Das Lob Helenens

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Gottfried August Bürger
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Lob Helenens
Untertitel: Am Tage Ihrer Vermälung
aus: Gedichte, S. 102–105
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1773
Erscheinungsdatum: 1778
Verlag: Johann Christian Dieterich
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Göttingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
Das
Lob Helenens.
Am Tage ihrer Vermälung.
Im Mai 1773.


     O Bräutigam, welch’ eine Braut
Wird deinem Arm’ zur Beute!
Bei meiner Leier schwör’ ich’s laut:
Die Krone schöner Bräute!

5
     Wer zweifelt, wandre hin und her,

Rings um die alten Gleichen!
Kein schöner Fräulein findet er,
In allen Königreichen. –

     Ihr Blik verheist ein Paradies;

10
Die Wang’ ist Morgenröte;

Und ihre Stimme tönt so süs,
Wie König Friedrichs Flöte.

     Noch mehr! Des Dichters Fantasei
Verräth es seiner Leier,

15
Daß ihre Lippe süsser sey,

Als Honig und Tokaier.

     Ihr schlanker Wuchs – Doch wie vermag
Ich jeden Reiz zu singen?
Kaum reicht’ ein langer Sommertag,

20
Ihr Loblied zu volbringen.


     Sie weichet nicht in Griechenland
Der schönen Namensschwester;
Doch hält ihr Herz das güldne Band
Der Liebestreu’ weit fester. –

25
     Einst hätten in der Wunderzeit

Der Riesen und der Moren
Die Paladine weit und breit
Zur Dame sie erkoren.

     Ihr Namen hätt’ im Feldpanier

30
Den Rittern Mut geschimmert,

Und Schild’ und Lanzen im Turnier
Zu tausenden zertrümmert.

     Wär’ sie geboren auf der Flur,
In jenen goldnen Jahren,

35
Als ritterliche Lanzen nur

Noch Hirtenstäbe waren:

     So hätt’ um sie, in Flur und Hain,
Ein jedes Lied geworben.
Wol mancher wär’ in Liebespein,

40
Nach Schäferart, gestorben. –


     Sieh, solche Braut zieht deine Hand
Hinweg aus unsern Blicken.
Wie neiden wir das fremde Land,
Das Helena sol schmücken!

45
     Ach! welche Nachbarin ersezt

Sie unsern Nachbarsöhnen?
Und welche wird die Reigen jezt,
Wie Helena, verschönen?

     Du müstest wol mit blankem Speer,

50
O Man, sie erst erwerben,

Und billig schäferlich vorher
Ein paarmal für sie sterben! –

     Doch wirst du künftig, ohne Leid,
Sie auf den Händen tragen,

55
Und immer, nach Verdienst, wie heut,

Ihr Honigwörtchen sagen:

     So sey es drum! Wir lassen sie
In Frieden unsertwegen.
Die Liebe segne dich und sie,

60
Mit ihrem besten Segen!