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Und dort flammte jetzt für Sekunden ein Lichtschein auf.

„Harald!“ flüsterte ich nochmals, obwohl ich bereits den ersten Schritt auf die Tür zu getan hatte.

Kleine Antwort. Ich eilte rascher auf die Tür zu, faßte in die Tasche. Hatte die kleine elektrische Lampe in der Hand, suchte mit dem Daumen den Knopf.

Und fühlte von rückwärts zwei Hände um meinen Hals, erhielt einen Stoß, flog halb zur Seite auf eine federnde Bettmatratze. Lag unter dem heimtückischen Angreifer, merkte, wie mir eine eisige Flüssigkeit über das Gesicht lief: Äther – Äther mit Chloroform vermischt, – und wußte, daß es hier kein Entrinnen gab, daß es am klügsten war, recht schnell eine Betäubung vorzutäuschen.

Doch der Mann über mir war vorsichtig, lockerte die Hände, ließ mich dreimal keuchend atmen.

Ein Schwindel riß mich in einen bodenlosen Abgrund hinab. –

Ich konnte nicht lange bewußtlos gewesen sein. Ich wurde mir langsam klar über meine Lage. Ich befand mich noch auf derselben Matratze scheinbar, und Hände und Füße waren mir an die Knöpfe der Bettpfosten straff festgebunden, so daß ich nur mit dem Rücken die Matratze berührte.

Im Munde steckte mir ein Knebel, dessen Schnur bis ins Genick lief und tief in die Wangen einschnitt.

Um mich her dieselbe Finsternis. Und um mich her allerlei Geräusche, die jedoch von draußen kamen: das Scharren der Birnbaumzweige an den Scheiben und an der Zinkrinne, das Brandungsgeräusch – ganz schwach nur.

Und jetzt – jetzt noch etwas.

Ja – ein Knarren – so, wie ein Holzbett knarrt.

Das Knarren ertönte hier in demselben Raume. Es verstummte, erklang von neuem; es war eine gewisse Gleichmäßigkeit in diesem Knarren; es waren längere und kürzere Töne.

Da – lang, kurz, kurz – lang, kurz, kurz – lang, lang.

Ein Gedanke – für mich gar nicht so fern liegend: das war Harst, der ebenfalls auf einem Bett festgebunden war und der es absichtlich zum Knarren brachte.

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Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/14&oldid=- (Version vom 30.6.2018)