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nach den angeblichen Fehlern, die zu Schmidts Verdrängung geführt haben konnten, kam man darauf[1], ihm Schuld am Turmeinsturz zuzuschieben.

Die Aufstellung des Gerüstes an der Westseite des Turmes beanspruchte sieben Wochen, der Abbruch selbst gerade ein Jahr. Im August 1766 war er beendigt, der Grund zum neuen Turm ausgegraben und abgesteift, auch die Aufmauerung der südlichen Kirchenhälfte bis zur Zocke fort­geschritten. Da mußte Anfang September der Rat den Weiterbau auf Anordnung des Ober­landbaumeisters Exner einstellen.

Die Jahre 1765 bis 1769 wurden aus­gefüllt durch Verhandlungen um Genehmigung der Schmidtschen Baupläne.


2. Der Baumeister der Kirche.

Schmidts Leben und Tätigkeit.

Was wissen wir heute über Johann Georg Schmidt, seinen Lebens- und Bildungsgang? 1774 am Nachmittag des 28. Juli[2] wurde er „eines hochedlen Rats Bau- und Zimmermeister für 4 Taler 13 Groschen, wovon 1 Taler 4 Groschen pro concio (für die Leichenrede) nach St. Johannis begraben“. Verstorben ist er „am verzehrenden Fieber in seinem eigenen Haus auf der Seegasse als Ehemann, 67 Jahre alt“. Der ehemalige Johannisfriedhof, in der Gegend der Johann-Georgen-Allee, ist 1861 säkularisiert, die Gebeine Georg Bährs sind damals in die Grüfte der Frauenkirche überführt worden. Seinen Schüler kannte man nicht mehr.[3] Auch heute sind wir wenig über sein Leben unterrichtet. Das meiste erzählt er uns selbst in einer Ver­teidigungsschrift gegen Exner[4] (Juli 1767).

Im Jahre 1707 geboren, vermutlich in Dresden, fand er früh in dem Hause seines Vetters Georg Bähr Aufnahme und die erste Anregung für seinen Beruf. „Von Jugend auf habe ich bei dem berühmten Baumeister Bähr in den besten Zeichnungen fremder ansehnlicher Kirchen und Hauptgebäude mich zu üben Ge­legenheit gehabt.“ Bis zum Tode des Meisters war er immer an dessen Seite und in dessen Hause. Unter ihm hat er auch das Zimmerhand­werk zunftmäßig erlernt.

Haus Ecke Seestraße und An der Mauer, 1711 von Bähr
errichtet. Wohnhaus von Bähr und Schmidt.
Im Obergeschoß die Zeichenstube.


  1. So erstmalig in den „Merkw. der Krenzkirche 1792“.
  2. Sterberegister der Kreuzkirche 1774.
  3. Vergl. die Schrift über die Toten des Johannisfriedhofs. Königl. Bibliothek Hist. Sax. D. 448 misc.
  4. Hauptstaatsarchiv loc. 2257, Kreuzkirchenbau betreffend. VolI.
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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/21&oldid=- (Version vom 26.4.2024)