Die alte Mordkuhle

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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Die alte Mordkuhle
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 129
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung: Tänzer bei Schlutup werden von der Erde verschlungen, nachdem sie dem Sakrament die Ehre verweigerten
Siehe auch Die Mordgrube zu Freiberg
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68. Die alte Mordkuhle.

1351. Um diese Zeit stand nicht weit von Slutup eine Schenke, wo die Leute an Sonn- und Werkeltagen ihr Leben in Saus und Braus zubrachten, und sich auf keine Ermahnung von ihrem bösen Leben und Wesen bekehren wollten. Selbst als der schwarze Tod kam, ließen sie nicht ab: sie fürchteten sich auch nicht; und starben auch nicht, weil der böse Feind sie bewahrte. Da kam eines Sonntages der fromme Priester aus Slutup mit dem Leib des Herrn vorüber, um einen Sterbenden im nächsten Dorf zu erquicken; vor ihm her aber ging der Meßner und klingelte. Der Spielmann, welcher die Fiedel vor der Schenke strich, knieete auch sogleich nieder, und erwies dem Sakrament die Ehre; die Andern jedoch tanzten weiter. Wie nun der Fiedeler noch da liegt und sein Gebet spricht, hört er hinter sich ein Donnern und Krachen, wie am jüngsten Tage; und da er sich besinnt und hinter sich blickt, ist von der Schenke und den Tänzern nichts mehr zu sehn, sondern alles in eine tiefe Kluft verschwunden, die noch dort liegt. Dieser öde Fleck heißt die alte Mordkuhle.

Bemerkungen

[392] (Mündlich.)

Anmerkungen (Wikisource)

Die Sage begegnet zuerst bei Amalie Schoppe 1833 (siehe die Nachweise in Die Mordgrube zu Freiberg). Sie wird heute lokalisiert bei der ehemaligen Försterei Hohemeile, einer nicht mehr existenten Kleinsiedlung bei Selmsdorf, die zur Vogtei Schönberg des ehemaligen Fürstentums Ratzeburg gehörte, siehe Wilhelm Raabe: Mecklenburgische Vaterlandskunde. 2. Auflage. Bd. 1, Wismar 1894, S. 1409 Google-USA*: 1 1/4 nordwestlich von Schönberg an der Lübeck-Schönberger Chaussee. Bei Gustav Hempel: Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Meklenburger Landes. Bd. 2, Parchim/Ludwigslust 1843, S. 528 Google ist von einem Forsthof und Krug namens Hohemiele die Rede. Hohenmiele ist zwischen Selmsdorf und Schlutup auf der Karte von 1856 eingetragen (siehe das Bild).

Der Tannenkrug der Försterei Hohemeile - die Schmettausche Karte (nämlich die von Carl Friedrich von Wiebeking) nennt den Ort 1793 "Hohe Miele oder Tannen Krug" - war eine florierende Wirtschaft an der Landstraße von Lübeck nach Wismar, die sich kurz danach gabelte. Zur Geschichte siehe Fr. Buddin: Das Forsthaus Hohemeile mit dem Maulbeerbaum, in: Mitteilungen des Altertumsvereins für das Fürstentum Ratzeburg 2 (1920), S. 78-80 und wohl darauf fußend Eberhard Specht: Familiengeschichte des Kirchspiels Selmsdorf. Schönberg 2009, S. 18-22.

Horn in seiner Selmsdorfer Chronik Band II (noch nicht herausgegeben) S. 279: »Von dieser Sage habe ich in der Volksüberlieferung nichts mehr gefunden. Die Stelle, an der der untergegangene Tannenkrug gelegen hat, ist nicht mehr festzustellen. Einige nennen unmittelbar an der Trave eine kleine Wiese, auf welcher süßes Wasser aufquillt, die Hölle und meinen, das sei der Ort; andere erlegen ihn auf eine Koppel am Rande der Tannen auf Lauener Gebiet.«“ So Die Sage von der "Mordkuhle" in der Hohemeiler Forst, in: Mitteilungen des Heimatbundes für das Fürstentum Ratzeburg 4 (1922), Nr. 3, S. 7 Anmerkung Commons. Unter den Flurnamen des Forsts Hohemeile bei Buddin S. 80 begegnet kein passender Name. Die Bezeichnung Düwelskule für eine Vertiefung bei dem in die Tiefe gerissenen Haus bei Dassow gibt Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg. Bd. 1, Wien 1879, S. 96 Internet Archive.

Im Internet ist als Reflex der Sage zu lesen: Zu Selmsdorf gehörte die „frühere Försterei Hohemeile, ehemals das Wirthaus „Tannenkrug“. Eine Tannenschenke soll bereits im 14. Jahrhundert hier gestanden haben.“ (Genealogienetz.de).

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