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August. Der Hengst gesattelt, wenn ich von Sophien spreche! – Sie sind grausam wie ein Winterfrost im Mai, Sie fahren wie ein düst’rer Schlagschatten über die lichten Felder meiner Phantasie, Sie satteln den Hengst, wenn ich von ihr spreche! – Welch ein empörender Uebergang! O Sie müßten sie gesehen haben, nur ein einziges Mal!

Graf. Und wenn ich sie sähe?

August. Sie würden anders denken. Sie würden sagen: „es giebt für August keine Frau als nur Sophie!“ Mit Ihrer Einwilligung würd’ es mir leichter werden, die der Göttlichen zu erlangen.

Graf. Hast Du die nicht schon? – Ich dächte, Mademoiselle Sternfeldt könnte sich nur geehrt fühlen, wenn ein Cavalier und dereinstiger Rittergutsbesitzer sich um ihre Hand bewirbt?

August. Sie mag mich nicht!

Graf. Das ist das Erste, was mir an ihr gefällt!

August. Sie tadelt meine Jugend, meine Heftigkeit, und thut mir damit doch so Unrecht! Ist der Vulkan nicht selbst am schönsten, wenn er Feuer speit? Sie liebt mich auch, ich weiß es, aber ich habe einen Nebenbuhler.

Graf. Nur einen? Das nimmt mich Wunder!

August. Nicht einen Nebenbuhler von Fleisch und Blut, den ich besiegen könnte – nein, einen viel gefährlicheren! Wenn ich außer mir zu ihren Füßen sinke, wenn ich sie frage: „Sophie, wen lieben Sie mehr als mich?“ – so sagt sie ruhig: „meine Kunst.“ – Es ist zum Verzweifeln! Nicht einmal einen Gegner, mit dem ich mich schlagen kann! – Die Kunst, und alle neun Musen, wenn ich sie heraus forderte, sie kämen nicht!

Graf. Wäre auch nicht eine Gesellschaft, die sich für einen Cavalier Deines Standes paßte, und bei welcher ich Sekundant seyn möchte. – Doch nun, mein Sohn, der Hengst wird ungeduldig! Laß ihn die Sporen fühlen und hole Dir zum Mittagsessen guten Appetit!

August (träumend). In acht Tagen tritt sie ihre Kunstreise an!

Graf. Das hast Du schon vorhin gesagt, als ich Dir die Schachpartie abgewann.

Empfohlene Zitierweise:
Clementine Schrader: Der Hohlweg. Lustspiel in einem Akt. Vereins-Buchhandlung, Berlin 1843, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clementine_Schrader_-_Der_Hohlweg_(1843).pdf/8&oldid=- (Version vom 28.5.2023)