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kleineren Bezirk, z. B. Rutlandshire (wo die jährlichen Geburten im Mittel nur 739 betragen), so verhielten sich im Jahre 1864 die männlichen Geburten wie 114,6 und im Jahre 1862 wie 97,0 zu 100; aber selbst in diesem kleinen Bezirke war das mittlere Verhältniss aus den 7385 Geburten während der ganzen zehnjährigen Periode wie 104,5 zu 100, d. i. also das nämliche Verhältniss wie durch ganz England.[1] Die Proportionen werden zuweilen durch unbekannte Ursachen in geringem Grade gestört; so gibt Prof. Faye an, „dass in einigen Bezirken von Norwegen während einer zehnjährigen Periode beständig zu wenig Knaben geboren wurden, während in andern das umgekehrte Verhältniss bestand“. In Frankreich verhielten sich während vierundvierzig Jahren die männlichen zu den weiblichen Geburten wie 106,2 zu 100; aber während dieser Periode ist es in einem Departement fünfmal, in einem andern sechsmal vorgekommen, dass die weiblichen Geburten die männlichen übertrafen. In Russland erhebt sich das Verhältniss sogar bis auf 108,9 und in Philadelphia in den Vereinigten Staaten auf 110,5 zu 100.[2] Das aus ungefähr siebzig Millionen Geburten von Bickes berechnete Mittel für Europa ist 106 Knaben zu 100 Mädchen. Auf der andern Seite wird das Verhältniss bei den weissen, am Cap der guten Hoffnung geborenen Kinder so niedrig, dass es während aufeinanderfolgender Jahre zwischen 90 und 99 Knaben auf 100 Mädchen schwankt. Es ist eine merkwürdige Thatsache, dass bei Juden das Verhältniss der männlichen Geburten entschieden grösser ist als bei Christen: so verhalten sich die männlichen Geburten der Juden in Preussen wie 113, in Breslau wie 114 und in Liefland wie 120 zu 100 weiblichen, während die christlichen Geburten in denselben Gegenden das gewöhnliche Verhältniss zeigen, z. B. in Liefland von 104 zu 100.[3]


  1. Twenty-ninth Annual Report of the Registrar-General for 1866. In diesem Berichte ist (p. XII) eine specielle zehnjährige Tabelle gegeben.
  2. In Bezug auf Norwegen und Russland s. einen Auszog von Prof. Faye’s Untersuchungen in: British and Foreign Medico-Chirurgical Review, April 1867, p. 343, 345. In Bezug auf Frankreich s. das Annuaire pour l’an 1867, p. 213. Wegen Philadelphia s. Dr. Stockton-Hough, in: Social Science Assoc. 1874; in Bezug auf das Cap s. Quetelet, citirt von Dr. H. H. Zouteveen in der Holländischen Uebersetzung dieses Werkes (Bd. I, p. 417), wo viele Angaben über die Verhältnisszahlen der Geschlechter gemacht werden.
  3. In Betreff der Juden s. Thury, La loi de Production des Sexes. 1863, p. 25.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/333&oldid=- (Version vom 31.7.2018)