RE:Echinades

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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ein Archipel an der Westküste von Akarnanien, ‚Igelinseln‘
Band V,2 (1905) S. 19191921
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Echinades (Ἐχιναδες), ein Archipel zahlreicher kleiner, aber hoher und felsiger Inseln aus Kreide-Eocän-Kalkstein an der Westküste Akarnaniens, vom Vorgebirge Krithote (jetzt Cap Turkoviglia) südlich bis über die Mündung des Acheloos hinaus. Sie verteilen sich auf zwei Gruppen: eine nördliche, jetzt Dragónera genannt, viele kleine rundliche bis 130 m hohe Eilande dicht gedrängt vor der Bucht von Astakos — eine südliche, mehr vereinzelte größere Inseln (bis 450 m hoch) um die Mündung des genannten Stromes. Die südlichsten hießen Oxeiai (eine heißt noch heute Oxiai, andere Apollonia und Dolicha (vielleicht die jetzt Makri genannte Insel, aber nicht, wie Strab. X 458 meint, das homerische Dulichion, s. d.). Die Alten bemerkten, dass mehrere der E. durch die fortschreitenden Anschwemmungen des Acheloos landfest geworden (so die Insel Artemita, s. d.); sie ragen jetzt als Felskuppen aus der Mündungsebene des Stromes auf (Herodot. II 10). Thuc. II 102 sagt voraus, daß mit der Zeit alle diese [1920] Inseln dasselbe erleiden würden; jedoch hatte schon zu Pausanias Zeit (VIII 24, 11) das Vordringen des Schwemmlandes aufgehört, und auch in der Neuzeit lassen sich keine erheblichen Veränderungen der Küste mehr feststellen (Il. II 625. Strab. I 59. II 124. VI 335. 340. 351. X 453. 456. 458f. Plin. n. h. IV 53. Mela II 110. Steph. Byz. Skyl. 34. Paus. VIII 1, 2. 24, 11. Bursian Geogr. v. Griechenl. I 119. Neumann-Partsch Phys. Geogr. v. Griechenl. 350f. Oberhummer Arkarnanien 15. 20ff.).

Der Name E. wurde verschieden erklärt: ‚Igelinseln‘ διὰ τὸ τραχὺ καὶ ὀξὺ (vgl. Ὀξεῖαι) παρὰ τὸν ἐχῖνον vgl. Steph. Byz. s. Ἐχῖναι. Geogr. gr. min. II 298, 32f. und 448, 26 (Eustath. und Schol. z. Dionys. perieg. 431), oder mit der Menge der Igel, vgl. Athen. I 30 d (Eustath. zu Il. II 625 p. 306, 14). Steph. Byz. s. Ἐχῖναι. Etym. M. s. Ἐχινάς p. 405, 8. Geogr. gr. min. II 298, 29f.; mit der Menge der Schlangen (ἔχεις), Geogr. gr. min. II 448, 25 ; oder nach dem Seher Echinos (s. d. Nr. 4), Apollod. bei Steph. Byz. s. Ἐχῖναι, vgl. Etym. M. p. 405, 8f.; oder nach einem gewissen Echion, Geogr. gr. min. II 298, 29. 448, 25; weitere Etymologien Etym. M. s. Ἐχινάς. Über die Entstehung der E. durch Anschlämmung des Acheloos Herod. II 10. Thuk. II 102, 3ff. Skylax 34 (Geogr. gr. min. I 37). Strab. I 59. X 458. Paus. VIII 24, 11. Plin. II 201 (IV 53); vgl. Wiedemann Herodots zweites Buch S. 70. Im Homerischen Schiffskatalog (Il. II 625ff.) erscheinen die E. unter der Herrschaft des Meges, vgl. auch Eurip. Iph. Aul. 284ff. Strab. X 456. 459. Dict. Cret. I 17. III 10 (VI 6). Nach Apollod. I 123 W. kommt die eine der Harpyien bis zu den E., die infolgedessen Strophades heißen; da ist auf die E. übertragen, was von den ursprünglich Πλωταί genannten Inseln an der messenischen Küste bei Kyparissia gesagt wird. Nach Apollod. II 50 entführte Poseidon die Hippothoë nach den E. und zeugte da mit ihr den Taphios, den Begründer des nahen Taphos, vgl. auch Tzetz. Lyk. 932. Nach den E. weist die Alkmaionsage, Thuk. II 102, 5f. Paus. VIII 24, 8ff. s. Bd. I S. 1553. Über die Entstehung der E. berichtet auch eine Verwandlungssage bei Ovid. met. VIII 577–611. Ursprünglich ihrer fünf Naiaden, luden sie die Götter der Flur zum Opfer von zehn jungen Stieren, vergaßen aber des Acheloos; im Zorn darüber schwemmte dieser das Uferland samt den Nymphen ins Meer hinaus, und diese wurden zu Inseln. Eine der E. war des Acheloos Geliebte, Perimele, des Hippodamas Tochter (wohl identisch mit Perimede bei Apollod. I 52); über die Schändung der Jungfrau ergrimmt, stürzte sie der Vater vom Felsen in die Tiefe; doch Acheloos fing sie auf und auf seine Bitten ward sie durch Poseidon in die Insel verwandelt. Vgl. auch Luk. de salt. 50. wo die Hervorbringung der E. als aitolischer Stoff des pantomimischen Tanzes aufgeführt ist. Neben Perimele werden besonders genannt: Apollonia (Steph. Byz.) und Artemita (Strab. I 59. Steph. Byz. Plin. IV 5) und Dolicha, das mit Unrecht mit dem homerischen Dulichion identifiziert wird (Strab. X 458 und Eustath. zu Il. p. 305, 40. Steph. Byz. s. Δουλίχιον); auch Taphos wird den E. beigezählt. Schol. Apoll. Rhod. I 747 (FHG II 28, 1). Geogr. gr. min. II 298, 20f. Vgl. [1921] noch Strab. II 124. VIII 335. 340. X 453. Geogr. gr. min. I 215 (Skymnos 469). 240 (Dion. Calliph. Graec. 60). II 130 (Dionys. perieg. 435). Kallim. hymn. IV 155. Apoll. Rhod. IV 1228. Dion. Hal. ant. Rom. I 51. Diod. VIII frg. 17 ed. Vogel. Plut. de def. or. XVII. Appian. praef. 5. Ptolem. III 14, 13. Mela II 110. Suid. Vgl. Bursian Geogr. v. Griechenl. I 119 (126). 127f. (II 346, 1. 366. 384, 1).

[Waser. ]