Seite:Anmerkungen übers Theater.pdf/33

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werden. Angeschaut. Werd ich aber vorgestellt und verfehlt – so möcht ich Palet und Farben ins Feuer schmeissen, weit inniger betroffen, als wenn eine Bethschwestergesellschaft mich zum Bösewicht affterredet. Bin ich denn ein Bösewicht? Und bin ich denn – und schlag in die Hände – was ihr aus mir machen wollt?

Aber wie gewinnen könnte ich (sagt der Künstler) o welch ein herrlicherer Dank? welch eine seligere Belohnung aller Mühe, Furcht und Leiden, wie gar nichts Ehrensäulen und Pensionen dagegen, zu denen der Künstler nie den Weg hat wissen wollen – als meine Ideen lebendig gemacht, realisirt zu sehen. Zu sehen das Ganze und seine Wirkung wie ich es dachte – o ihr Beförderer der Künste! ihr Mäcenen! ihr Auguste! non saginandi[WS 1] – nur Platz, unser Schauspiel aufzuführen und ihr sollt Zuschauer seyn. Euer ganzes Volk. Da ihr im Angesichte eures ganzen Volks auf dem Theater der Welt eure Rollen spielen müßt und sich der Nachruhm nicht bestechen läßt – wo wollt ihr euch verewigen als hier? Horatz schlug das carmen lyricum vor, aber siehe, ich sage euch, euer Ruhm stirbt mit seinem Schall, bleibt selber nur Schall, nie in Anschauen,

nie in Bewegungen des Herzens verwandelt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zitat aus Dubos, Reflexions critiques II, S. 108: „Equi et Poetae alendi sunt, non saginandi“ (Pferde und Dichter soll man ernähren, aber nicht mästen).
Empfohlene Zitierweise:
Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anmerkungen_%C3%BCbers_Theater.pdf/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)