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wie die Bildsäulen mit über der Brust gekreuzten Armen da. Es war, als ob sie durch ihre völlige Bewegungslosigkeit den erschütternden Eindruck dieses furchtbaren Schauspiels noch erhöhen wollten. Und alle, die Zeugen dieses für das menschliche Begriffsvermögen gänzlich unerklärlichen Vorganges gewesen waren, befanden sich in einer Art schwerer Erstarrung, blieben regungslos, stumm, richteten ihre Blicke wie gebannt auf den Weidenkorb, als müßte aus dem hellen Geflecht jeden Moment das rote Blut der Inderin hervorfließen.

Plötzlich wurde jedoch die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf etwas anderes gelenkt. Mein Freund hatte sich, noch bevor ich ihn daran zu hindern vermochte, erhoben und war, taumelnd wie ein Trunkener, vorwärtsgeschritten. Vor dem Korbe machte er halt, stieß einen markerschütternden Schrei aus und stürzte vornüber zu Boden, wobei er den Korb im Fallen mit umriß.

Und jetzt sah man – woran ich nie gezweifelt hatte – daß dieser vollständig leer war.

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Soeben hatte die Weckeruhr elf geschlagen. In unserem kleinen Häuschen saß neben dem Lager Erichs, das wir aus Decken auf dem Fußboden zurechtgemacht hatten, Dr. Schusterius, der Leibarzt des Fürsten, und prüfte eben den Pulsschlag des Kranken, der jetzt in vollkommener Apathie dalag, nachdem es uns nach stundenlangen Bemühungen

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Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/71&oldid=- (Version vom 30.6.2018)