BLKÖ:Zedtwitz, Johann Franz Anton Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zedtwitz, Wappen
Band: 59 (1890), ab Seite: 265. (Quelle)
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Zedtwitz, Johann Franz Anton Freiherr (k. k. Feldzeugmeister und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wittingreuth in Böhmen 1713, gest. zu Temesvár 17. März 1784). Bei dem Mangel an genealogischen Nachrichten – denn die im Taschenbuch der gräflichen Häuser des Jahres 1864“ enthaltenen sind trotz aller Ausführlichkeit lückenhaft und haben keine Stelle für unseren Maria Theresien-Ritter, der doch zu den Zierden des Hauses zählt – können wir über die Eltern des Freiherrn keinen Aufschluß geben. Johann Franz Anton trat 1729, damals 16 Jahre alt, in die kaiserliche Armee, in welcher er den Feldzügen am Rhein, in Italien und dem Erbfolgekriege 1740–1748 beiwohnte und in dieser Zeit zum Stabsofficier vorrückte. 1753 wurde er Oberstlieutenant bei dem Sluiner und bei Ausbruch des siebenjährigen Krieges 1756 Oberst im 1. Banal-Grenz-Regimente. Im Feldzuge 1758 vertheidigte er den Posten Reinerz im Kreise Glatz gegen den Herzog von Braunschweig auf das standhafteste, [266] trieb die Cavallerie des Fouquet’schen Corps bis nach Glatz, und im Feldzuge 1759 hielt er sich im Treffen bei Böhlen unweit Meißen (3. December) so wacker, daß ihm dafür in der 5. Promotion vom 23. Jänner 1760 das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannt wurde. Als unser General Beck das Diercke’sche Corps am rechten Elbeufer angriff, warf Zedtwitz mit einem Bataillon National-Grenadieren und einem Bataillon Banalisten die in der Ebene aufgestellte preußische Cavallerie über den Haufen, zwang die auf den Höhen postirte Infanterie zum Weichen und unterstützte unsere Truppen mit Erfolg bei Bunsch und Zscheila. Als dann der Feind auf Fahrzeugen über die Elbe sich zurückzog, bohrte Zedtwitz mit seinen Geschützen mehrere Schiffe in den Grund und bemächtigte sich der feindlichen Stellung, wobei er den Commandanten mit seiner Truppe kriegsgefangen nahm. Mit günstigstem Erfolge wirkte er auch im Feldzuge 1760 mit, als General Beck auf den preußischen General Zetteritz im Februar einen Ueberfall unternahm, dessen Gelingen Zedtwitz mit einigen hundert croatischen Freiwilligen unterstützte. Nicht minder ersprießliche Dienste leistete er, als im nämlichen Jahre der König von Preußen Dresden belagerte, indem er dem zum Entsatze herbeigeeilten General Ried die Communication mit der Stadt öffnete und dem Feinde mehrere Geschütze abnahm, die er glücklich in die Stadt brachte. Auch wirkte er im kleinen Kriege in förderlichster Weise, als die beiderseitigen Hauptheere sich nach Schlesien zogen. Er führte am rechten Elbeufer das Commando, wobei er in Ueberfällen, Scharmützeln und sonstigen Unternehmungen dem Feinde immer Abbruch that, folgte im September dem von Torgau nach Wittenberg sich zurückziehenden General Hülsen auf dem Fuß, nahm die bei Pratta aufgerichtete stark befestigte, mit 150 Mann besetzte Brückenschanze im Sturm, wobei er die Mannschaft theils zusammenhieb, theils in die Elbe sprengte und den Rest eines halben Hunderts zu Gefangenen machte. 1761 wurde er Generalmajor und von Stufe zu Stufe vorrückend 1783 General-Feldzeugmeister. In der Zwischenzeit war er commandirender General im Banat gewesen. Zedtwitz starb nach 55jähriger meist im Felde zugebrachter Dienstzeit im Alter von 71 Jahren. Er zählt zu jenen österreichischen Feldherren, die den kleinen Krieg aus dem Grunde verstanden und dem Feinde durch abmattende Beunruhigungen, Ueberfälle u. dgl. beträchtlichen und empfindlichen Schaden zufügten.

Hirtenfeld (J.). Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien, 1827, Staatsdruckerei, schm. 4°.) Band I, S. 109 und 1729. – Thürheim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichischen Armee (Wien und Teschen 1880, K. Prochaska, Lex. 8°.) Bd. II, S. 593 und 1758.