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existiert, sie haben nur Sinn als Einleitung zu längeren apokalyptischen Ausführungen. Die meisten Kritiker sehen daher in diesen Briefen den spätesten Bestandteil der Apk. Dieser Ansicht haftet nun eine unlösliche Schwierigkeit an. Gewöhnlich nämlich identifiziert man dann den Schreiber der ersten Kapitel mit dem letzten Redaktor oder Überarbeiter, dessen Arbeit man sich sonst möglichst mechanisch und nichtssagend vorzustellen pflegt. Und dann bleibt eben die Frage offen: Wie kommt es, daß der geistesmächtige Schriftsteller, der Kap. 1-3 schreiben konnte, sich nachher damit begnügte, Quellen zu kompilieren (Erbes, Weyland), oder in eine schon vorhandene Apk dürftige Zusätze einzuarbeiten (Vlt., Vischer, Pfleiderer I)? — Treffend hat Sabatier p. 10 dies Problem zusammengefaßt: le rédacteur chrétien n’est pas un simple littérateur ... ce Jean qui écrit aux sept églises d’Asie ... veut faire oeuvre apostolique ou moins oeuvre pastorale directe, et dès lors il vient difficile d’admettre, qu’un apôtre ou un pasteur d’âmes se soit borné à un simple rôle d’éditeur et d’annotateur. — Umgekehrt und jedenfalls richtiger suchen Sp. und J. Weiß die Sendschreiben gerade dem christlichen Urapokalyptiker zuzuschreiben und diesen von dem Apok. letzter Hand resp. dem Redaktor bestimmt zu trennen. Mit der Hypothese einer christlichen Urapokalypse, wie sie J. Weiß vorträgt, habe ich mich bereits oben S. 127f. auseinandergesetzt. Über Sp.s Versuch (der Ausscheidung der Siegelquelle) vgl. den Exkurs am Ende von Kap. 6. Somit gelangen wir auf die Bahn, die Wzs. Sabatier schon zuerst betreten haben. Allerdings stammen die ersten drei Kapitel der Apk von letzter Hand. Aber wir dürfen uns dann auch den Schriftsteller derselben nicht in den späteren Partien als simplen Redaktor denken, sondern als selbsttätigen Schriftsteller, der allerdings apokalyptische Quellen und Fragmente mündlicher und schriftlicher Tradition in reichem Maße verwandte, aber doch so, daß er selbsttätig und frei mit seinem Stoff schaltete und aus den verschiedenen Elementen ein neues Ganze schuf, das den Stempel, seines Geistes trägt. Das wird die einfachste Lösung des Problems sein.


II. Die Siebensiegelvision. Kap. 4-8,1.
A. Kap. 4. Der Thronsaal Gottes.

4,1. μετὰ ταῦτα εἶδον καὶ ἰδοὺ θύρα ἠνεῳγμένη (s. o. S. 162) ἐν τῷ οὐρανῷ. Ez 1,1 κ. ἠνοίχθησαν οἱ οὐρανοί, καὶ εἶδον ὁράσεις θεοῦ. Himmelf. Jes 6,9 (im äthiop. Text) „Und sie hörten eine Tür, welche jemand öffnete und die Stimme des heiligen Geistes“. II Bar 22,1; Mt 3,16 u. Par. Akt 10,11. Der Ausdruck μετὰ ταῦτα εἶδον führt jedesmal eine neue

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S242.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)