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an diesem neuesten Streich Lady Broogs, wobei er betonte, daß diese ihm die ganzen Verhältnisse ganz anders dargestellt hätte, so daß er tatsächlich angenommen hatte, Lord Blackmoore wäre Lady Broog ohne Grund untreu geworden und hätte nur aus Berechnung seine jetzige Gattin geheiratet.

Dieser alte Charles Tallien war kein übler Mensch. Man merkte ihm an, wie unangenehm es ihm war, sich auf diese fragwürdige Sache eingelassen zu haben. Er betonte, daß Lady Broog ihm versichert hätte, sie würde die Gefangenen in kurzer Zeit wieder freigeben, es sei nur ihre Absicht, Lord Blackmoore, als dessen Braut sie sich seiner Zeit betrachtet hätte, öffentlich bloß zustellen. Gerade dieser Gewaltstreich, meinte sie, würde die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf den Mann lenken, der als Schurke an ihr gehandelt hätte.

Wir schieden von Tallien jedenfalls in Frieden. Er erzählte uns noch, daß er seine Jacht durch eine Maklerfirma bereits an einen Amerikaner für eine Kreuzfahrt in die Südsee auf drei Monate vermietet hätte.

Kaum war er gegangen, als ein indischer Dienstmann einen Brief brachte, der an Harst gerichtet war mit dem Zusatz:

„An Bord der Jacht Atlanta, Westkai.“

Wir saßen auf dem Achterdeck unter dem Sonnensegel. Der Koch trug gerade das Frühstück auf.

„Ich werde den Brief erst nach dem Frühstück öffnen,“ meinte Harald und schob ihn in die Tasche. „Ich möchte uns den Appetit nicht verderben.“

Lady Blackmoore schüttelte den Kopf. „Ich verstehe Sie nicht, Master Harst. Appetit verderben?“

„Ja, Mylady. Anna Broog ist keine wohlschmeckende Beigabe zu einem ersten Frühstück.“

„Ah – der Brief ist von ihr?“ meinte der Lord.

„Ich nehme es bestimmt an. Wir haben seit ihrer Flucht im Motorkutter nichts von ihr gehört. Daß sie sich melden würde, damit rechnete ich.“

„Dann wäre sie also in Madras?“

„Ja, Mylord. Ich habe sie gestern zweimal gesehen.“

„Gesehen?!“ stieß Lord Percy ungläubig hervor.

In demselben Moment kam ein kleiner, magerer Herr hastig über die Laufplanke. Ich erkannte ihn sofort. Es war der Privatdetektiv Britton. Harald hatte ihn ebenfalls bemerkt.

„Britton! Hierher!“ rief er und ging ihm entgegen.

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Walther Kabel: Der Piratenschoner. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Piratenschoner.pdf/37&oldid=- (Version vom 31.7.2018)