RE:Gerenia

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Stadt an der Ostküste des messenischen Golfes
Band VII,1 (1910) S. 12461247
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Gerenia, ἡ Γερηνία (Strab. VIII 353. 360. Paus. III 21, 7. 26, 8. 9. 11. IV 1, 1. 3, 2. 9. Herodian. I 296, 12 Lentz = Steph. Byz. Γερηνία. Eustath. 231, 29) scheint der wirkliche Name der Stadt am Messenischen Meerbusen gewesen zu sein, während die anderen Formen τὸ Γέρηνον, τὰ Γέρηνα, ἡ Γέρηνος (s. unter diesen) von den griechischen Philologen aus Hesiodstellen teils übernommen, teils erschlossen sind. Die Einwohner hießen Γερηνοί nach Ausweis der Inschrift (Ann. Brit. School Ath. X 176; vgl. Steph. Byz. s. Τάβαι). Hesiod nannte Gerenon (ἐν ἀνθεμόεντι Γερήνῳ frg. 35 Rz.; παρ' ἱπποδάμοισι Γερήνοις frg. 34) als Aufenthaltsort Nestors zu der Zeit, wo Pylos von Herakles zerstört wurde, um damit den Beinamen Γερήνιος zu erklären. Ob er dabei überhaupt an eine bestimmte Örtlichkeit gedacht hat, bleibt zweifelhaft. Die antiken Philologen, die das messenische Pylos für die Stadt Nestors hielten, bezogen die Verse Hesiods auf das historische G. (Strab. VIII 360. Paus. III 26, 8. Herodian. I 296, 12 Lentz = Steph. Byz.). Apollodor, der die Stadt des Nestor in Triphylien suchte, lehnt diese Beziehung ab (Strab. VIII 353 δύναται δὲ καὶ κατὰ τύχην οὕτως ὠνομάσθαι τὸ χωρίον) und nennt (Strab. VIII 360) G. unter den Orten, die man mit dem Homerischen Enope gleichsetzte, neben Pellana und einem Platz bei Kardamyle. Die Einwohner des elischen Pylos endlich (Strab. VIII 340) beriefen sich auf einen Γέρηνος τόπος, einen Fluß Γέρων und einen andern Γεράνιος in ihrem Stadtgebiet, von denen Nestor seinen Beinamen haben sollte. G. lag, wie Leake erkannt hat, in oder bei Kitries, einem Dorfe an der Ostküste des Messenischen Golfes, 21/2 km östlich von Kap Kurtissa, dem nördlichsten Vorsprung von Kap [1247] Kepháli. Die Ansetzung von G. bei der fränkischen Burg Zarnáta (Boblaye und Curtius) ist von Bursian und Forster (163f.) widerlegt. In Zarnáta sind nach Forster überhaupt keine antiken Reste. Etwas weiter östlich bei Kampos setzt er Alagonia an, das nach Paus. III 26, 11 30 Stadien landeinwärts von G. lag (vgl. R. Kiepert Forma orbis ant. XIII Text 5). Nach Apollodor bei Strab. VIII 360 gab es in G. ein Heiligtum des trikkäischen Asklepios, das er als Filiale des Heiligtums in Trikka bezeichnet (Thraemer Bd. II S. 1668). Die Messenier bestritten die thessalische Herkunft des Gottes (Thraemer a. O. 1648), und die Wiederkehr einer ganzen Reihe thessalischer Ortsnamen in Messenien deutet in der Tat auf Wanderungen hin. Pausanias (III 26, 9. IV 3, 2. 9) erwähnt ein Grab und Heiligtum des Machaon, das Rhodon hieß, und darin ein Bronzestandbild des Heros (vgl. Thraemer 1649. 1659). Das Heiligtum wird in einem nach Leuktro verschleppten Proxeniedekret aus G. als Ort genannt, wo es aufgestellt war (Forster 176f.). G. scheint ursprünglich messenisch gewesen zu sein. Das Schiedsgericht, das Philipp nach der Schlacht bei Chaironeia berief, um über die Gebietsansprüche der Argiver, Arkader, Messenier gegen Sparta zu entscheiden (Polyb. IX 33), sprach den Messeniern die Küste bis zum kleinen Pamisos zu, dem heutigen Bach von Milia (Strab. VIII 360. 361. Schaefer Demosth. u. seine Zeit III2 47. Weil Athen. Mitt. 1882, 213. Kolbe Athen. Mitt. 1904, 376). So wurde G. wieder messenisch. Es ist aber unzulässig, die wechselnden Schicksale der Dentheliatis auch für diese Küstenlandschaft vorauszusetzen. Erst Augustus änderte hier den Besitzstand. Zur Strafe für den Anschluß an Antonius (Paus. IV 31, 1) nahm er den Messeniern das Gebiet südlich der Χοίρειος νάπη, der heutigen Sandavaschlucht (Paus. IV 1, 1. Bürchner Bd. III S. 2363. Frazer Paus. III 421 mit der älteren Literatur. Philippson Pelop. 221f.). Diese Grenze galt noch 78 n. Chr. (Inschrift aus Mavromati bei Kolbe Athen. Mitt. 1904 Beilage zu S. 364 Z. 42 Χειμάρρους, ὅν προσονομάζουσιν Χοίρειον). G. wurde Mitglied des Bundes der Eleutherolakonen (Paus. III 26, 8. 21, 7), den Augustus aus dem Bunde der Lakedaimonier bildete (Mommsen R. G. V 238). Demgemäß soll ein Exemplar der genannten Inschrift aus G. im Heiligtum des Poseidon am Tainaron aufgestellt werden, dem Bundesheiligtum der Eleutherolakonen. Frazer Paus. III 401f. über die Lage, mit der älteren Literatur; 405f. über die Grenzveränderungen. Hitzig-Blümner Paus. I 875. Forster Ann. Brit. School Ath. X 163f. Inschriften: Collitz-Bechtel SGDI 4668f. Forster a. a. O. 176f. Zeichnung der Bucht von Kitries bei Gell Journey in the Morea 260. Über den Namen: Fick Vorgriech. Ortsnamen 99f. 136.

[Bölte. ]

Nachträge und Berichtigungen

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Band S XII (1970) S. 381
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S. 1246f. zum Art. Gerenia:

G. ist jetzt durch einen Inschriftenfund bei Kambos sicher lokalisiert, wie bei Kolbe IG V 1 p. 249 angenommen war, Kugeas Ἐπιτύμβιον Χρ. Τσούντα 1940, 651ff. nr. 2. L. Robert Rev. ét. Gr. LXI (1948) 154. Zu Kambos s. sonst R. Hope Simpson Ann. Brit. Sch. LII (1957) 236ff. LXI (1966) 114.

Nachträge und Berichtigungen

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Band R (1980) S. 116
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Gerenia

Stadt an der O-Küste des messen. Golfes. (L) S XII.