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deines unlängst verstorbenen Feindes, des Radscha Sorahmatra von Sadani.“

„Und das – das sagst du mir mit solcher Gleichgültigkeit!“ rief ich erschreckt. „Wie lange weißt du denn schon, daß dieser Spion uns auch hierher gefolgt ist?“

„Seit gestern,“ erwiderte er einfach. „Ich habe dich nicht unnötig beunruhigen wollen.“

„Und was nun?“

„Dasselbe wie bisher: über dein Zusammentreffen mit dem Hindu schweigen, abwarten und vorsichtig sein.“ – Damit schlüpfte er in seine Hängematte und wickelte sich in das Moskitonetz ein. – –

Für den Freitag hatten wir eine Einladung des Radscha zur Mittagstafel erhalten. Diese fanden wir in dem großen Wohnzelte aufs prunkvollste gedeckt und mit einer schier erdrückenden Menge silberner und goldener Tafelgeräte bestellt. Der Fürst, ein noch junger Mann mit fast europäischem Gesichtsschnitt und ganz heller Hautfarbe, behandelte uns mit großer Liebenswürdigkeit und unterhielt sich besonders eifrig mit meinem Freunde, dessen echt germanische Erscheinung – Erich war ein wahrer blonder Hüne – ihm offenbar sehr gefiel. Nach Tisch wurden die elfenbeinverzierten Ebenholzstühle, auf denen der Radscha und sein vornehmster Gast, der Vizekönig von Indien, gesessen hatten, vor das Zelt unter den baldachinartigen Vorbau getragen, während für uns und das fürstliche Gefolge elegante Feldstühle in einem Halbkreise schon bereitstanden.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/62&oldid=- (Version vom 30.6.2018)