Seite:Das tote Hirn.pdf/130

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

obere Relingstange nicht fahren zu lassen … – des Freundes wegen …

Ich hänge außenbords … pendele hin und her, muß die eine Hand lösen, um das Gesicht der Reling wieder zuzukehren …

Es gelingt. Ich ziehe mich empor, falle nach vorn auf die Deckplanken, liege da wie ein totgetretener Frosch, alle Viere von mir gestreckt … Und krieche vorwärts … Meine Beine schleppen nach wie Bleistücke … Krieche die Treppe der Heckkajüte abwärts, Kopf nach vorn … – drei Stufen …

Eine neue See, ein neuer Berg dunklen Glases, das donnernd über dem Kutter zerschellt.

Und durch die von mir geöffnete Tür des Niedergangs spült mich ein reißender Bach nach unten … Mein Schädel rammt die Kajütentür. Die obere Füllung fliegt heraus …

Der Stoß hat mich erledigt …

Ein Brillantfeuerwerk täuscht mir mein verdröhntes Hirn vor. Dann erlischt mein Bewußtsein. Aber im Unterbewußtsein, in dem die Sorge um Boche Boche weiterlebt und mich peinigt, ersteht mir der Wille zum Bezwingen auch dieses verhängnisvollen Zwischenfalls. Vielleicht ist’s auch das kühle Wasser, in dem ich hier wie in einer eckigen Badewanne liege. Als Jörnsen, durch den Knall der herausbrechenden Füllung geweckt, mich findet, bin ich schon halb auf den Beinen. Jörnsen hat hier in der Kajüte geschlafen, und so wie er ist – nur in Unterhosen – läuft er nach meinen ersten gelallten Worten mit dem Apothekenkasten zur Back. Ich taumele hinterdrein, wundere mich, daß meine Beine mir wieder gehorchen, wundere mich, daß der Kutter plötzlich so merkwürdig

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/130&oldid=- (Version vom 31.7.2018)