Das Gewitter (Hebel)
[65]
Der Vogel schwankt so tief und still,
er weiß nit, woner ane will.
Es chunnt so schwarz, und chunnt so schwer,
und in de Lüfte hangt e Meer
am Blauen, und wie’s wiederhallt.
In große Wirble fliegt der Staub
zuem Himmel uf mit Halm und Laub,
und lueg mer dört sel Wülkli a!
lueg, wie mers usenander rupft,
wie üser eis, wenns Wulle zupft.
[66]
Se helfis Gott, und b’hüetis Gott!
Wie zuckts dur’s G’wülch so füürigroth
aß d’Fenster zitteren und ’s Hus,
Lueg ’s Büebli in der Waglen a!
Es schloft, und nimmt si nüt drum a.
Sie lüte z’Schlienge druf und druf,
Sel bruucht me gar, wenns dundre soll
und ’s lütet eim no d’Ohre voll. –
O, helfis Gott! – Es isch e Schlag!
Dört, siehst im Baum am Gartehag?
und us dem Dundre machts nit viel.
Es denkt: „Das ficht mi wenig a,
er wird io d’Auge binem ha.“
Es schnüfelet, es dreiht si hott
O, siehsch die helle Streife dört?
O los! hesch nit das Raßle g’hört?
Es chunnt. Gott wellis gnädig sy!
Göhnt weidli, hänket d’Läden i!
Gut Nacht, du schöni Weizen-Ern.
Es schettert uffem Chilche-Dach;
und vorem Hus, wie gäutscht’s im Bach!
Und ’s loßt nit no – das Gott erbarm!
Zwor hemmer au scho gmeint, ’s seig so,
und doch isch ’s wieder besser cho.
Lueg, s’ Büebli schloft no allewil,
und us dem Hagle machts nit viel!
er wird mi Theil scho übrig lo.“
He io, ’s het au, so lang i’s ha,
zue rechter Zit si Sächli gha.
O gebis Gott e Chindersinn!
Sie schlofe wohl und traue Gott,
wenns Spieß und Nägel regne wott,
und er macht au si Sprüchli wohr
mit sinen Englen in der G’fohr. –
D’Sunn stoht am heitre Himmel do.
’s isch schier gar z’spot, doch grüeß di Gott!
„He“, seit sie, „nei, ’s isch no nit z’spot,
es stoht no menge Halm im Bah’,
Potz tausig, ’s Chind isch au verwacht,
lueg, was es für e Schnüüfli macht!
Es lächlet, es weiß nüt dervo.
Siehsch, Friderli, wie’s ussieht do? –
Gang, richt em eis si Päppli a! –
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