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Ich sah, wie er mit Britton hastig ein paar Sätze austauschte. Sie flüsterten dabei. Mir erschien diese Geheimniskrämerei nicht ganz geheuer.

Dann näherten sie sich unserem Tische. Britton, den Lady Broog ebenso wie Bessie Flepp sofort mit der Atlanta hatte heimkehren lassen, verbeugte sich.

„Ich wollte mich nur von den Herrschaften verabschieden,“ sagte er. „Ich soll auch noch Grüße von Lord Albemarle ausrichten. Es geht ihm seit gestern abend nicht gut. Er fühlt sich plötzlich sehr schwach und fiebert leicht.“

„Wir waren doch aber gestern abend bis neun Uhr noch mit ihm zusammen,“ meinte Lady Blackmoore. „Vielleicht nur ein Malariaanfall, Master Britton. Es würde mir herzlich leidtun, wenn Albemarle ernstlich unpäßlich wäre.“

Britton nahm die Zigarre, die ihm der Lord anbot, schnitt bedächtig die Spitze ab und erwiderte:

„Ich war gestern um halb zehn abends bei Seiner Lordschaft. Er lag im Sessel und schalt auf die betrunkenen Matrosen, die ihn vorhin auf dem Heimweg angerempelt hatten. Er sah recht schlecht aus und suchte umsonst das körperliche Unbehagen durch Kognak zu bekämpfen.“

„Es wird Malaria sein,“ sagte Lord Blackmoore achselzuckend. „Albemarle schont sich auch zu wenig. Er ist kein Jüngling mehr. Er übertreibt die Sportausübung. Alles hat seine Grenzen. Mit zweiundfünfzig Jahren soll man mit seiner Kraft haushalten.“

Britton sagte uns dann sehr bald lebewohl und verließ die Atlanta. Punkt sechs Uhr wurden die Trossen von den Kaipfählen losgemacht, und die Motoren der Jacht begannen zu arbeiten. Wir saßen bequem in unseren Liegestühlen und genossen behaglich den frischen Morgen und den Anblick des immer ferner rückenden Landes.

„So – nun der Brief!“ sagte der Lord da und schaute Harst erwartungsvoll an.

Harald nickte ernst, zog den Brief aus der Tasche und hielt ihn Blackmoore hin. „Es ist doch Lady Broogs Schrift?“ meinte er.

„Ja. Nur sie malt so fingerlange Buchstaben.“

Harald schnitt den Umschlag auf. Dabei erklärte er bedächtig:

„Ich glaube nicht, daß es ein gewöhnlicher Brief ist. In

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Walther Kabel: Der Piratenschoner. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Piratenschoner.pdf/38&oldid=- (Version vom 31.7.2018)