Schön Ulrich und Rautendelein

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Titel: Schön Ulrich und Rautendelein
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aus: Deutscher Liederhort,
S. 91–92
Herausgeber: Ludwig Erk
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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[91]
28a. Schön Ulrich und Rautendelein.


Mäßig. Aus der Gegend von Breslau.
Noten
Noten


1.
Schön Ullerich und Hanselein,

die wolltn zusammen ein Mädel frein. :|:

2.
Der Ulrich kriegt die schöne Magd,

dem Hansel wurd sie abgesagt.

3.
Sie gieng wol in die Kammer,

packt ihr Geschmeid zusammen.

4.
Er nahm sie bei ihrer schneeweißen Hand

und führt sie nein in dicken Wald.

[92]
5.
Und wie sie ein Stück gegangen war,

sah sie eilf Jungfraun hangen dar.

6.
„Schweig still, schweig still, Rautendelein!

du sollst jetzt bald die Zwölfte sein.“

7.
Er breit sein Mantel aufs grüne Gras,

er bat sie, daß sie niedersaß.

8.
Und wie sie sich nur buckte,

ihr Aeuglein sich eindruckte.

9.
Mit ihrem Kopf auf seinem Schooß,

mit heißen Thränen sie ihn begoß.

10.
„Weinst du um deines Vaters Gut,

oder weinst du um dein junges Blut?“

11.
‚‚‚Ich weine nicht um meins Vaters Gut,

ich weine daß ich sterben muß.‘‘‘

12.
„Und eh ich dich beim Leben la,

ein eisernen Pfahl will ich durch dich schlahn!“

13.
‚‚‚Ach Ulrich, liebster Ulrich mein,

verleih mir nur drei Gal zu schrein!‘‘‘

14.
„Vor mir schrei du auch viere,

kein Mensch wird dich nicht hören.“

15.
Den ersten Gal und den sie that,

so ruft sie den lieben Vater an.

16.
Den zweiten Gal und den sie that,

so ruft sie die liebe Mutter an.

17.
Den dritten Gal und den sie that,

so ruft sie die liebe Schwester an.

18.
Den vierten Gal und den sie that,

so ruft sie ihre lieben Brüder an.

19.
Der Bruder saß beim kühlen Wein;

der Schall der kam zum Fenster rein.

20.
„„Jetzt hört ihr Brüder alle,

meine Schwester schreit im Walde.““

21.
Kaum daß der Bruder das Wort aussagt,

schön Ulrich schon zur Thür nein trat.

22.
„„Ach Ulrich, lieber Ulrich mein,

was hast du für blutge Händelein?““

23.
„Warum solltn meine Hände nicht blutig sein,

ich hab es erstochen ein Täubelein.“

24.
„„Das Täubelein das du erstochen hast,

das hat meine Mutter zur Welt gebracht.

25.
„„Sie hats erzogen mit Semmel und Wein,

es war meine Schwester Rautendelein.““

26.
Da zog der Bruder sein scharfes Schwert

und hieb dem Ulrich den Kopf zur Erd.

27.
„„Jetzt lieg du hier im Blute,

jetzt trüb um Vater und Mutter!

28.
„„Jetzt lieg du hier und faule!

kein Mensch wird um dich trauern.““

29.
Rautendchen kam ins kühle Grab,

schön Ulrich kam aufs höchste Rad.

30.
Rautendchen spielen die Glocken schön,

schön Ulrich schrien die Raben zu sehr.

(F. D. Gräter’s „Idunna und Hermode. I. Jahrg. Breslau, 1812.“ Nr. 35.)

Str. 12 nach Hoffmann’s von Fallersleben Schles. Volksliedern. S. 24. – 13. Gal, mhd. gal – von gëllen, tönen – der Schall, Schrei.