platzer, Joseph (Architectur- und Decorationsmaler, geb. zu Prag im Jahre 1752, gest. zu Wien 1810). Ein Sohn des Bildhauers Ignaz Platzer des Aelteren [s. d. S. 409], besuchte das Gymnasium in Prag und nahm zugleich Unterricht im Zeichnen und Malen. Durch sechs Jahre nahm er denselben bei dem Prager Zeichenmeister Franz Wolf und arbeitete mit besonderer Vorliebe im Architecturfache. Nachdem Fürst Kaunitz einige seiner Studien gesehen hatte, interessirte er sich für den jungen Künstler. Dieser ging nun nach Wien, wo er, da es ihm nicht gelang, seine Aufnahme in der Akademie der bildenden Künste zu erwirken, für sich selbst seine Kunststudien fortsetzte. Sechs Jahre hindurch hatte er mit mannigfaltigen Schwierigkeiten und Entbehrungen zu kämpfen, endlich gelang es ihm, eine Arbeit, ein „Gefängnissstück“ vorstellend, der Kaiserin Maria Theresia vorlegen zu dürfen, die ihm dafür eine Geldbelohnung, die goldene Medaille und überdieß die trostvolle Versicherung gab, daß er seine fernere Ausbildung in Rom erhalten solle. Der Tod der Kaiserin vereitelte die Reise nach Italien. So blieb denn P. auf sich selbst gewiesen und arbeitete fleißig Bilder, vornehmlich Architecturstücke, worin sich sein Talent besonders glücklich erwies. Die Errichtung eines Triumphbogens, den er anläßlich einer Festlichkeit in Wien ausgeführt hatte, lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf den jungen tüchtigen Mann. So geschah es denn auch, daß, als im Jahre 1781 für das in Prag neuhergestellte National-Theater die neuen Decorationen gemalt werden sollten, P. zu deren Ausführung nach Prag berufen wurde. Daselbst wurde ihm die Ehre zu Theil, daß sich Kaiser Joseph II. selbst sehr anerkennend über seine Leistungen, aussprach und ihn mit der Ausführung der Arbeiten im k. k. Hoftheater beauftragte. Kabalen und Ränke erschwerten ihm jedoch seine Stellung ungemein und er zog sich selbst zurück. Ein im Jahre 1786 gemaltes Bild: „Julius Sabinus nimmt im Kerker von seiner Familie Abschied“, fand solchen Beifall, daß es der Kaiser für die k. k. Bildergallerie ankaufen ließ. Indessen arbeitete P. noch manche andere Bilder, malte ganze Haustheater, unter anderen jene für den Fürsten Liechtenstein, die Grafen Fries und Kinsky, für die Militär-Akademie in Wiener-Neustadt und für mehrere andere reiche Familien in Wien, welche Arbeiten seinen Ruf so befestigten, daß bei dem Regierungsantritte Kaiser Leopold’s II. P. mittelst Decret als Hoftheatermaler, mit angemessenem Gehalte angestellt wurde. Später wurde P. ordentliches Mitglied der k. k. Akademie der bildenden Künste und [412] im Jahre 1796 zum k. k. Kammermaler ernannt. Außer zahlreichen Decorationen arbeitete auch P. viele Architecturstücke für Private, unter denen besonders hervorzuheben sind: „Ein Nachtstück mit Mondbeleuchtung“, für den Fürsten Colloredo; – „Beatrice Cenci“, gleichfalls Nachtstück, für den kais. Leibarzt Brambilla; – eine „Gothische Kirche“; – zwei „Ansichten mit Ruinen“; – ein „Unterirdisches Gefängniss, worin die Inquisition zu Gerichte sitzt“, in der Fürst Liechtenstein’schen Gallerie; – „Die Geschichte der Semiramis“; – „Die Horatier“, zwei Nachtstücke, beide für den Ritter von Lampi, letzteres Thema hat P. öfter wiederholt; – „Timon im Gefängnisse“; – „Der Raub der Helena“, Architecturstück mit Mondbeleuchtung, beide für den Grafen von Czernin, die letzten vier Stücke wurden in Kupfer nachgestochen, und zwar die ersten drei in geschabter, das vierte in Aquatintamanier; – „Herkules führt Admet Alcesten zu“, ein herrliches Architecturstück mit Doppelbeleuchtung, und zwar der Vorhalle durch den Mond, des Inneren des Tempels durch die Opferfeuer des Altars; – „Kleopatra an der Leiche des Antonius“, Architecturstück mit Lampenbeleuchtung, im Jahre 1802 gemalt und mit 3000 fl. bezahlt, die Figuren auf dem Bilde sind von Füger; – „Die Ermordung der Semiramis“, Gruftbild mit Lampenbeleuchtung in der Gemäldegallerie der Privatgesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag. P. hat sich auch in der Schabkunst versucht und außer den bereits angeführten Stichen nach seinen Bildern sind noch zwei von seiner eigenen Hand geistreich in Aquatinta behandelte Blätter bekannt: „Eine Halle am Meere bei Mondbeleuchtung“ (gr. Qu. Fol.); – „Ein grosses unterirdisches Gefängniss mit Säulen; an einer derselben ein Kahn im Wasser“ (gr. Qu. Fol.).

Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 472. – Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien, Doll, 8°.) Jahrg. 1810, Bd. IV, S. 149. – Meusel (Joh. Georg), Miscellaneen artistischen Inhalts, 29. Heft, S. 314. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 127. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XI, S. 409. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilung, Bd. IV, S. 127.