Ich stoße die rechte Kammertür auf …
Leer …
Die linke dann …
Dämmerlicht … Zwei bleiche Gesichter … Zwei Menschen auf den übereinander stehenden schmalen Klappbetten …
Die Jörnsens … – gefesselt … Der Alte mit verbundenem Kopf … Blut ist durch den Verband gedrungen – ein großer schwarzer Fleck. Der Alte mit Stoppelbart wie ich … Mit Blutkrusten am Kinn …
Und Frau Jörnsen, noch schmieriger als sonst, kreischt mir als erste zu:
„Abelsen – – rette uns!! Rette uns!!“
Das bringt mich wieder zu Verstand …
Ich löse ihre Stricke …
Jörnsen kann kaum sprechen …
Beide sind zu schwach, sich zu erheben …
„Hunger – Durst …!“ kreischt das Weib, und ihre Stimme geht mir durch und durch …
„Sofort … – ich hole alles …“ – und ich renne zur Kombüse, in unser Versteck …
Kognak, Zwieback, Keks …
Renne zurück …
Die beiden trinken, kauen …
Ich denke an die Toten … Sie müssen verschwinden … Der Anblick ist nichts für diese beiden halb Verschmachteten, deren Augen den Irrsinn unerhörter Qualen auszustrahlen scheinen.
Ich schließe die Kammertür … Schleppe den Mestizen nach oben … Dann den andern von der Treppe … Sie fliegen über Bord, versinken.
In wenigen Minuten ist der Kutter kein Leichenschiff mehr …
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/113&oldid=- (Version vom 31.7.2018)