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Jahr Eingeborne Bevölkerung
(mit Ausnahme von 1832
und 1836, wo die wenigen
Fremden mit eingerechnet
wurden).
Jährliches procentisches Abnahme-
verhältniss, unter der Annahme,
dass es zwischen zwei auf einander
folgenden Zählungen gleich blieb,
da diese nach regelmässigen Zwi-
schenräumen angestellt wurden.
1832
1836
1853
1860
1866
1872
130313
108579
71019
67084
58765
51531
}
}
}
}
}
4,46
2,47
0,81
2,18
2,17

Wir sehen hier, dass in dem Zeitraume von vierzig Jahren, zwischen 1832 und 1872, die Bevölkerung um nicht weniger als achtundsechzig Procent abgenommen hat! Dies ist von den meisten Schriftstellern auf die Lüderlichkeit der Frauen, die früheren blutigen Kriege, die schwere, den eroberten Stämmen auferlegte Arbeit und neu eingeführte Krankheiten, welche sich bei verschiedenen Gelegenheiten als äusserst zerstörend erwiesen haben, geschoben worden. Ohne Zweifel sind diese und andre ähnliche Ursachen in hohem Grade wirksam gewesen und können wohl das ausserordentliche Abnahmeverhältniss zwischen den Jahren 1832 und 1836 erklären; die wirksamste von allen Ursachen scheint aber die verringerte Fruchtbarkeit zu sein. Einer Angabe des Dr. Ruschenberger, von der Marine der Vereinigten Staaten, zufolge, welcher diese Inseln zwischen 1835 und 1837 besuchte, hatten in einem District von Hawaii nur fünfundzwanzig Männer unter 1134 und in einem andern District nur zehn unter 637 eine Familie mit drei Kindern. Von achtzig verheiratheten Frauen hatten nur neununddreissig überhaupt Kinder geboren, und „der officielle Bericht gibt als Mittel nur ein halbes Kind jedem verheiratheten Paare auf der ganzen Insel“. Dies ist fast genau dieselbe Mittelzahl wie bei den Tasmaniern in Oyster Cove. Jarves, dessen Geschichte 1843 erschien, sagt, dass „Familien, welche drei Kinder haben, frei von allen Steuern sind; diejenigen, welche mehr haben, werden durch Geschenke an Land und andere Aufmunterungen belohnt“. Dies ganz beispiellose Vorgehen der Regierung zeigt klar, wie unfruchtbar die Rasse geworden war. Ein Geistlicher, A. Bishop, erklärte im Hawaiischen „Spectator“ 1839, dass eine grosse Anzahl von Kindern in frühem Alter sterben; und Bischof Staley theilt mir mit, dass dies noch immer der Fall ist, genau wie in Neu-Seeland. Dies ist der Vernachlässigung der Kinder durch die


Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/258&oldid=- (Version vom 16.11.2020)