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im letzten Kampf der letzten Kräfte gegen den Sensenmann.

Eine Wolke Gestank umgibt den Ärmsten …

Gestank von Unrat …

Ich fühle, wie ich selbst erbleiche … Es ist ja kein Fremder, der hier vor mir liegt, nein, es ist der Freund – der einzige, den ich habe…

Hier gibt’s kein langes Überlegen …

Handeln, helfen, retten, was noch zu retten ist. Und ich bringe es wirklich fertig, mit dem Kameraden im Arm die Back zu erreichen … Spritzer umrauschen uns … Ich stolpere, gleite. Ich spanne meine Muskeln bis aufs Äußerste an.

Nun ruht Boche Boche in seiner Koje …

Her mit der Kognakflasche … Her mit einem Löffel …

Aber – er schluckt nicht mehr … Die Zunge behindert mich. Ich kann den Löffel nicht tief genug in den Mund einführen. Ich brauche Hilfe. Jörnsen weiß in diesem Falle auch besser Bescheid als ich. Jörnsen muß geweckt werden …

Ich eile an Deck …

Der Kutter bäumt sich … Eine riesenhafte Woge überflutet das Heck … Die Ankerketten kreischen in den Klüsen, schrillen wie Stahlsaiten. Der Wasserberg packt mich … Im letzten Moment greife ich nach der Reling … Die Woge zerrt meine Beine hoch … Ich stehe mitten im gurgelnden Gischt wie ein Turner im Handstand … Habe das Gefühl, daß mir jeden Augenblick die Arme ausgerissen werden müssen … Dann reißt mich die jagende Wassermasse nach außen … Meine Beine schlagen gegen die Bordwand … Blitzartig das Empfinden des schwindenden Bewußtseins … Und doch noch die Energie, die

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/129&oldid=- (Version vom 31.7.2018)